Mehr als eine Babygalerie – der neue Webauftritt des Kantonsspitals Graubünden
In der heutigen schnelllebigen Welt, in der Informationen nur einen Klick entfernt sind, ist eine benutzerfreundliche Website entscheidend. Sie dient als Kommunikationskanal und primäre Informationsquelle für unterschiedliche Nutzerinnen und Nutzer. Deshalb hat das Kantonsspital Graubünden seine Website optimiert und einem Relaunch unterzogen. Um dieses Vorhaben umzusetzen, meisterte das Projektteam – unter anderem mit Expertinnen und Experten der Fachhochschule Graubünden – gleich mehrere Herausforderungen.
Text: Sabrina Lindau / Bilder: zVg
Die Nutzungszahlen der Website des Kantonsspitals Graubünden zeigen sowohl vor als auch nach dem Relaunch ein interessantes Bild: Die Babygalerie ist eine der am häufigsten aufgerufenen Seiten. Aber nicht nur für frisch gebackene Eltern ist die Website des Kantonsspitals von Interesse: Nebst den Patientinnen und Patienten, ihren Angehörigen, Freundinnen und Freunden sowie Verwandten nutzen auch externe Ärztinnen und Ärzte die Website, beispielsweise für die Suche nach Stellenausschreibungen oder Veranstaltungen. Angestellte informieren sich zum Beispiel über die Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen und planen ihre Mittagspause anhand des Menüplans des Restaurants. Die Website dient jedoch nicht nur als Informationsquelle, sondern auch als Einstiegspunkt für weitere Plattformen, die das Spital zur Organisation und Koordination mit externen Instanzen – zum Beispiel zuweisenden Hausärztinnen und Hausärzten – nutzt.
Eine der Herausforderungen beim Relaunch einer Spitalwebsite besteht somit darin, die Anforderungen aller Interessengruppen zu verstehen und in ein neues Konzept zu überführen. Dem User-Experience-Team der FH Graubünden gelang es, in Zusammenarbeit mit den Bündner Unternehmen Miux AG (Konzept und Design) und soul.media ag (technische Umsetzung) das Kantonsspital Graubünden bei der Konzeption und Entwicklung einer innovativen und intuitiven Lösung zu unterstützen.
Ein besonderes Merkmal der neuen Website ist die prominente Suchleiste auf der Startseite. Die neue Website beweist, dass ein adäquater Suchalgorithmus und eine gründliche Verschlagwortung der Inhalte zielführende Ergebnisse liefern können. Zusätzlich bietet die neue Startseite gezielt ausgewählte Schnelleinstiege und Verlinkungen sowie eine Navigation, die auf die primären Anspruchsgruppen zugeschnitten ist.
Die neue Website des Kantonsspitals Graubünden mit prominenter Suchleiste auf der Startseite.
Einen spannenden Einblick in das Projekt liefert Diana Etter, Verantwortliche Onlinekommunikation / Social Media in der Unternehmenskommunikation des Kantonsspitals Graubünden:
Frau Etter, warum war der Relaunch der Website aus Ihrer Sicht wichtig?
Auf der alten Website war es für Besucherinnen und Besucher, Patientinnen und Patienten sowie Angehörige sehr schwierig, die gesuchten Inhalte zu finden, da wir unsere Innensicht nach aussen getragen hatten. Die Navigation der Website war so abgebildet, wie unsere Organisation intern aufgestellt ist. Das machte für die «Kundinnen und Kunden» aber nicht unbedingt immer Sinn. Hinzu kam die schlechte Suchfunktion. Wenn man über die Navigation nicht weiterkommt, greift man auf die Suchfunktion zurück. Diese lieferte aber meist nicht die gesuchten Ergebnisse. Wir sind es gewöhnt, das Gesuchte in einer Suchmaschine einfach in die Suchzeile einzugeben und genau das zu finden, wonach wir suchen. Auf der neuen Website wollten wir diesen Service auch bieten und haben uns deshalb für das prominente Suchfeld auf der Startseite entschieden.
Welche Relevanz hat die Website Ihrer Meinung nach in der Kommunikation des Spitals?
Über die Website bleiben unsere Besucherinnen und Besucher auf dem aktuellen Stand der Dinge, was bei uns im Spital «läuft». Wir haben alle unsere Social-Media-Kanäle eingebunden – jede News, jeder Blogbeitrag, jede Veranstaltung kann schnell und einfach gefunden werden. Über verschiedene Formulare können Anfragen gestellt und die Teilnahme an Veranstaltungen gebucht werden.
Was ist Ihrer Meinung nach die grösste Veränderung?
Wir haben es geschafft, die Navigation zu verschlanken und so zu strukturieren, dass sich die Website-Besucherinnen und -Besucher wieder besser zurechtfinden. Im «schlimmsten» Fall finde ich alle Inhalte einfach über die Suchfunktion finden. Bei der Bilderwelt haben wir darauf geachtet, dass wir in frischen, freundlichen Farben auftreten. Ein Spital ist heute nicht mehr der nach Desinfektionsmittel riechende Ort, von dem man möglichst schnell wieder weg will.»
Expertinnen und Experten der Bereiche User Experience und Usability der FH Graubünden waren am Relaunch-Projekt beteiligt. Konkret waren sie in vier Arbeitspaketen involviert:
Heuristische Evaluation und Anforderungsanalyse: Mittels einer eingehenden expertenbasierten Untersuchung der bestehenden Website und einer Benchmark-Analyse konnten die branchentypischen Anforderungen an einen Spital-Webauftritt ermittelt werden. Durch Interviews mit internen und externen Stakeholdern sowie Nutzerinnen und Nutzern der zentralen Anspruchsgruppen wurden die Bedürfnisse und Anforderungen an die neue Website erhoben.
Begleitung der benutzerzentrierten Konzeption: Die neue Navigation wurde unter Einbezug der Nutzerinnen und Nutzer evaluiert und es wurden Optimierungspotenziale erarbeitet.
Usability-Tests: Mithilfe von Usability-Tests konnten die verschiedenen Stadien des Website-Prototyps sowohl in der mobilen als auch in der Desktop-Version iterativ getestet werden. Der Einbezug von Nutzerinnen und Nutzern aus den zentralen Anspruchsgruppen diente der Sicherstellung einer grösstmöglichen Benutzerfreundlichkeit.
Usability-Evaluation nach Go-Live: Einige Monate nach dem Go-Live der Website konnte eine kleine Umfrage direkt in den Webauftritt eingebunden werden. Somit konnten die Nutzerinnen und Nutzer Probleme und Schwachstellen direkt und unkompliziert melden und eine Bewertung der Kantonsspital-Website abgeben.
Das Projekt verdeutlicht, wie eine gut gestaltete Website die Interaktion zwischen den verschiedenen Nutzerinnen und Nutzern und dem Kantonsspital Graubünden verbessert, relevante Informationen schnell und effizient zugänglich macht und dadurch Vertrauen schafft.
Beitrag von
Sabrina Lindau, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft