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Weiterentwicklung von Persönlichkeiten in Unternehmen
Weiterentwicklung von Persönlichkeiten in Unternehmen

Weiterentwicklung von Persönlichkeiten in Unternehmen

Der digitale Wandel verändert das Kundenverhalten und die Geschäftsmodelle ganzer Branchen. Das fordert neue Kompetenzen.Das Institut für Management und Weiterbildung (IMW) passt deshalb seine Weiterbildungsprogramme stetig an das veränderte Umfeld an – auch durch Kooperationen mit regionalen Unternehmen. So etwa beim Zertifikatslehrgang Digitale Transformation, einer Zusammenarbeit mit der Graubündner Kantonalbank. Alex Villiger, Personalleiter bei der Bank, spricht im Interview über die Weiterentwicklung von Mitarbeitenden und Führungskräften und den Wert von Weiterbildungen.

Interview: Silvio Anesini / Bild: FH Graubünden

Was sind die Haupttreiber, die Unternehmen dazu bewegen, sich weiterentwickeln zu wollen?

Es geht primär darum, Dienstleistungen und Produkte kontinuierlich auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden auszurichten. Die damit verbundenen Prozesse werden stetig verbessert, um das Fehlerrisiko zu reduzieren. Darüber hinaus soll die Produktivität gesteigert werden, um einen Beitrag zum Erfolg zu leisten.

Was tut die Graubündner Kantonalbank (GKB) konkret, um besser zu werden?

Wir prägen die Verbesserungen stark «bottom-up», also von unten nach oben. Das heisst, wir beziehen die Mitarbeitenden, die in den jeweiligen Prozessen arbeiten, in die Verbesserungen ein. So setzen sie ihre Stärken und Expertise ein, um die Abläufe zu optimieren. Unsere 1000 Mitarbeitenden sind viel näher am Geschehen. Sie beraten die Kundinnen und Kunden, bearbeiten Themen und verantworten Dienstleistungen. Dies erhöht die Anzahl relevanter Inputs, die gleichzeitig näher an der betrieblichen Realität sind. Früher war das anders: Da waren Verbesserungen «top-down» geprägt. Es gab Verantwortliche für das Qualitätsmanagement oder einen Wertschöpfungsprozess.

Wie kann die GKB ihre Mitarbeitenden in ihrer zentralen Rolle befähigen, sich zu verbessern?

Wir arbeiten intensiv an der Führungsqualität. So schulen wir unsere Führungskräfte in regelmässigen Seminaren und stärken ihre Eigenverantwortung. Mitarbeiterförderung und New Work sind zentrale Themen. Es ist primär eine Führungsaufgabe, wie man Mitarbeitende entsprechend ihrer Stärken fördert und ihnen Kompetenzen überträgt, damit sie wachsen können. Dabei sollen sie ihre Wirksamkeit spüren und verstehen. Der oder die Vorgesetzte gibt mehr ab und die Mitarbeitenden übernehmen mehr Verantwortung. So wird gemeinsam die Kraft entfaltet, die für eine Transformation notwendig ist.

In der Praxis bleibt «Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fordern und fördern» oft ein Lippenbekenntnis. Funktioniert dies bei der GKB?

Zusätzlich zu regelmässigen Schulungen für unsere Führungskräfte befähigen wir die Mitarbeitenden, indem wir sie zu Veranstaltungen einladen, sie schulen und nach ihrem Feedback fragen: Wie ist es angekommen? Bekommst du mehr Kompetenzen? Hast du mehr Freiraum, um deinen Bereich mitzugestalten? Erlebst du sinnfindende Führung? Hast du ein Vorbild? Wir überprüfen umfassend, ob unsere Anstrengungen in den Teams ihre Wirkung entfalten.

Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen an die Qualitätsentwicklung. Wie wird sich dieser Punkt in Zukunft entwickeln?

Wir erkennen den Beitrag der Digitalisierung zur Qualitätsverbesserung. Mit der Automatisierung reduzieren wir Fehler, sofern die Algorithmen korrekt sind. Das ist eine länger anhaltende Entwicklung, die nicht so schnell zum Stillstand kommen wird. Die Digitalisierung hilft, Prozesse effizienter und fehlerresistenter zu gestalten.

Welchen Stellenwert hat die externe Weiterbildung?

Diese hat einen hohen Stellenwert, da mit der externen Weiterbildung das «grössere Bild» sichtbar wird. Wir wollen davon wegkommen, die Mitarbeitenden mit einem klaren Jobauftrag in «funktionale Kästchen» zu sperren. Weiterbildung verschafft einen ganzheitlichen Blick: Die Mitarbeitenden verstehen, wer die Kundin oder der Kunde ist, welche Zielgruppen es gibt und wie man das Dienstleistungsportfolio nach Kundenbedürfnissen gestalten kann, ohne dabei im «Alltagssilo» zu bleiben. Wir verfolgen den Prozess nicht vertikal, sondern denken flacher – und zunehmend in sogenannten «Value Streams».

Qualität ist ja eher eine interne Angelegenheit. Denken Sie dennoch, dass die Kombination mit externem Know-how notwendig und wünschenswert ist?

Ja, denn die Impulse zur Verbesserung kommen oft von aussen. Neue Gesichtspunkte werden erkannt und branchenübergreifende Gruppen generieren spannende Impulse. Im Vergleich mit einem Industriebetrieb bekommt man einen anderen Fokus und kann sich so weiter verbessern.

«Wir wollen Mitarbeitende mit kritischen Profilen nicht an die Automatisierung verlieren, sondern sie befähigen, Neues zu gestalten, indem sie neue Kundenlösungen schaffen und Produktivitätspoten-ziale erschliessen.»
Alex Villiger, Personalleiter Graubündner Kantonalbank

Was ist die Grundidee hinter dem Zertifikatslehrgang Digitale Transformation, den die FH Graubünden als Pilot zusammen mit der GKB durchgeführt hat?

Die Digitalisierung gefährdet zunächst repetitive Jobs. Und künstliche Intelligenz gefährdet auch Sachbearbeiterprofile. Die digitale Transformation eröffnet jedoch neue Möglichkeiten, da sie schöpferische Ansätze generiert, die zu Beginn nicht als Chancen erkannt werden. Wir wollen Mitarbeitende mit kritischen Profilen nicht an die Automatisierung verlieren, sondern sie befähigen, Neues zu gestalten, indem sie neue Kundenlösungen schaffen und Produktivitätspotenziale erschliessen. Diesen Übergang zu gestalten ist die Idee der Zusammenarbeit mit der FH Graubünden. Umso mehr freut es mich nun, dass wir den Pilot weiterentwickeln konnten und dass damit eine von «GRdigital» geförderte Weiterbildungsinitiative für ganz Graubünden entstanden ist.

Was sind die Erwartungen an den Verein «GRdigital», der dazu beitragen soll, das Gesetz zur Förderung der digitalen Transformation in Graubünden umzusetzen?

Mit «GRdigital» schaffen wir Arbeitsplätze. Wir wollen neue Profile entwickeln, um die digitale Wirtschaft zu erschaffen, zu gestalten und zu bewältigen. Für Graubünden mit seiner stark gewerblich und touristisch geprägten Struktur sind neue Profile elementar. Diese sollen die Prosperität der Wirtschaft der Zukunft sicherstellen.

Wie kann das in der Praxis umgesetzt werden?

Indem wir vermitteln, was heute «State of the Art» ist, schaffen wir zunächst eine gemeinsame Sprache und bereiten uns auf die Zukunft vor. Darüber hinaus vermitteln wir neue Technologien, Geschäftsmodelle und Ideen und zeigen auf, wie Mitarbeitende in der Lage sein können, Themen selbst zu gestalten. Nicht der Mensch wird von der Entwicklung «gestaltet» – er sollte vielmehr den Überblick über die neuen Möglichkeiten behalten.

Die Weiterbildung von Fach- und Führungskräften stärkt schliesslich den Standort Graubünden.

Ich bin davon überzeugt, dass das Weiterbildungsangebot für alle Branchen von Bedeutung ist und dazu beigetragen wird, den Arbeitsmarkt der Zukunft mitzugestalten – bis hin zur Sicherstellung des Steuersubstrats. Der Zertifikatslehrgang Digitale Transformation ist ein beeindruckendes Beispiel für eine Kooperationsleistung zwischen einem Unternehmen und der FH Graubünden. Dieses Weiterbildungsangebot wurde nach Erfassung der aktuellen Bedürfnisse innert kurzer Zeit umgesetzt.