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Schweizer Holzwolle - ein Erosionsschutz mit Zukunft

21. Oktober 2019

In einem mehrjährigen Innosuisse-Forschungsprojekt hat die FH Graubünden die Eignung von Schweizer Holzwollevliesen im Erosionsschutz geprüft. Besonderes Augenmerk galt der Kombination mit einer biodiversitätsfördernden Begrünung aus lokalem Saatgut. Nun ist der Schlussbericht da und zeigt klar: einheimische Holzwollevliese sind eine überzeugende und zukunftsweisende Lösung im Kampf gegen die Erosion.

Das Forschungsprojekt des Instituts für Bauen im alpinen Raum der FH Graubünden zielte darauf ab, die Eignung von Holzwollevliesen in Kombination mit hochwertigen, ebenfalls lokal gewonnenen Saatgutmischungen im Hinblick auf die Erosionsschutzwirkung zu untersuchen und weiter zu optimieren. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) und den Wirtschaftspartnern Lindner Suisse und Ö+L durchgeführt.

Als Versuchsflächen wurden insgesamt vierzehn Standorte in der Schweiz von neu angelegten Böschungen ausgewählt. Pro Standort wurden je vier verschiedene Typen von Holzwollevliesen nach einem einheitlichen Design verlegt. Die vier Typen unterscheiden sich einerseits in den verwendeten Holzarten, andererseits im Netz, in das die Holzwolle eingearbeitet ist. In Laborversuchen an der FH Graubünden wurden die Wasseraufnahmefähigkeit und die Zugfestigkeit dieser Holzwolletypen im Voraus geprüft. Für die Begrünung wurden zwei verschiedene lokal gewonnene Saatgutmischungen verwendet.

Labor- und Feldversuche

Im Ergebnis zeigten die Labortests signifikante Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Holzwolletypen in Bezug auf die Wasseraufnahmefähigkeit und die Zugfestigkeit. Die Unterschiede wirkten sich allerdings im Feld nicht signifikant weder auf den Begrünungsgrad noch auf die Erosion aus. Neben dem generellen Schutz durch die Holzwolle und dem Einsatz von geeignetem Saatgut wirkten sich vor allem Standortfaktoren auf den Begrünungserfolg und den Erosionsschutz aus, insbesondere Humusgehalt, Hangneigung, Exposition, Höhenlage sowie Hangstabilität. Dabei zeigte sich auch, dass Holzwollevliese zwar gut vor oberflächlicher Erosion zu schützen vermögen, jedoch erwartungsgemäss keine mitteltiefe Erosion verhindern können.

Ob sich die etablierte Vegetation bei Verwendung von autochthonem Saatgut wie postuliert längerfristig besser hält als mit nicht spezifisch lokal- und standortangepassten Handelsmischungen, konnte aufgrund der zu kurzen Versuchsdauer nicht eruiert werden. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes werden am 29. Oktober 2019 im Rahmen einer Fachtagung an der FH Graubünden vorgestellt und diskutiert.

Fokus auf den alpinen Raum

Im alpinen Lebensraum sind Bauwerke und deren Umgebung aufgrund von klimatischen Bedingungen und Naturgefahren extremer Belastungen ausgesetzt als anderswo. Auch sind die klimatischen und topografischen Voraussetzungen während der Bauphase anspruchsvoller und die Distanzen oft gross. Zum anderen finden sich vor Ort spezifische Baumaterialien wie Holz sowie Bodenverhältnisse deren Potenzial in der Bautechnik noch nicht erschöpft ist und die weiter erforscht werden müssen.

Das Institut für Bauen im alpinen Raum der FH Graubünden geht den Fragen nach, welche Bauten im alpinen Raum historisch gewachsen sind, welche Baulösungen und -systeme nachhaltig sind und sich unter den spezifischen Bedingungen in den Alpen bewähren, und welche Einflüsse durch Naturgefahren vermieden bzw. kontrolliert werden können. Darüber hinaus beschäftigt sich das Institut mit gestalterischen Fragen zur nachhaltigen Erhaltung alpiner Dorfbilder, um den Tourismus im alpinen Raum dauerhaft attraktiv zu machen.

Weitere Details:

Testfläche Schiers, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018
Testfläche Schiers, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018
Testfläche Gränichen, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018
Testfläche Gränichen, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018

Weitere Auskünfte

Institutsleiter
Prof. Dr. Imad Lifa
Testfläche Schiers, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018
Testfläche Schiers
Testfläche Schiers, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018
Testfläche Gränichen, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018
Testfläche Gränichen
Testfläche Gränichen, Drohnenbild der gesamten Fläche, Juni 2018

Fachhochschule Graubünden

Als agile Hochschule setzt die FH Graubünden auf dynamisches Denken und proaktives Handeln. Mit diesem Mindset gestaltet sie nachhaltig die Zukunft mit. Studium und Forschung sind interdisziplinär und orientieren sich an praktischen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre über 2200 Studierenden bildet sie zu hochqualifizierten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten aus. Die Hochschule bietet Studien- und Weiterbildungsangebote in Architektur, Bauingenieurwesen, Computational and Data Science, Digital Supply Chain Management, Information Science, Management, Mobile Robotics, Multimedia Production, Photonics sowie Tourismus an. In ihrer Forschung fokussiert sie auf die Themen Angewandte Zukunftstechnologien, Entwicklung im alpinen Raum und Unternehmerisches Handeln, und agiert auch partizipativ in Reallaboren. Die Mitwirkung aller Hochschulangehörigen trägt zur Weiterentwicklung der Fachhochschule und deren Qualität bei.