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Die Erfolgsgeschichte weiterschreiben
Die Erfolgsgeschichte weiterschreiben

Die Erfolgsgeschichte weiterschreiben

Als die Fachhochschule Graubünden 1963 gegründet wurde, war der Fachkräftemangel in technischen Berufen der Beweggrund, eine solche Ausbildungsstätte in der Region zu eröffnen. Partnerschaften und Netzwerke waren dabei treibende Kräfte. Heute – 60 Jahre später – schreiben wir immer noch an dieser Erfolgsgeschichte, gemeinsam mit dem Kanton, der Wirtschaft und der Gesellschaft.

Text: Jürg Kessler / Bild: FH Graubünden

Netzwerke und die Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft, der Politik, der Verwaltung und anderen Hochschulinstitutionen zählen zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren der Fachhochschule Graubünden. Diese Netzwerke stehen für Praxisbezug, Erkennen relevanter Herausforderungen und gemeinsamer Forschung und damit dem Entwickeln innovativer Lösungen. Die Unternehmen und Institutionen der Region nehmen aufgrund ihrer Nähe und mit ihrem inhaltlichen Bezug zu unseren Fachbereichen eine Schlüsselrolle wahr. Zudem ist für eine Hochschule die Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene zentral, um mit ihrem Angebot konkurrenzfähig am Puls der Zeit zu sein und um Anerkennung zu erlangen. Nur so kann die FH Graubünden dem Kanton einen maximalen Nutzen erbringen.

Das war schon immer so. Wir feiern dieses Jahr unser 60-jähriges Bestehen und Netzwerke waren – und sind – für unseren Erfolg zentral. Bereits 1963, in unserem Gründungsjahr, verhalfen sie uns dazu, die für Graubünden so wichtige neue Ausbildungsstätte ins Leben zu rufen. Die Vereinigung Bündner Wirtschaftsverbände spielte dabei eine Art Geburtshelferinnenrolle. Sie beauftragte ein Initiativkomitee mit den Vorarbeiten zur Gründung des Abendtechnikums. Die damalige Emser Werke AG eröffnete die Aktion «Gründungsbeiträge» mit einer grosszügigen Anschubfinanzierung. Chemie und Maschinenbau zählten dann auch zu den ersten Abteilungen des Abendtechnikums. Die Ems-Chemie engagierte sich nicht nur mit Geld, sondern bot auch «Zeit und Raum» für die damalige Ingenieurschule an: So stammten zu Beginn alle Lehrpersonen für den chemischen Fachunterricht und die Praktika von den Emser Werken, welche auch die entsprechenden Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Nachdem sich auch die Telekommunikationsbranche rasant entwickelt hatte, wurde die Swisscom zu einer wichtigen weiteren Partnerin, die das Telecom-Labor finanzierte und technisches Personal beisteuerte.

Gemeinsam Studienangebote entwickeln

In jüngerer Zeit gibt es weitere Beispiele von Studiengängen, die dank des politischen Willens und der Unterstützung von Partnern entstanden sind. In der Regel haben wir bereits in der Entwicklung und der Umsetzung mit vielen Wirtschafts- und Forschungspartnern eine gelebte Vereinbarung. So findet heute beispielsweise beim schweizweit einzigartigen Studium Multimedia Production ein Grossteil der praktischen Ausbildung im Gebäude der Somedia statt. Und auch das technische Bachelorstudium Photonics konnte das langwierige Bewilligungsverfahren vor allem dank der Unterstützung von regionalen Unternehmen erfolgreich durchlaufen. Die über 45 Unternehmen und Forschungsinstitutionen, mit denen aktuell bereits eine Kooperationsvereinbarung besteht, bekunden den dringenden Bedarf hinsichtlich einer gezielten Ingenieurausbildung im «Photonics Valley» (Rheintal). Mit Mobile Robotics wurde ein weiteres Studienangebot zusammen mit der Wirtschaft entwickelt.

Absolvierende Maschinenbau
Die Ems-Chemie engagierte sich nicht nur mit Geld, sondern bot auch «Zeit und Raum» für die damalige Ingenieurschule an: Absolvierende des Studiengangs Maschinenbau vor dem Gebäude des Maschinenbaulabors der Ems Chemie.

Es ist denn auch unser Antrieb, mit innovativen Leistungen in den Aus- und Weiterbildungsstudiengängen sowie in der Forschung und Dienstleistung am Puls der Zeit zu sein. Bei neuen Trends die Nase im Wind zu haben. Innovation ist für Unternehmen, Hochschulen und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit einer Region erfolgsentscheidend. Die FH Graubünden versteht sich als Innovationsmotor unseres Kantons. Mit dem seit unserer Selbstständigkeit vor bald vier Jahren getätigten Ausbaus des Bereichs Technik stärken wir die regionale Wirtschaft. Fast jedes Jahr bringt die Fachhochschule einen neuen Studiengang im Bereich Technik, Informatik oder Digitalisierung auf den Markt. Aktuell wird etwa abgestimmt auf den Bachelorstudiengang Computational and Data Science gemeinsam mit dem Davoser Forschungslabor «Lab42» ein weiteres Informatik-Studienangebot entwickelt. Weiter gestärkt wird auch der Bereich Computational Science, und zwar durch den Ausbau des vom Kanton mit einer Sonderprofessur geförderten Zentrums für Data Analytics, Simulation and Data Visualization (DAViS) zu einem eigenen Institut. Mit unseren Leistungen im Tourismus, in der Betriebsökonomie, der Informationswissenschaft – sie feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen –, der Architektur und im Bauingenieurwesen unterstützen wir den Kanton zusätzlich auf vielfältige Weise.

Innovativer und schneller sein

Mit ihren Studienangeboten hat die FH Graubünden in den vergangenen Jahren immer wieder erfolgreiche Studienkonzepte auf den Markt gebracht, welche die Bedürfnisse der regionalen Unternehmen erfüllen, der Abwanderung junger Bündnerinnen und Bündner entgegenwirken können sowie als einzigartige Angebote schweizweit konkurrenzlos dastehen. Durch ihre Lage abseits der metropolitanen Räume und inmitten der Alpen war die FH Graubünden immer schon gefordert, in den Ideen und Umsetzungen ihrer Angebote inhaltlich innovativer zu sein. Die Hochschule erachtet es als Privileg, für den Erfolg «frechere» Ideen zu entwickeln. Dies gelingt uns dank der grossen Unterstützung durch den Kanton, die Politik und die Bevölkerung. Die Abstimmung zum neuen Fachhochschulzentrum hat dies eindrücklich gezeigt. Mit unserer Forschung, die gemeinsam mit Betroffenen Themen aufnimmt, dort, wo der Schuh drückt, und Aus- und Weiterbildungsangeboten, die sich an den Bedürfnissen der Gesellschaft ausrichten, kann die Fachhochschule dem Kanton etwas zurückgeben. Dabei orientiert sie sich auch an der Hochschul- und Forschungsstrategie der Regierung sowie an den speziellen Gegebenheiten unseres Kantons. Ein aktuelles Beispiel dafür ist etwa die Gesundheitsversorgung, die in dünn und dezentral besiedelten Räumen wie Graubünden eine besondere Herausforderung darstellt. Mit dem Aufbau eines Fachbereichs Gesundheit und der Einführung eines entsprechenden Studiengangs kann die FH Graubünden einen wesentlichen Beitrag zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im Kanton leisten. Und auch hier baut die Hochschule auf Netzwerke, denn das geplante Bachelorangebot Pflege wird gemeinsam mit dem Bildungszentrum Gesundheit und Soziales (BGS) und weiteren Partnerschaften entwickelt. Nötig dafür ist aber noch die Revision des Gesetzes über Hochschulen und Forschung. Für die erfolgreiche Weiterentwicklung der FH Graubünden ist es zentral, dass der Kanton weiterhin deren Reaktionsfähigkeit, Agilität und Autonomie mit dem gesetzlichen Fundament sowie den entsprechenden finanziellen Mitteln unterstützt. 

Diese partnerschaftliche Ausrichtung, den vorausschauenden Blick, die Dynamik und Offenheit der letzten Jahre nehmen wir mit und entwickeln unsere Hochschule weiter. Ein grosses Dankeschön gebührt dabei unseren Hochschulangehörigen. Mit ihrer Neugier, ihrem Engagement und ihren immer wieder neuen Ideen stellen sie das Fundament unserer Erfolgsgeschichte dar. Als agile Hochschule wollen wir auch in den nächsten Jahren die Zukunft unseres Kantons mitgestalten.

Studenten Elektrotechnik im 1973
Die Studenten der Abschlussklasse der Elektotechniker liessen sich 1973 in ihrem letzten Semester Bärte wachsen und kamen immer mit Schirmmützen in den Unterricht ans Abendtechnikum.
Monika Wirth Diplomübergabe
Monika Wirth erhielt 1975 als erste Frau das Diplom für ihr absolviertes Chemie-Studium.
Bauarbeiten Fachhochschule 1991
Im Herbst 1991 begannen an der Ecke Ring-/Pulvermühlestrasse die Bauarbeiten für den Neubau der Fachhochschule.

Beitrag von

Prof. Jürg Kessler, Rektor, Vorsteher der Hochschulleitung der Fachhochschule Graubünden