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Projekt
«Fusions-Check» Graubünden II
Projekt auf einen Blick

Projekt auf einen Blick

Die Fachhochschule Graubünden hat ein ganzheitliches Messinstrument zur Erfolgsmessung von Gemeindefusionen entwickelt und die fusionierten Gemeinden der letzten Jahre im Kanton Graubünden umfassend untersucht. Erstmals konnten auch langfristige Effekte nachgewiesen werden.

Ausgangslage

Ausgangslage

Die Gemeindelandschaft in der Schweiz ist in Bewegung. Seit dem Jahr 2000 sind 20 % der Gemeinden verschwunden. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: neue Herausforderungen durch die Digitalisierung, Rekrutierungsschwierigkeiten bei den Behörden, finanzielle Probleme, gestiegene Erwartungen seitens der Bevölkerung etc. Das Amt für Gemeinden des Kantons Graubünden hat die Fachhochschule Graubünden beauftragt, die Bündner Gemeindefusionen der letzten 15 Jahre zu untersuchen. Dabei sollten in der zweiten Evaluation – die erste erfolgte 2018 – wiederum die wirtschaftlichen, demokratischen und gesellschaftlichen Fusionseffekte analysiert werden. Der Grosse Rat hat die Ergebnisse an der Dezember-Session 2023 diskutiert.

Projektziel

Projektziel

Das Hauptziel bestand darin, eine Standortbestimmung vorzunehmen und Entwicklungstendenzen auf kantonaler Ebene aufzuzeigen. Der «Fusions-Check» der FH Graubünden ermöglicht es, die Entwicklung einer fusionierten Gemeinde über die Zeit nachzuverfolgen und anhand von 29 Indikatoren – zusammengefasst in zehn Kriterien bzw. drei Dimensionen – mehrdimensional zu messen. Die zweite Anwendung des «Fusions-Checks» für die in den Jahren 2008 bis 2016 fusionierten Gemeinden ermöglichte die Erstellung von Analysen zu den mittel- bis langfristigen Auswirkungen. Für Fusionen, die im Kanton Graubünden erst nach 2016 stattfanden, erfolgte eine erstmalige Datenerhebung.

Umsetzung

Umsetzung

Methodisch verwendet der «Fusions-Check» nebst Daten aus offiziellen und bestehenden Statistiken des Kantons Graubünden Angaben, die bei den fusionierten Gemeinden direkt erhoben wurden, sowie Einschätzungen der Bevölkerung. Dazu wurde eine breit abgestützte Bevölkerungsbefragung durchgeführt, an der knapp 15 000 Personen teilnahmen. Dieses methodische Vorgehen ermöglicht es einerseits, die vielschichtigen Aspekte von Gemeindefusionen abzubilden und mehr als nur reine Finanzkennzahlen zu analysieren. Andererseits eignet sich der «Fusions-Check» vor allem dazu, die übergeordneten Wirkungen von Gemeindefusionen zu erfassen. Für eine Detailanalyse der einzelnen Gemeinden und die Interpretation der Gemeindeergebnisse ist es hingegen notwendig, die lokalen Verhältnisse zu berücksichtigen. Ein unmittelbarer Vergleich zwischen den Gemeinden ist deshalb nur bedingt möglich.

Resultate

Resultate

Der Zustand der fusionierten Gemeinden im Kanton Graubünden kann gesamthaft als gut bezeichnet werden. Dies zeigt sich auch im Vergleich mit fusionierten Gemeinden in anderen Kantonen. Besonders trifft dies auf die «Identifikation mit der Gemeinde» und die «Professionalität» der Gemeindeverwaltungen mit ihren Behörden zu und gilt auch – wenngleich in abgeschwächtem Masse – für die «finanzielle Leistungsfähigkeit», die «soziale Integration» und die «Standortattraktivität». Optimierungspotenzial besteht im Kanton Graubünden – wie auch in anderen Kantonen – bei der «Bürgernähe» und der «Mitwirkung/IKZ», beim «politischen Engagement» und hinsichtlich der «Aussenwirkung». Die langfristigen Veränderungen bei den zehn Kriterien sind als moderat einzustufen, sodass die Hoffnungen der Fusionsbefürworter und die Ängste der Gegnerinnen und Gegner zu relativieren sind.

Auf Ebene der Gemeinde allerdings können sich im Einzelfall Abweichungen zu den übergeordneten Erkenntnissen ergeben. Im Allgemeinen haben sich die untersuchten Gemeinden weiterhin gut entwickelt, auch wenn Unterschiede zwischen den Gemeinden zu beobachten sind. Auffällig sind die festgestellten Kompensationseffekte bei den zum zweiten Mal analysierten Gemeinden. Gemeinden, die sich z. B. bezüglich der wirtschaftlichen Argumente kurz-/mittelfristig schwach entwickelt haben, holen langfristig auf. Dies gilt auch umgekehrt. Daraus ist zu schliessen, dass sich die Fusionseffekte nicht linear über den gesamten Zeitraum erstrecken und dass fusionierte Gemeinden, die sich zunächst gut entwickelt haben, sich nicht ständig und in gleichem Masse weiterverbessern.

Team

Team

Dozent, Institutsleiter
Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin

Beteiligte

Das Projekt wird vom Zentrum für Verwaltungsmanagement (ZVM) umgesetzt zusammen mit dem Amt für Gemeinden des Kanton Graubünden.