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Digitaler Fortschritt im Klinikalltag: Annika Baumgartner und die neue Patienten-App der Berner Insel Gruppe
Digitaler Fortschritt im Klinikalltag: Annika Baumgartner und die neue Patienten-App der Berner Insel Gruppe

Digitaler Fortschritt im Klinikalltag: Annika Baumgartner und die neue Patienten-App der Berner Insel Gruppe

Nach mehr als zwei Jahren intensiver Vorbereitung ist an der Berner Insel Gruppe in diesem Jahr das neue Klinikinformations- und Steuerungssystem (KISS) live gegangen. Mittendrin: die Digital-Business-Management-Absolventin Annika Baumgartner. Als Application Analyst ist sie die treibende Kraft hinter der neuen myInsel-App, die ein Puzzlestein des eingeführten Systems ist. Sie erzählt von den Veränderungen, die das neue System mit sich bringt, ihrem Weg aus der eigenen Komfortzone heraus und ihren Erfahrungen während des Studiums an der Fachhochschule Graubünden.

Text: Seraina Zinsli / Bilder: Seraina Zinsli, Zvg

Den 2. März 2024 hat sich Annika Baumgartner bereits bei ihrem Stellenantritt im Januar 2022 dick in der Agenda angestrichen. Es ist das Go-live-Datum des Klinikinformations- und Steuerungssystems (KISS) an der Berner Insel Gruppe. KISS ist eine umfassende digitale Lösung zur Verwaltung von Patienteninformationen und klinischen Abläufen. Alles, was die Patientinnen und Patienten betrifft, wird in der neuen Applikation erfasst. So muss man etwa die eigene Krankengeschichte oder persönliche Daten beim Wechsel in eine andere Abteilung innerhalb der Insel Gruppe nicht mehr neu angeben und die Patientinnen und Patienten können über die myInsel-App unter anderem auf eigene Behandlungsdokumente zugreifen, Arzttermine einsehen und ihre Medikamentenliste abrufen. «Der grösste positive Aspekt ist meiner Meinung nach, dass man damit eine Vereinheitlichung erzielt hat: Sämtliche Kliniken, Abteilungen und Instanzen arbeiten dank des neuen Systems mit dem gleichen Patientendossier. So dokumentieren sie alle Informationen mit gleich strukturierten Daten», sagt Annika Baumgartner. Die 27-Jährige ist Application Analyst an der Berner Insel Gruppe und damit Teil des Grossprojekts rund um die Umstellung auf das neue System KISS. «Ziel meiner Tätigkeit ist es, dass die Patienten-App ‹myInsel› steht und läuft. Es geht um Fragen wie ‹Was zeigen wir in der App, was zeigen wir nicht und wie werden die Informationen verwendet?›» Ausserdem habe sie dafür gesorgt, dass in den jeweiligen Kliniken über die neue myInsel-App dieselben Angebote wie im «alten» Patientenportal zur Verfügung stehen und die Patientinnen und Patienten Zugriff darauf haben.

Die Komfortzone überwunden

Der Job als Application Analyst an der Berner Insel Gruppe ist der erste, den Annika Baumgartner nach ihrem Bachelorstudium in Digital Business Management angenommen hat. Doch bereits vor dem Studium hatte die Bernerin am Inselspital gejobbt. «Damals reiste ich sehr viel und kam zwischendurch immer wieder für befristete Zeitspannen zurück in die Schweiz. Die Mutter meines damaligen Freundes hat mir dann einen Job als Einscannerin am Inselspital vermittelt.» Trotz dieses frühen Bezugspunkts zum Inselspital habe sie sich nach dem Studium nicht per se nach einem Job im Gesundheitswesen umgesehen. Aber es fühle sich gut an, in der Branche zu arbeiten. «Es gibt mir das Gefühl, dass meine Arbeit einen Sinn hat. Denn die Patientinnen und Patienten sind wegen unschönen Dingen hier und ich kann meinen Teil dazu beitragen, ihnen den Aufenthalt, die Behandlung und die Administration zu erleichtern.» 

Auch wenn die Arbeit sinnstiftend sei, habe das Entwickeln der myInsel-App sie an ihre Grenzen gebracht, gibt sie offen zu. Oft musste sie aus ihrer Komfortzone heraustreten, beispielsweise bei Präsentationen und Demos vor Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern. «Ich stand stark unter Druck, weil ich zeitweise bis zu 20 Personen eine Stunde lang von ihrem Tagesgeschäft abhalten musste. Da muss man abliefern. Aber diese Situationen haben mich insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Menschen, das Abholen von Bedürfnissen sowie eine professionelle Kommunikation und Ausdrucksfähigkeit weitergebracht.» Deshalb schätze sie ihre Arbeit als Application Analyst sehr. Besonders die Vielseitigkeit und die Abwechslung machen den Job spannend. «Ich habe mit so vielen Themen und Aspekten zu tun. Klar, es geht letztlich immer um die Patienten-App. Aber innerhalb dieser App geht es um Themen wie Support und Schulungen in Kliniken. Das Spektrum reicht von rechtlichen Fragen bis hin zu Fragen rund ums Design. Beispielsweise mussten die Kontraste der Farben so abgestimmt werden, dass Menschen mit einer Sehschwäche keine Einschränkungen bei der Nutzung der App haben.»

«Der 2. März 2024 war verrückt!» 

Bei dieser Palette an Aufgaben decke das Vorwissen aus dem Studium nicht alles ab. Trotzdem habe sich die Digital-Business-Management-Absolventin gut auf ihren ersten Job nach dem Studium vorbereitet gefühlt. So konnte sie vor allem auf gelernte Methoden und Tools zurückgreifen, wie sie sagt. «Wenn ich beispielsweise Schlüsselwörter gehört habe, konnte ich sie meistens verorten, wusste, in welchem Bereich wir uns bewegen, und konnte dann darauf aufbauen.» Auch das Verständnis von Zusammenhängen und dem Aufbau von Systemen sowie ein digitales Grundverständnis würden ihr im Berufsalltag weiterhelfen. Zudem könne sie auch – abgesehen vom traditionellen Studieninhalt – auf angeeignete Fähigkeiten zurückgreifen. Etwa als es während der Prüfungsphase darum ging, den Kopf am Abend abzuschalten oder eine Aufgabe nach der anderen anzupacken, zu strukturieren und sich die dafür benötigte Zeit selbst einzuteilen. Diese Fähigkeiten hätten ihr besonders in den Wochen vor dem «Go live» sehr geholfen. «Der 2. März 2024 war verrückt! Im Vorfeld hatte sich alles über Monate und Wochen hinweg aufgebaut. Zwei Jahre lang wurde dieser Tag vorbereitet, und das hat viele Nerven gekostet.» Jetzt, etwa ein halbes Jahr danach, befinde man sich in der Optimierungsphase. Nachdem alle Beteiligten Sicherheit im Umgang mit dem ganzen System und der App gewonnen hätten, gehe es darum, die App zu optimieren. «Mein Ziel ist es, die App – an den Bedürfnissen orientiert – laufend auszubauen. So betrachtet wird es auch nach diesem lang ersehnten ‹Go live› nicht langweilig.»

Annika Baumgartner gemeinsam mit einigen Mitstudierenden während ihrer Studienzeit.
Annika Baumgartner gemeinsam mit einigen Mitstudierenden während ihrer Studienzeit.
3 Fragen an …

3 Fragen an …

Was ist die schönste Erinnerung, wenn du an deine Zeit an der FH Graubünden zurückdenkst?

Das war während der Diplomfeier, als ich eine Rede im Namen der Studierendenschaft halten durfte. Ich musste mich innerlich zwar dazu überwinden und war sehr nervös – sogar meine Beine haben gezittert. Aber ich war stolz, dass ich das machen durfte, und es war ein schöner Moment zum Abschuss unseres Studiums. So konnte ich alles noch einmal Revue passieren lassen – alle Freundschaften, die neuen Kontakte, die Erinnerungen etc. Das Studium war eine sehr unbeschwerte Zeit, die ich schon ein wenig vermisse.

Was ist das grösste Learning, das du aus deiner Zeit an der Fachhochschule mitgenommen hast?

Dass es im Studium nicht nur um Wissen geht oder darum, Sachen auswendig zu lernen. Klar ist das manchmal nötig, aber es geht primär auch um den Umgang mit Situationen. So lernt man beispielsweise in Gruppenarbeiten wichtige Dinge fürs Leben: «richtig» zu kommunizieren, Projekte und Aktivitäten zu koordinieren, den Umgang untereinander zu pflegen und an Dinge professionell heranzugehen. Solche grundlegenden Kenntnisse haben mir im darauffolgenden Berufsleben am meisten geholfen. Und natürlich waren das Verfassen der Bachelor Thesis und die Prüfungsphasen ebenfalls sehr prägend, weil ich mich in diesen herausfordernden, stressigen Zeiten dadurch noch besser kennengelernt habe. 

Was ist dein Rat an die heutigen Studentinnen und Studenten der FH Graubünden?

Sie sollen diese Zeit geniessen, denn das Studium ist – zumindest war es das für mich – eine unbeschwerte Zeit. Ausserdem sollten sie sich bewusst sein, dass sie mehr von ihren Dozentinnen und Dozenten lernen können, als sie vielleicht denken. Denn auch wir konnten während unserer Studienzeit immer auf die Dozierenden zugehen und sie um Rat bitten, auch zu Fragen ausserhalb des Studiums. Mein Rat wäre also: Scheut euch nicht, die Dozierenden auch Dinge zu fragen, die über den «08/15-Studienstoff» hinausgehen.

Zum Podcast 

Annika Baumgartner war im März 2023 zu Gast beim ehemaligen Studienleiter Armando Schär im Podcast «Making a Difference: Digital Business Managers at Work»

Beitrag von

Seraina Zinsli, Redaktionsleiterin, Projektleiterin Hochschulkommunikation