Projekt auf einen Blick
Der Milizgedanke und die starke Verankerung der politischen Verantwortung in der breiten Bevölkerung sind tragende Elemente des politischen Systems in der Schweiz – besonders in der Gemeindepolitik. Zunehmend mehr Gemeinden haben allerdings Mühe, ihre Gemeindebehörden – seien es Gemeindeexekutiven, -legislativen oder Kommissionen – mit geeigneten Kandidierenden zu besetzen.
Die Rolle der Arbeitgeber und ihr Einfluss auf das politische Engagement der Mitarbeitenden in Milizämtern wurden bisher kaum wissenschaftlich untersucht. Deshalb zielt das Projekt PoliWork darauf ab, die Vereinbarkeit von Beruf und Milizengagement vertieft zu untersuchen und eine empirisch-evidenzbasierte Auswahl an Fördermassnahmen zu entwickeln.
Als Ergebnis soll eine online-basierte PoliWork-Toolbox für Unternehmen entwickelt werden, die der Wirtschaft und Zivilgesellschaft neue Impulse zur Förderung des freiwilligen politischen Engagements verleihen.
Das Vorhaben ist ein Gemeinschaftsprojekt von FH Graubünden und Andreas Müller, Inhaber der Agentur Politconsulting.
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Projekt
PoliWorkLead
Zentrum für Verwaltungsmanagement (ZVM) Mehr über Zentrum für Verwaltungsmanagement (ZVM)Beteiligte
Amt für Militär und Zivilschutz, Axa, Baloise Group, Bonny-Stiftung, Economiesuisse, F. Hoffmann-La Roche AG, Gebäudeversicherung Graubünden, Helvetia Versicherungen, Interpharma, Post AG, Schweizerische Bankiervereinigung, Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft SGG, Siemens Schweiz AG, Swiss Life, Swiss Re Management Ltd, Swissmem, Thurgauer Kantonalbank, ZurichForschungsfelder
Miliz- und Freiwilligentätigkeit Mehr über Miliz- und FreiwilligentätigkeitAuftrag/Finanzierung
Beteiligte Unternehmen und Institutionen, Förderverein FH GraubündenDauer
März 2020 - Dezember 2021
«Es braucht Ideen, um massgeschneiderte Individuallösungen zu finden. Gerade deshalb ist der gewählte Best-Practice-Ansatz, der zu einer Toolbox führt, zielführend.»
Adrian Michel, Economiesuisse
«Die Baloise unterstützt und fördert das schweizerische Milizsystem seit Jahren. Wir motivieren unsere Mitarbeitenden, sich für die Gesellschaft zu engagieren, und ermöglichen dies auch mit flexiblen Arbeitsmodellen. Wir erhoffen uns vom Projekt Erkenntnisse, die es uns ermöglichen, noch mehr Mitarbeitende für ein Milizamt zu motivieren.»
Dominik Marbet, Baloise Group
Ausgangslage
In den rund 2200 Schweizer Gemeinden engagieren sich nahezu 13 000 Personen in Gemeindeexekutiven und nochmals geschätzte 100 000 Personen in Gemeindeparlamenten, Schulbehörden und Kommissionen. Auf Kantonsebene sind vor allem die Parlamentsmitglieder im Milizamt tätig.
Die Vorteile eines bürgernahen politischen Systems liegen auf der Hand: Zum einen sind Politikerinnen und Politiker gerade auf lokaler und kantonaler Ebene nahe an der Lebensrealität der Bürgerinnen und Bürger, zum anderen bringen sie Erfahrungen aus ihrem Berufsleben und ihrem persönlichen Werdegang in die politische Entscheidungsfindung zugunsten der Gemeinschaft ein. Trotzdem haben zunehmend mehr Gemeinden Mühe, ihre Gemeindebehörden – seien es Gemeindeexekutiven, -legislativen oder Kommissionen – mit geeigneten Kandidierenden zu besetzen.
Ein Grund für die Rekrutierungsprobleme in den Gemeinden liegt in der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Milizamt. Die berufliche Belastung und die zeitliche Verfügbarkeit hindern viele daran, ein politisches Amt zu übernehmen. Soll das politische Milizsystem in den Gemeinden auch in Zukunft Bestand haben, dürfen sich die persönliche berufliche Entwicklung und ein politisches Engagement nicht ausschliessen. Die Wirtschaft ihrerseits bekennt sich grundsätzlich zum Schweizer Milizsystem und Schweizer Firmen haben vereinzelt bereits diesbezügliche Massnahmen und Förderprogramme entwickelt. Diese sollen es den Mitarbeitenden vereinfachen, den Anforderungen von Beruf, Familie und Milizengagement gerecht zu werden.
«Wie finden wir die nötigen freiwilligen Zivilschutz- und Feuerwehrleute, um auch in Zukunft einen 365-Tage-24-Stunden-Schutz für die Bevölkerung im ganzen Kanton zu garantieren?»
Markus Feltscher, Gebäudeversicherung Graubünden
«Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die sich auf allen Staatsebenen aktiv beteiligen, bilden das Rückgrat unserer Demokratie. Die Mitarbeit im Milizsystem ist somit unerlässlich. PoliWork fördert das Engagement auf Gemeindeebene (und darüber hinaus), wodurch individuelles Know-how und Berufserfahrung in die politische Tätigkeit mit einfliessen. Dies sorgt für eine bürgernahe, innovative Politik und ist eine wichtige Rahmenbedingung für den erfolgreichen Wirtschaftsstandort Schweiz.»
Yves Weidmann, Interpharma
Projektziel
Jüngst werden die politische Forderung nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Milizamt und der damit verbundene Aufruf nach intensiveren Bemühungen seitens der Unternehmen wieder lauter. Es bestehen jedoch kaum wissenschaftliche Grundlagen zu möglichen Ansätzen und zur Wirksamkeit von Fördermassnahmen seitens der Unternehmen. Das Projekt PoliWork will hierzu einen Beitrag leisten und anwendungsorientierte Ansätze und Fördermassnahmen entwickeln.
«Miliztätigkeit bringt Expertise aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Von der Vernetzung profitieren unser Gemeinwesen und unsere Wirtschaft gleichermassen. PoliWork will mit konkreten Beispielen aufzeigen, wie die Vereinbarkeit der verschiedenen Verpflichtungen gestärkt werden kann.»
Sven Bisang, Schweizerische Bankiervereinigung
Resultate
Zurzeit befasst sich das Projektteam in Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern aus Wirtschaft, Gemeinden und Zivilgesellschaft mit der Entwicklung der konzeptionellen Grundlagen für die empirischen Untersuchungen. Dabei sollen die aktuellen Herausforderungen der Unternehmen, die Bedürfnisse der Mandatsträger/Funktionäre und «Good Practice»-Beispiele erfasst werden. Die Ergebnisse dienen als Input für die Entwicklung geeigneter Förderansätze und Massnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Milizamt. Diese sollen später in der Online-Toolbox PoliWork aufbereitet werden.
«Swiss Life engagiert sich für das Milizsystem. Es fördert das bessere Verständnis zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und ermöglicht einen wertvollen gegenseitigen Wissenstransfer. Wir unterstützen das Projekt PoliWork, weil es Ideen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Milizamt braucht, um das Milizsystem nachhaltig zu stärken.»
Isabel Stucki-Mauderli, Swiss Life
«Swiss Re unterstützt dieses Forschungsprojekt, weil das Milizsystem eine tragende Säule unseres Staatswesens ist. Wir ermuntern unsere Mitarbeitenden, sich für öffentliche Ämter zu bewerben. Jene, die solche Mandate ausüben, wollen wir nach Kräften unterstützen. Dieses Projekt verspricht neue Einblicke und Erkenntnisse zu diesem wichtigen Thema.»
Urs Leimbacher, Swiss Re
«Zurich unterstützt das Forschungsprojekt PoliWork, weil uns Engagement für die Gesellschaft wichtig ist und weil wir die Vereinbarkeit von Beruf und politischem Milizamt fördern wollen.»
Maya Sidler, Zurich
Team
- Prof. Dr. oec. HSG Curdin Derungs, FH Graubünden, Telefon: +41 81 286 24 90, E-Mail: curdin.derungs@clutterfhgr.ch
- Andreas Müller, Politconsulting, Telefon: 079 239 46 87, E-Mail: andreas.mueller@clutterpolitconsulting.ch