Klima-Fussabdruck effektiver berechnen und verbessern dank neuem Modell
29. Oktober 2024
Für den Tourismus gab es in der Netto-Null-Klimastrategie bisher keine Konzepte, auch mangels konkreter Daten. Hier setzt das Projekt «Klimaneutrale Destinationen» der Fachhochschule Graubünden an. Anhand der Destinationen Arosa, Davos Klosters und Valposchiavo wurde eine Lösung erarbeitet, welche die Berechnung, Modellierung und Reduzierung des klimatouristischen Fussabdrucks zum Ziel hat. Dabei wird auch ein Beitrag zu den Klimazielen des Pariser Abkommens und zur Umsetzung des «Green Deals» Graubünden geleistet.
In einer Kooperation mit Myclimate und den Destinationen Arosa Tourismus, Valposchiavo Turismo und Davos Klosters Tourismus stellt die Fachhochschule Graubünden die erste Möglichkeit vor, den touristischen Fussabdruck umfassend und genau zu berechnen. Anders als bei anderen Methoden integriert diese Lösung den vollen Scope-3-Blick. Das bedeutet, dass auch alle induzierten Emissionen, wie die Anreise der Gäste, die verarbeiteten Lebensmittel und die Dienstreisen der Destinationsmitarbeitenden in der Berechnung berücksichtigt werden.
Nicht überraschend zeigen die Ergebnisse der drei Modelldestinationen, dass die Mobilität mit über 50 Prozent meist die Hauptverursacherin der Emissionen ist. Eine Ausnahme ist die eher ländliche Destination Poschiavo, bei der – bei auch deutlich geringeren Gesamtemissionen pro Gästenacht – die Mobilität nur 22 Prozent der Emissionen ausmacht. Insgesamt zeigen sich – wie erwartet – sehr grosse Unterschiede im Gesamtbild: von 3,1 Kilogramm CO2 pro Gästenacht bis zu über 300 Kilogramm. Ebenso variiert der zweite grosse Treiber – die Übernachtung. Zu Buche schlagen vor allem Hotels mit grossen Wellnesseinrichtungen, aber auch Übernachtungen in Ferienwohnungen. Diese verursachen fast so viel CO2 wie Hotelübernachtungen. In Arosa gehen 45 Prozent der Emissionen auf Kosten der Übernachtungen, in Davos sind es 28 Prozent.
Klimafussabdruck webbasiert berechnen
Die webbasierte Lösung erlaubt eine einfache Eingabe komplexer Daten und liefert klare Hinweise für Verbesserungsmöglichkeiten. Mittelfristiges Ziel ist die Erreichung der Netto-Null-Ziele im Tourismus. «Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir wissen, woher wir kommen. Den CO2-Fussabdruck der Destination zu kennen, ist die Basis, um Veränderungen anzustossen. Grösste Herausforderung hierbei ist, die Daten zu kennen und zu sammeln. Dank diesem Projekt erhalten wir ein Instrument, welches ermöglicht, diese Wissenslücke zu schliessen und in Zukunft ein regelmässiges Monitoring zu betreiben», sagt Claudio Föhn, Vertreter der Destination Arosa.
Die notwendigen Schritte und dahinterliegenden Prinzipien werden in einem Leitfaden beschrieben, der auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch zur Verfügung steht. Die FH Graubünden bietet mit Myclimate interessierten Destinationen eine intensive Unterstützung und Begleitung in der Datenerhebung und dem Entwickeln von Verbesserungsstrategien an, beispielsweise durch Mobilitätserhebungen bei den Gästen. Finanziert wurde das Projekt aus der Innotour-Förderung des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO).
Tourismusinstitut mit nationaler und internationaler Ausstrahlung
Das Institut für Tourismus und Freizeit ist die Tourismusabteilung der FH Graubünden. Neben Bachelor-, Master- und Weiterbildungsangeboten mit touristischem Fokus trägt das Institut durch angewandte Forschung und praxisnahe Entwicklungsprojekte zur Weiterentwicklung der Branche bei. Insbesondere der Revitalisierungsprozess des Schweizer und Bündner Tourismus wird aktiv begleitet. Zu diesem Zweck werden die Forschungsfelder «Digitale Transformation im Tourismus», «Tourismus- und Freizeitinfrastrukturen» sowie «Touristische Lebensräume» bearbeitet. Als wichtiges Querschnittsthema wird die «Nachhaltige Entwicklung» in Forschungsprojekten integriert.
Weitere Details
- Leitfaden «Klimaverantwortung übernehmen»: klimdest.fhgr.ch
Weitere Auskünfte
Dateien
- fhgr-news-klimdest_curdin-giger-unsplash.jpgKlima-Fussabdruck effektiver berechnen und verbessern dank neuem Modell der Fachhochschule Graubünden
Fachhochschule Graubünden
Als agile Hochschule setzt die FH Graubünden auf dynamisches Denken und proaktives Handeln. Mit diesem Mindset gestaltet sie nachhaltig die Zukunft mit. Studium und Forschung sind interdisziplinär und orientieren sich an praktischen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre über 2200 Studierenden bildet sie zu hochqualifizierten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten aus. Die Hochschule bietet Studien- und Weiterbildungsangebote in Architektur, Bauingenieurwesen, Computational and Data Science, Digital Supply Chain Management, Information Science, Management, Mobile Robotics, Multimedia Production, Photonics sowie Tourismus an. In ihrer Forschung fokussiert sie auf die Themen Angewandte Zukunftstechnologien, Entwicklung im alpinen Raum und Unternehmerisches Handeln, und agiert auch partizipativ in Reallaboren. Die Mitwirkung aller Hochschulangehörigen trägt zur Weiterentwicklung der Fachhochschule und deren Qualität bei.