Menu
News
Nord-Süd-Beziehungen im San Bernardino Lab beleben

Nord-Süd-Beziehungen beleben – Hochschulen bündeln ihre Stärken im San Bernardino Lab

05. Juli 2023

Die Nord-Süd-Beziehungen sind im Kanton Graubünden mit den Pässen über die Sprachgrenze hinweg seit jeher von grosser Bedeutung. Um diese auch künftig vermehrt zu beleben, haben die Pädagogische Hochschule Graubünden, die Fachhochschule Graubünden und die Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana gemeinsam mit dem Verein paradisea sowie mit den angrenzenden Gemeinden beim San Bernardino Pass ein Reallabor eröffnet. Die verschiedenen Akteur:innen des Rheinwaldes und der oberen Mesolcina sollen bei der Planung ihrer nachhaltigen Entwicklung wissenschaftlich beraten und begleitet werden.

Im Zentrum der vorgesehenen Aktivitäten des San Bernardino Lab stehen Themen rund um die Nachhaltigkeit. Das Reallabor soll in der zweisprachigen Region als Informations- und Kompetenzzentrum wirken und entsprechende Projekte begleiten. Geleitet wird dieses von Barbara Beer, San Bernardinese und langjährige Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Graubünden. Auf einem symbolischen Spaziergang am historischen Begegnungsort – auf dem Hospiz des San Bernardino Passes – wurde die Zusammenarbeit der drei Hochschulen mit den involvierten Pass-Gemeinden am Dienstag gestartet. Zu den Kooperationsgemeinden gehören Mesocco, Rheinwald, Soazza und Sufers.

Wie andere Regionen im alpinen Raum stehen auch die Talschaften beidseits des San Bernardino Passes vor grossen Herausforderungen. Das Ziel des neu eröffneten Reallabors ist es denn auch, die verschiedenen Akteurinnen und Akteure des Rheinwaldes und der oberen Mesolcina bei der Planung ihrer nachhaltigen Entwicklung zu beraten und zu begleiten. Diese wissen am besten, in welche Richtung sie sich weiterentwickeln möchten. Gemeinsam mit ihnen soll auf Augenhöhe an konkreten Problemstellungen gearbeitet werden. Die Hochschulen wollen die Gemeinden dabei unterstützen und ihnen zukunftsorientierte Lösungen anbieten. Die Brückenfunktion des Reallabors zwischen «Nord» und «Süd», dem Rheinwald und der Mesolcina, stellt dabei eine grosse Chance dar.

Positive Erfahrungen gesammelt

Im Fokus stehen Themen wie die Weiterentwicklung von Bildungs- und Wirtschaftsprojekten, der Umgang mit schützenswerten Natur- und Kulturgütern oder auch die Umnutzung und Erneuerung von Infrastrukturen. In gemeinsam angegangenen Forschungsprojekten werden Lösungen für konkrete Herausforderungen gesucht. Dabei sollen auch die Fachkräfte und Studierenden der drei Hochschulen miteinbezogen werden. Regionale Akteurinnen und Akteure können diese mit der Ausarbeitung angewandt-wissenschaftlicher Fragestellungen beauftragen und wichtige Erkenntnisse gewinnen. Die Studierenden ihrerseits sammeln praktische Erfahrung, lernen das interdisziplinäre Arbeiten, und vernetzen sich bereits frühzeitig mit potenziellen Arbeitgebenden aus der Region.

Aus dem Pilotprojekt Bildungs- und Entwicklungsprojekt San Bernardino, welches bereits seit dem Jahr 2020 läuft, wurden erste positive Erfahrungen gesammelt. Unter Einbezug von PHGR-Studierenden wurden themenspezifische, zweisprachige Bildungsangebote und eine Website entwickelt welche für Schulen und Interessierte über paradisea.ch öffentlich zugänglich ist. Darüber hinaus entstand ein wertvolles Netzwerk und der Verein paradisea auf dem das neu eröffnete San Bernardino Lab aufbauen kann. Der Austausch mit der regionalen Bevölkerung soll zudem durch Veranstaltungen und Weiterbildungsangeboten unterschiedlichster Formate entstehen respektive weiter verstärkt werden.

Zusammenarbeit unter Hochschulen fördern

Mit dem San Bernardino Lab wird der Austausch zwischen der Wissenschaft und der Praxis – neben den Reallaboren in Ilanz (Surselva Lab) und Stampa (Bregaglia Lab) – im Kanton weiter verstärkt. Durch die Kooperation der drei Hochschulen kann hier überdies die tertiäre Zusammenarbeit über die Kantonsgrenze hinweg gefördert werden. Die Finanzierung des San Bernardino Lab ist für die kommenden drei bis fünf Jahre gesichert. Die Kooperationspartner leisten ihren jährlichen finanziellen Beitrag paritätisch. Das jüngste Reallabor wird im ehemaligen Schulhaus in San Bernardino betrieben. Die strategisch günstige Lage erleichtert die Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnergemeinden und Hochschulen. Zudem ist die Zweisprachigkeit der Regionen charakteristisch für das San Bernardino Lab und soll gelebt werden. Die Zusammenarbeit zwischen dem Rheinwald und der oberen Mesolcina stärkt das interkulturelle Verständnis und den Zusammenhalt Graubündens über die Sprachgrenze hinweg.

Weitere Details:

Zitate:

  • Barbara Beer, Leiterin San Bernardino Lab, Pädagogische Hochschule Graubünden: «Die verschiedenen Akteure des Rheinwaldes und der oberen Mesolcina sollen bei der Planung ihrer nachhaltigen Entwicklung beraten und begleitet werden. Die gemeinsamen Probleme und Herausforderungen sollen gemeinsam angegangen werden. Mensch und Natur werden in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Handelns gestellt. Damit sollen langfristig die natürlichen Ressourcen erhalten, eine hohe Lebensqualität und eine effizientere Wirtschaft erreicht werden.»
  • Mattia Ciocco, Gemeindevertreter für Mesocco und Soazza: «In diesem wichtigen Moment der Wiederbelebung unserer Region wird die Zusammenarbeit zwischen dem Norden und dem Süden des San Bernardino dank des Reallabors starke kulturelle Verbindungen und wichtige Kooperationen zwischen zwei ähnlichen Realitäten hervorbringen. Die Aufwertung unseres Raumes erfolgt durch das Wissen um unser Territorium und unsere Geschichte.»
  • Gian-Paolo Curcio, Rektor, Pädagogische Hochschule Graubünden: «Mit dem Reallabor als spezifische Forschungsinfrastruktur leisten die involvierten Gemeinden und Hochschulen einen aktiven und wesentlichen Beitrag zu den gesellschaftlichen Herausforderungen. Dabei geht es um Themen wie Nachhaltigkeit, Mehrsprachigkeit, Diversität, Urbanisierung oder digitale Transformation. Das breite Wissen und die ausgeprägten Kompetenzen der involvierten Akteure bilden eine ideale Ausgangslage für eine inter- und transdisziplinäre Herangehensweise.»
  • Piera Furger, Grossrätin, Mesocco: «Das Reallabor San Bernardino ist eine grosse Chance, den Norden und den Süden des Kantons Graubünden einander näher zu bringen.»
  • Franco Gervasoni, Generaldirektor, Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana: «Die Zusammenarbeit zwischen den Fachhochschulen und den Pädagogischen Hochschulen der beiden Kantone wird es ermöglichen, viele Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Region San Bernardino aus unterschiedlichen kulturellen und disziplinären Perspektiven zu betrachten und die Interaktion zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu stärken.»
  • Jürg Kessler, Rektor, Fachhochschule Graubünden: «Als Hochschule sind wir neugierig. So ist es ein wichtiger Erfolgsfaktor, von allen Partnern lernen zu können und das in der Region vorhandene Wissen auch für Projekte ausserhalb von Graubünden einzusetzen. Als FH Graubünden möchten wir einen Beitrag zur wirtschaftlichen und technischen Entwicklung in der Region leisten. Deshalb streben wir eine strukturierte und verstärkte Zusammenarbeit mit den Regionen an.»
  • Jon Domenic Parolini, Regierungsrat, Kanton Graubünden: «Der Ausbau der Kooperationen mit universitären Forschungsinstitutionen, ausserkantonalen Hochschulen und Universitäten und die Schaffung von Netzwerken sind essenzielle Elemente unserer Innovationsstrategie. Durch diese Zusammenarbeit werden Forschungskapazitäten gestärkt, neues Wissen generiert und innovative Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit entwickelt.»
  • Christoph Zeitz, Gemeindevertreter für Sufers und Rheinwald: «Als Berg- und Randregion sind wir mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, seien diese wirtschaftlich, touristisch oder kulturell. Die Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis mit dem Süden werden eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Region spielen. Das Reallabor als Ideenschmiede kommt damit in einer spannenden und herausfordernden Zeit. Es wird hoffentlich Drehscheibe und Unterstützung zwischen Gemeinden, Ämtern und weiteren Organisationen, damit zukunftsfördernden Massnahmen realisiert werden können.»
  • Ulrike Zika, Leiterin Departement für Entwicklung im alpinen Raum, Fachhochschule Graubünden: «Mit dem San Bernardino Lab wird die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis verstärkt, um nachhaltige Lösungen für regionaler Herausforderungen zu finden und einen Beitrag zur Entwicklung im alpinen Raum zu leisten.»

Weitere Auskünfte:

Barbara Beer, Leiterin San Bernardino Lab
Dozentin, Pädagogische Hochschule Graubünden
+41 81 553 01 08
barbara.beer@phgr.ch

Das San Bernardino Lab ist eröffnet: Mattia Ciocco (Gemeindevertreter für Mesocco und Soazza), Gian-Paolo Curcio (PHGR-Rektor), Franco Gervasoni (SUPSI-Generaldirektor), Ulrike Zika (FHGR-Departementsleiterin), Barbara Beer (Leiterin San Bernardino Lab), Jon Domenic Parolini (Regierungsrat Graubünden), Jürg Kessler (FHGR-Rektor), Christoph Zeitz (Gemeindevertreter für Sufers und Rheinwald), Piera Furger (Grossrätin Mesocco). (v.l.n.r.) (Foto: Andrea Furger)
Das San Bernardino Lab ist eröffnet: Mattia Ciocco (Gemeindevertreter für Mesocco und Soazza), Gian-Paolo Curcio (PHGR-Rektor), Franco Gervasoni (SUPSI-Generaldirektor), Ulrike Zika (FHGR-Departementsleiterin), Barbara Beer (Leiterin San Bernardino Lab), Jon Domenic Parolini (Regierungsrat Graubünden), Jürg Kessler (FHGR-Rektor), Christoph Zeitz (Gemeindevertreter für Sufers und Rheinwald), Piera Furger (Grossrätin Mesocco). (v.l.n.r.) (Foto: Andrea Furger)
Eine verbindende Wanderung der Kooperationspartner von Nord nach Süd über den San Bernardino Pass. (Foto: Andrea Furger)
Eine verbindende Wanderung der Kooperationspartner von Nord nach Süd über den San Bernardino Pass. (Foto: Andrea Furger)