Mit neuen Ideen und attraktiven Konzepten innovatives lebenslanges Lernen gestalten
Der rasante Zuwachs an Informationen stellt neue Ansprüche an die Bildung. Lebenslanges Lernen rückt in den Fokus – auch an der FH Graubünden. Neue Ideen und Konzepte sind gefragt.
Text: Sandra Wipfli / Bild: FH Graubünden
Die meisten Veränderungen sind schleichend, finden fast unbemerkt statt. Zukunftsforschende sprechen dann von Trends und versuchen, die wichtigsten davon – die sogenannten Megatrends – zu identifizieren. Dazu gehören zum Beispiel die globale digitale Transformation, die zu einer Beschleunigung vieler Arbeits- und Alltagsabläufe führt, sowie die Individualisierung unserer Gesellschaft und die damit verbundene Freiheit jeder und jedes Einzelnen, eigene Wege zu gehen. Darüber hinaus hat sich auch die Erzeugung von neuem Wissen enorm beschleunigt und bestehendes Wissen verliert immer schneller an Relevanz. Der rasante Zuwachs an neuen Informationen macht es schliesslich erforderlich, sich entsprechend dem Prinzip des «Lebenslangen Lernens» immer wieder auf den neuesten Stand des Wissens zu bringen, denn eine Erstausbildung, so gut sie auch sein mag, wird unter diesen Bedingungen nicht mehr ein Leben lang ausreichen.
Kompetenzen für die Zukunft
Eine zentrale Frage, mit der sich Hochschulen auseinandersetzen müssen, ist diejenige nach den Kompetenzen ihrer Absolventinnen und Absolventen. Welche Ansprüche stellen heute die Gesellschaft und die Arbeitswelt an sie und genügen in diesem Zusammenhang die Kompetenzen, die zurzeit vermittelt werden? Angesichts der Kurzlebigkeit des Wissens ist eine Universalgelehrte oder ein Universalgelehrter nicht mehr jemand, der oder die alles weiss, sondern eine Person, die mit Wissen und Nichtwissen souverän umgehen kann. Der digitale Wandel wirkt sich auf die gesamte Arbeitswelt aus, Arbeiten und Lernen sind untrennbar geworden. Neue Unternehmenskulturen und Arbeitskonzepte sind auf neue Lehr- und Lernkonzepte angewiesen: Agiles, kooperatives und vernetztes Arbeiten bedingt agiles, kooperatives und vernetztes Lehren und Lernen. Ein zentrales Element in der aktuellen Strategieperiode der Fachhochschule Graubünden ist deshalb eine Lehre, die konsequent kompetenzorientiert aufgebaut ist – weg von reinem Faktenwissen und Spezialfertigkeiten hin zu Hintergrund-, Begründungs- und Kontextwissen, welches in praxis-, problem- und handlungsorientierten Lern- und Prüfungsszenarien geübt, vertieft und überprüft wird. Im Mittelpunkt stehen die Studierenden und ihr individuelles Lernen. Die Lehrenden agieren vermehrt als Moderatorinnen, Coaches und Mentoren, die den Rahmen gestalten und die Studierenden mit Feedback zu den Lerninhalten, Lernprozessen sowie ihrem selbstregulierten Lernen durchs Studium begleiten.
Schnittstelle zur Wirtschaft
Kaum eine Hochschule reagiert in der Entwicklung neuer Studienangebote so agil auf die Nachfrage im Markt wie die FH Graubünden. Unsere Grösse ermöglicht es uns, innovativ und schnell zu sein. Das Konzept der Nischenstrategie und die enge Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor liefern uns die Gewähr, den Finger am Puls der Zeit zu haben.
Gut ausgebildete Mitarbeitende, die sich kontinuierlich weiterbilden, sind das Kapital jedes Unternehmens. Die Nutzung externer Aus- und Weiterbildungsprogramme ist für Unternehmen daher unbestritten wichtig. Zunehmend gewinnen aber auch innerbetriebliche, unternehmensspezifische Schulungen an Bedeutung. Und auch hier eröffnet lebenslanges Lernen neue Ideen und Konzepte in Bezug auf Weiterbildungsangebote. Die FH Graubünden unterstützt ihre Partner aus dem Industrie- und Dienstleistungssektor bei unternehmensinternen Schulungsprogrammen, themenspezifischen Einzelschulungen und Seminaren. Um dem Fachkräftemangel noch besser entgegenzuwirken und eine gezielte Kopplung zwischen Studium und Berufsfeld zu gewährleisten, sind auch duale Studienangebote denkbar, welche die FH Graubünden in Form von Bildungskooperationen gemeinsam mit ihren Partnern entwickelt.
Angebote an die Zielgruppen, den Markt und die aktuellen Entwicklungen anpassen
Der zunehmende Trend nach Neuqualifizierung führt dazu, dass wir mit sich abwechselnden oder parallel verlaufenden Phasen der Erwerbstätigkeit und Aus- bzw. Weiterbildung konfrontiert sind. Nicht nur jeder und jedem Einzelnen wird dabei eine hohe Flexibilität abverlangt, sondern auch den Hochschulen. Für die Studienorganisation bedeutet dies einen Ausbau der zeitlichen und räumlichen Flexibilität, denn gerade Personen, die im Berufsleben stehen und familiäre Verpflichtungen haben, oder Werkstudierende, welche während ihres Studiums in einem Unternehmen arbeiten und so eine inhaltliche Kopplung zwischen Arbeit und Studium anstreben, sind auf entsprechend adaptierte Angebote angewiesen.
Sogenannte Life-Cycle-Modelle haben ausserhalb unserer Landesgrenzen bereits Einzug gefunden. Sie bieten auf der untersten Stufe – nebst dem herkömmlichen Bachelorstudium – Refresher-Kurse in einzelnen Disziplinen oder Fächern an, auf einer mittleren Ebene Masterprogramme und auf der obersten Stufe Programme für sogenannte Senior Executives, welche von kurzer Dauer sind und ohne Prüfungen und Credits angeboten werden. Damit soll veranschaulicht werden, dass Interessierte sowie Absolventinnen und Absolventen während ihres gesamten Berufslebens und in verschiedenen Lebenssituationen von ihrer Hochschule begleitet werden. Die FH Graubünden beschäftigt sich intensiv mit dem Thema, wie zukünftige und ehemalige Absolventinnen und Absolventen in verschiedenen Phasen ihres beruflichen Werdegangs mit entsprechenden Angeboten im Sinne eines Life Cycles unterstützt und intensiver angebunden werden können. Auch das Thema der Öffnung der Hochschule für eine breite Bevölkerung unter Anrechnung nicht-traditioneller Kompetenzen – und damit die Erhöhung von Bildungschancengleichheit, Diversität und Inklusion in der Gesellschaft – wird aktuell diskutiert.
Die möglichen Weiterentwicklungen in Bezug auf «Lebenslanges Lernen» sind vielfältig und bieten zahlreiche Chancen für Veränderungen und Erneuerungen in der Hochschullandschaft. Die FH Graubünden mit ihrem nicht-metropolitanen Standort ist in besonderer Weise gefordert die aktuellen Entwicklungen mit ihrer ausgeprägten Innovationsfähigkeit für sich zu nutzen. Die jüngsten hochschulpolitischen Diskussionen, welche durch all diese Themen ausgelöst werden, zeigen, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben – und noch ein gutes Stück vor uns liegt.
Beitrag von
Sandra Wipfli, Stabsstelle «Innovatives Lebenslanges Lernen», Prorektorat