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Wissensplatz
Qualität durch Praxiskompetenz
Qualität durch Praxiskompetenz

Qualität durch Praxiskompetenz

An der Fachhochschule Graubünden ist die Lehre in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen stark durch das praktische Wissen der Lehrbeauftragten geprägt. Die meisten Dozierenden stammen aus der Privatwirtschaft und besitzen einen Erfahrungsschatz, der auf dem aktuellsten Stand ist – was ausserhalb des «Elfenbeinturms Fachhochschule» derzeit besonders wichtig ist. Dieses Praxiswissen führt zu einem «State of the Art»-Unterricht, was von den Studierenden sehr geschätzt wird, und ermöglicht für Forschungsfragen direkte Kontakte in die Privatwirtschaft und zu kantonalen Stellen.

Text: Daniel A. Walser / Bilder: FH Graubünden

Die Dozierenden der beiden Bachelorangebote Architektur und Bauingenieurwesen stammen vornehmlich aus der jeweiligen Praxis. In der Architektur sind von insgesamt 55 Dozierenden nur elf intern angestellt, im Bereich Bauingenieurwesen sogar nur vier von insgesamt 75 Personen. Das führt zwar für die Organisation der jeweiligen Semester zu einem hohen Planungsaufwand, doch gleichzeitig ist dabei gewährleistet, dass die Dozierenden fachlich «sattelfest und praxistauglich» sind.

Widerspiegelung der Arbeitswelt im Unterricht

Die starke Verwurzelung der Dozierenden im Kanton Graubünden oder in angrenzenden Regionen wie den Kantonen St. Gallen oder Glarus, wo die Dozierenden wohnen und arbeiten, ist von grossem Vorteil in Bezug auf die Maximierung der spezifischen Kompetenzen der beiden Studiengänge und deren optimale Ausrichtung. Durch ihre eigenen Projekte sind die meisten Lehrbeauftragten es gewohnt, in topografisch schwierigen Gebieten zu arbeiten und zu bauen. Zudem sind sie stark in der Region verankert, was zu einem erhöhten Engagement in der Lehre führt, da sie sich für die betreffende Ausbildung auch wirklich verantwortlich fühlen. Meist stammen die Lehrbeauftragten aus lokalen Büros mit teils grösseren, teils kleineren Strukturen. Diese «gesunde Mischung» widerspiegelt im Unterricht an der FH Graubünden das künftige Berufsleben der Studierenden. Damit ist gewährleistet, dass die Lehrbeauftragten und die Dozierenden in ihrer Gesamtheit alle Massstäbe des jeweiligen Berufes aus ihrer eigenen Arbeitswelt kennen und die Studierenden so eine breit abgestützte Ausbildung erhalten.

Regionale Verankerung

Vor allem die Lehrbeauftragten sind in beiden Studiengängen lokal in den verschiedensten Regionen Graubündens und den angrenzenden Gebieten verankert. In Graubünden ist ein Grossteil der Planungsbüros rund um Chur im Churer Rheintal angesiedelt. Es ist also kein Wunder, dass der überwiegende Teil der Dozierenden und Lehrbeauftragten beider Bachelorangebote aus diesem Gebiet stammt (Architektur: 49 Prozent, Bauingenieurwesen: 79 Prozent). Aus den umliegenden Talschaften (Architektur: 15 Prozent, Bauingenieurwesen: 5 Prozent) oder gar aus dem Grossraum Zürich (Architektur: 33 Prozent, Bauingenieurwesen: 11 Prozent) stammen die meisten übrigen Dozierenden und Lehrbeauftragten. Lehrbeauftragte, die aus dem Ausland anreisen, gibt es sehr wenige. Diese stammen meist aus dem nahen Ausland, zum Beispiel aus dem Fürstentum Liechtenstein oder der Region Vorarlberg. In der Architektur sind dies 3 Prozent, im Bauingenieurwesen 5 Prozent. Dieses breit gefächerte Netzwerk ist für die Studierenden und für die FH Graubünden ein Pluspunkt, denn dadurch werden auch Studierende angesprochen, die von weiter her kommen, um in Chur zu studieren.

Student Bauingenieurwesen
Die Studierenden profitieren vom praktischen Wissen der Lehrbeauftragten und deren grossen Erfahrungsschatz.
Studienreise Bauingenieurwesen
Studienreise Bauingenieurwesen: Die Naninbrücke von Christian Menn im Misox.

Bürostrukturen

Die meisten der 44 Architektur-Lehrbeauftragten stammen aus eher kleineren Planungsbüros, sind selbst Büroinhaber:innen oder besitzen spezifische Kompetenzen. Je spezifischer die inhaltlichen Fragestellungen sind, von desto weiter her kommen die Lehrbeauftragten nach Chur. Erstaunlicherweise macht der von weiter her anreisende Personenanteil bei den internen Dozierenden knapp die Hälfte aus. Dies liegt wohl an den spezifischen Kompetenzen, die diese Dozierenden mitbringen. Interessanterweise arbeiten die wenigsten Lehrbeauftragen in denselben Büros. Nur aus dem Architekturbüro Maurus Frei oder Capaul Blumenthal stammen jeweils zwei Lehrbeauftragte – und vom Büro Fanzun deren drei. Dies führt zu einer offenen Struktur, sodass keine dominierenden Kräfte vorhanden sind.

Im Bachelorstudium Bauingenieurwesen sind 61 der insgesamt 75 Lehrbeauftragten externe Fachexpert:innen, die in ihrem Alltag teilweise in grösseren Strukturen tätig sind. Die Herkunft der Lehrbeauftragten widerspiegelt die für grössere Bauingenieurbüros typische Struktur der Arbeitswelt. Solche Büros zählen zu den fachlich interessantesten und innovativsten Arbeitgebern der Region (Beispiel: das Büro CrestaGeo AG in Chur, von dem zwei Fachpersonen an der FH Graubünden unterrichten). Etliche Lehrbeauftragte stammen auch aus der kantonalen Verwaltung – zum Beispiel dem Tiefbauamt, dem Amt für Wald und Naturgefahren oder dem Amt für Raumentwicklung – oder arbeiten bei der Rhätischen Bahn.

Reibungsflächen

Die beiden Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen sind heute sowohl in Bezug auf den Studienplan wie auch auf Ebene der Lehrbeauftragten und Dozierenden komplett voneinander getrennt. Es findet jedoch ein regelmässiger Austausch unter den Dozierenden statt, um spezifische Kompetenzen des jeweils anderen Studiums gezielt in den eigenen Unterricht einfliessen zu lassen – analog zum Tourismusstudium oder den Wirtschaftswissenschaften. Der gezielte Austausch unter den Dozierenden ist ein wichtiges Anliegen. So unterrichtet beispielsweise der Leiter des Bachelorstudiums Bauingenieurwesen auch Statik für Architekt:innen und ist immer wieder auch bei Entwurfskritiken mit dabei. Im Gegenzug unterrichtet ein Architekt als Experte für Baukultur auch im Bachelorstudium Bauingenieurwesen.

Im Rahmen der regelmässigen Semesterevaluationen und Gespräche mit den Klassensprecher:innen fallen allfällige Probleme den Studienleitenden schnell auf. Zudem ist eine direkte und unkomplizierte Kommunikation der Studienleitung mit den Studierenden dank der eher kleinen Klassengrössen fast immer gewährleistet. Die einzelnen Dozierenden und Lehrbeauftragten wissen nicht unbedingt, was ihre Kolleg:innen genau unterrichten. Eine gezielte Förderung des gegenseitigen Austauschs im Rahmen von Dozierendentreffen und Weiterbildungen ist in diesem Kontext essenziell.

Ein grosses Problem stellt bei beiden Studiengängen der Frauenanteil unter den Dozierenden und Lehrbeauftragten dar. Im Architekturstudium unterrichten insgesamt acht Frauen, was einem Anteil von 14 Prozent entspricht; im Bauingenieurwesen ist der Frauenanteil mit insgesamt fünf Frauen und 6,5 Prozent ebenfalls klein. Immerhin ist in den letzten Jahren eine Zunahme der weiblichen Dozierenden und Lehrbeauftragten zu verzeichnen.

Praxisorientierung: mit einem Fuss in der Wirtschaft

Für die Studierenden ist es letztlich auch entscheidend, dass sie im Verlauf ihres Studiums über die verschiedenen Dozierenden ein dichtes Netzwerk an Kontakten in die Privatwirtschaft und die kantonalen Ämter knüpfen können. Dies führt zu einem vertieften Wissen darüber, was derzeit in ihrer zukünftigen Arbeitswelt passiert und welches Rüstzeug sie dafür benötigen, und verhilft den Absolvent:innen so womöglich auch zu einer interessanten Stelle.

 

Bachelorarbeiten Architektur 2022
FHGR-Dozent Robert Albertin bewertet zusammen mit den beiden Gastkritikern Georg Krähenbühl aus Davos und Michael Meier aus Zürich die Bachelorarbeiten der Studierenden 2022.
Unterricht im Atelier
Im Unterricht im Atelier werden regelmässig auch angeregte Diskussionen geführt.

Beitrag von

Prof. Daniel A. Walser, Dozent, Institut für Bauen im alpinen Raum