Die Fachhochschule Graubünden setzt sich für die akademische Freiheit ein
Die akademische Freiheit ist weltweit unter Druck. Gewisse Staaten und politische Systeme missachten die akademische Freiheit systematisch oder schränken sie bewusst ein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden in der freien Ausübung ihres Berufs aktiv behindert, bedroht, entlassen, inhaftiert oder gar ermordet. Das internationale Netzwerk Scholars at Risk (SAR) setzt sich für den Schutz dieser Menschen ein. Seit diesem Frühjahr ist auch die Fachhochschule Graubünden Teil davon.
Text: Andreas Deuber / Bild: Yana Leonenko
Im August 2021 brach die afghanische Regierung zusammen und die Taliban übernahmen die Herrschaft. Für Menschen wie Parwiz Mosamim, die sich für Werte wie Pluralismus, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie einsetzten, hatte der Umsturz weitreichende Konsequenzen. Nach Abschluss seines Masters in Public Administration in Indonesien konnte er nicht mehr nach Afghanistan zurückkehren und seine Arbeit fortsetzen. Heute arbeitet er als Forscher an der Università della Svizzera italiana und schreibt dort seine Doktorarbeit. Möglich geworden ist dies durch die Vermittlung von Scholars at Risk.
Akademische Freiheit ist ein Grundrecht
Die Freiheit von Lehre und Forschung ist in der Schweiz ein verfassungsmässig garantiertes Grundrecht. Weltweit stellt sie einen zentralen Pfeiler universitärer Wertehaltung dar. Ihr Kern darf nicht angetastet werden, auch wenn sie nicht immer umfassend gelten kann und im Einzelfall diskutiert werden muss – auch bei uns. Weltweit werden dennoch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Druck gesetzt und an ihrer Arbeit gehindert. Die akademische Freiheit wird von gewissen Staaten und politischen Systemen systematisch missachtet. Allein für die Zeit vom 29. Mai 2021 bis 29. Mai 2022 wurden bei SAR total 240 Angriffe gegen die akademische Freiheit gemeldet. Die Fälle in Europa haben seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine massiv zugenommen. So wurden dort auch Universitäten aktiv angegriffen, wie zum Beispiel am 14. März 2022 die Chernihiv Polytechnic National University.
SAR engagiert sich weltweit für die akademische Freiheit
Scholars at Risk ist ein internationales Netzwerk von Institutionen und Personen, das den Lehr- und Forschungskörper von Hochschulen schützen will und die akademische Freiheit fördert. Den Anfang nahm SAR im Jahr 1999 an der University of Chicago. 2003 erfolgte der Wechsel an die New York University (NYU). 2005 startete SAR mit der Gründung von Partner-Netzwerken rund um die Welt, die zusammen mittlerweile eine grosse Gemeinschaft bilden und die akademische Freiheit überall fördern. SAR Switzerland wurde 2015 ins Leben gerufen und hat heute 37 Mitglieder, darunter seit dem Frühjahr 2022 auch die FH Graubünden.
Für die FH Graubünden hat die akademische Freiheit einen hohen Stellenwert
Das Gesetz über Hochschulen und Forschung des Kantons Graubünden anerkennt die akademische Freiheit ausdrücklich und bestätigt diese in Artikel 3 («Lehre und Forschung sind frei»). Die Fachhochschule Graubünden greift den Grundsatz an verschiedenen Stellen in ihrem Code of Conduct auf. So anerkennt sie die Wahrung von Unabhängigkeit in Lehre und Forschung als Grenze für ihre unternehmerischen Partnerschaften, überprüft fortwährend ihr Handeln und Tun im Hinblick auf das öffentliche Interesse und bietet regelmässig Plattformen für den Wissensaustausch.
Die FH Graubünden lebt den Wert «Respekt» in ihrem Alltag, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung. Darunter verstehen wir einen wertschätzenden und fairen Umgang miteinander und erfreuen uns an der Vielfalt an der Hochschule. Die FH Graubünden hat bereits Flüchtende mit F-Status unterstützt und ergänzt mit Angeboten für Personen mit Flüchtlingsstatus S (Unterstützungsangebote).
Die akademische Freiheit hat für sie einen hohen Stellenwert, weshalb sie auch Mitglied von Scholars at Risk (SAR), einem internationalen Netzwerk von Hochschule, ist (Scholars at Risk Switzerland).
Beitrag von
Prof. Dr. Andreas Deuber, Ansprechperson für Scholar at Risk an der FH Graubünden