16. Mai 2024
Die digitale Transformation der Lokalkommunikation birgt das Risiko von Informationslücken, Nachrichtenwüsten und einem Rückgang des persönlichen Engagements im schweizerischen Milizsystem. Vor diesem Hintergrund hat die Fachhochschule Graubünden im Rahmen eines Nationalfondsprojektes die Lokalmedien und die Gemeinden der Schweiz befragt.
Ausgangslage und Fragestellung
Lokalzeitungen verknappen ihre Berichterstattung, da die Digitalisierung zum Rückgang der Werbegelder führt. Dies erschwert auch Gemeinden die Umsetzung ihres Informationsauftrags. Journalistische Start-ups und Dienstleister für die Gemeindekommunikation versuchen, dieses Informationsvakuum auszufüllen.
Dieser Strukturwandel der Lokalkommunikation wirft Fragen auf. Es ist unklar, wie er sich auf die inhaltliche Leistung der Lokalkommunikation auswirkt und welche Rahmenbedingungen eine unabhängige lokale Öffentlichkeit sowie die Erfüllung der Informationspflicht der Gemeinden in der digitalen Welt fördern.
Hintergrund
Bürger sind auf Lokalmedien angewiesen, um informationsbasiert ihre direktdemokratischen Rechte auf der Gemeindeebene kompetent auszuüben. Ohne diese Medien drohen «Informationswüsten», die unter anderem zu einem Rückgang des persönlichen Engagements auf der Lokalebene führen, wie dies in anderen Ländern geschehen ist. Gleichzeitig eröffnen sich neue Chancen für digitale Anbieter. Diese muss der Gesetzgeber aber durch geeignete Rahmenbedingungen stärken.
Methode
Um die erwähnten Fragen zu beantworten, werden im Projekt die Organisationsstrukturen der Lokalmedien und die Kommunikationsaktivitäten der Gemeinden in der Schweiz untersucht. Als Methode wurde dabei eine Onlinebefragung bei allen Lokalmedien und allen Gemeinden durchgeführt, welche durch vertiefende Fallstudien bei einzelnen Medien und Gemeinden ergänzt wurde. Durch dieses Vorgehen können Aussagen über die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Typen von Lokalmedien und Gemeindekommunikation getroffen werden. Aus der Zusammenführung der Ergebnisse werden Schlussfolgerungen gezogen, welche Rahmenbedingungen zu einer nachhaltigen Lokalkommunikation führen.
Ergebnisse
Das Projekt zielt darauf ab, die Struktur des Lokaljournalismus und der Gemeindekommunikation in ihrer Gesamtheit erstmalig zu typologisieren und deren inhaltliche Leistungsfähigkeit in Bezug auf Informationsauftrag, Unabhängigkeit, politische Relevanz, Kritik und Kontrolle inhaltlich zu messen. Eine weitere Zielsetzung ist es, aufzuzeigen, welche Innovationen in diesem Bereich möglich sind und welche Faktoren einen nachhaltigen Markterfolg begünstigen.
Die Medienpolitik erhält mit der Analyse inhaltlicher Leistungen verschiedener Typen von Lokaljournalismus und Gemeindekommunikation eine Entscheidungsgrundlage, wie sich die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Lokalkommunikation gestalten lassen.
Privaten Medienanbietern und Gemeinden wird eine Toolbox innovativer Instrumente in Form von Leitfäden zur Bewältigung der digitalen Transformation zur Verfügung gestellt.
Allgemeine Projektinformation: fhgr.ch/localcommunication
Empfehlungen für die Lokalmedien (auf Deutsch und Englisch): http://localmedia.fhgr.ch