Wissensgrenzen überwinden
Die Digitalisierung schreitet in hohem Tempo voran. Gerade im Bereich Medien und Kommunikation sind neue Fähigkeiten gefragt. Nun bietet die Fachhochschule Graubünden gemeinsam mit der Universität Fribourg/Freiburg ein entsprechendes Studium an. Der Masterabschluss in «Digital Communication and Creative Media Production» rüstet Kommunikationsfachkräfte für die digitale Arbeitswelt von morgen – eine einzigartige Kooperation in der Deutschschweiz.
Text: Thomas Hodel, Bianca Baerlocher / Bild: Fabian Hugo
Zusätzlich zum Bachelorstudium bietet die FH Graubünden gemeinsam mit der Universität Fribourg/Freiburg neu auch ein Masterstudium an: Im Herbst 2023 startet der Joint Master «Digital Communication and Creative Media Production» mit 120 ECTS-Punkten als Voll- und Teilzeitstudium im thematischen Schnittfeld von (Medien-)Technik und digitaler Kommunikationspraxis. Getragen wird dieser vom Institut für Multimedia Production (IMP) der Fachhochschule Graubünden und dem Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Fribourg/Freiburg. Die Rechtsgrundlage bildet ein gemeinsames Studienreglement, das vom Fakultätsrat der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Fribourg/Freiburg und dem Hochschulrat der FH Graubünden erlassen wurde. Das Diplom wird von beiden Bildungsstätten gleichberechtigtermassen verantwortet und unterzeichnet. Regelhaft zugelassen sind Interessent:innen mit einem Bachelorabschluss (und höher) in Kommunikations-/Medienwissenschaft oder Kommunikation / Media Engineering einer in- und ausländischen Fachhochschule oder Universität.
Fachhochschule und Universität ergänzen wechselseitig ihr Wissen
Die fortschreitende Digitalisierung unserer Gesellschaft wandelt unseren privaten und beruflichen Alltag ganz erheblich. Sie stellt uns vor die Herausforderung, die Potenziale – aber auch die Risiken – dieser Entwicklung zu sehen und verantwortungsvoll darauf zu reagieren. Die Gestaltung der Mediatisierung unseres Lebens ist anspruchsvoll. Bei der Planung des Joint Masters erschien es deshalb ratsam, alle vorhandenen Bildungsquellen zu bündeln – sprich: tragend auf eine Kombination von fundiertem kommunikationswissenschaftlichem Wissen (Universität) und medientechnischen Umsetzungspraktiken in der digitalen Kommunikation (Fachhochschule) zu setzen. Damit soll eine wirkliche Vermittlung von Theorie und Praxis erreicht werden. Aus dem Nebeneinander beider Bildungsstätten gilt es, ein Miteinander zu formen, das bisherige Wissensgrenzen überwindet.
Qualifikationsprofil Schnittstellen-/Interface-Management
Dieser Wissenstransfer erfordert einen professionellen Umgang mit Schnittstellen – gesellschaftlich betrachtet mit den Teilsystemen, -kulturen und -gruppen einer Gesellschaft. Aber auch im Berufsfeld der/des Einzelnen ist ein solches Schnittstellen-Management gefordert: In Projektteams arbeiten meist Spezialist:innen aus verschiedenen Fachdisziplinen zusammen, deren Arbeitsbeiträge vermittelt werden müssen. Der Joint Master generiert einen entsprechenden Wissens- und Fähigkeitshorizont, um Kultur und Technik bzw. Technik und Kultur aufeinander zu beziehen und zusammendenken zu können. Absolvent:innen erwerben die Qualifikation nach Abschluss dieses sowohl inhaltlich fundierten als auch sozial kompetenten Schnittstellen-/Interface-Managements auf Kaderebene.
Neue inhaltliche und didaktische Wege
Das Portfolio der Studienthemen wird zeitaktuell und zukunftsoffen gestaltet. Aufnahme finden Themen mit Gesellschaftsrelevanz und deutlicher Berufsfeldorientierung sowie Themen zur intrinsisch motivierten Fortbildung der Studierenden. Dabei setzt der Studiengang auf kreative und agile Lernformate.
Im ersten Semester wird für alle Studierenden die Basis im Bereich der sozial- und kommunikationswissenschaftlichen Grundlagen und Methoden, der neuen Arbeitstechniken und der Sozialkompetenzen gelegt sowie die technikversierte Ausbildung angepackt. Auf dieser Basis wird dann ab dem zweiten Semester in sogenannten Studios weiter projektorientiert zusammengearbeitet.
Die Studios tragen gegenwärtig folgende Titel: Community and Society in Digital Transition; Journalism and Digitalisation; Information and Digital Literacy; Sustainability in Digital Communication and Media Production; Strategic Communication in the Digital Age; Media Innovation and Entrepreneurship. Diese konzeptuell in den Studios vorgesehenen Themen können von den Studierenden individualisiert oder verändert und mittelfristig auch ausgetauscht werden.
Auch didaktisch werden neue Wege beschritten, indem insbesondere die Maxime der Partizipation sehr ernst genommen wird. Stichworte dabei sind: fallbezogenes Lernen in kleinen Gruppen, Mitgestaltung bei der Themenauswahl und -bearbeitung, umgekehrte Leistungsnachweise, lebensnahe Kombination von Lernformen und Lernorten, Lehrkräfte aus Fachhochschule, Universität und Praxisfeldern, Praxisbezug durch Firmenverknüpfung.
Neues Forschungsinstitut garantiert innovative Verknüpfung von Lehre und Forschung
Parallel zur Institutionalisierung des Joint Masters wurde von der Universität Fribourg/Freiburg in Abstimmung mit der FH Graubünden auch ein neues Forschungsinstitut gegründet. Es trägt den Titel «Institut für digitale Kommunikation und Medieninnovation (IDCMI)» und ist organisatorisch in Chur angesiedelt («Fribourg at Chur»). In diesem Institut werden Forschungsmitarbeitende der FH Graubünden und der Universität Fribourg/Freiburg gemeinsam an anwendungsbezogenen Projekten arbeiten und von einer neu geschaffenen Professur koordiniert. Sie trägt die Widmung «Digitale Kommunikation und Datafizierung». Diese Institutsneugründung garantiert eine vitale Verflechtung von Lehre und Forschung und bildet einen innovationsfreudigen Rahmen für die wissenschaftliche Nachwuchsförderung.
Lebendiger Praxisbezug durch Kooperationen mit Firmen und Verwaltungen
Die lokale, aber auch die überregionale Wirtschaft und Verwaltung haben sehr positiv auf diesen berufsfeldorientierten Joint Master reagiert und bieten eine intensive Praxiskooperation an (Praktika, finanzielle Ressourcen für Tagungen usw.).
In Wissenschaftskreisen macht gegenwärtig das Stichwort «Third Mission» die Runde: Fachhochschulen und Universitäten sollen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen und für den notwendigen Transfer und Wissensaustausch mit der Gesellschaft sorgen. Der neue Joint Master und das neue Forschungsinstitut legen einen Grundstein für die Erfüllung einer solchen Mission. Generiertes Wissen verbleibt nicht im Elfenbeinturm, verschwindet auch nicht im Bundesordner, sondern wird den Menschen – der Öffentlichkeit und der Gesellschaft – vermittelt.
Beitrag von
Prof. Dr. Thomas Hodel, Leiter Institut für Multimedia Production
Prof. Dr. Bianca Baerlocher, Studienleiterin, Institut für Multimedia Production