Curriculum-Entwicklung für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung
Wissen, Kompetenzen und lebenslanges Lernen sind die bedeutendsten Voraussetzungen, um den fundamentalen ökonomischen, ökologischen sowie sozialen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen und Lösungen zu entwickeln. Um diese Ziele zu unterstützen, wurde an der Fachhochschule Graubünden das Projekt der Curriculum-Entwicklung unter dem Aspekt der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) initiiert.
Text: Ivan Nikitin / Bild: FH Graubünden
Gemäss der Strategie der FH Graubünden sollen Studierende nicht nur zu hochqualifizierten Fachkräften, sondern auch zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten ausgebildet werden. Zur Unterstützung dieses Zieles, wurde 2018 das Projekt der Curriculum-Entwicklung «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» (BNE) initiiert. Dessen Ziel ist es, die Lehre an der Fachhochschule so mitzugestalten, dass die Studierenden befähigt werden, die für eine nachhaltige Entwicklung notwendigen Veränderungsprozesse im privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Umfeld zu initiieren und zu begleiten. Dadurch sollen sie als künftige Führungskräfte ihrer Verantwortung gerecht werden und einen Beitrag zu einer Nachhaltigen Entwicklung leisten.
Eigenes Modul für die Nachhaltige Entwicklung
Nebst dem dafür notwenigen Wissen, soll den Studierenden die sogenannte Gestaltungskompetenz (GK) vermittelt werden. Diese setzt sich aus einer Vielzahl von Teilkompetenzen zusammen, welche insgesamt die Fähigkeit und Bereitschaft umfassen, in einem komplexen System mit vielen Handlungsmöglichkeiten diejenigen Massnahmen zu identifizieren und auszuwählen, die geeignet sind, das System in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung weiterzubringen.
Die Gestaltungskompetenz kann in vielfältiger Weise in die Hochschullehre integriert werden, etwa durch neue Lehrangebote, die Integration in bestehende Module oder durch kompetenzorientierte Initiativen von Studierenden. In einem ersten Schritt wurde an der FH Graubünden ein neues, spezifisches Lehrangebot in Form des Moduls «Gestaltungskompetenz für eine Nachhaltige Entwicklung» (NENT2) geschaffen. Mit Hilfe eines transdisziplinären Lehrformats sollen die Studierenden mit Partnern aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zusammengebracht werden und gemeinsam Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung auf Lokalebene und für die Lebenswelt der Studierenden erarbeiten.
Konkrete Fragen aus der eigenen Lebenswelt
Das Modul NENT2 wurde erstmalig als Pilotprojekt im Herbst 2020 im Bachelorstudium Betriebsökonomie als Wahlpflichtmodul angeboten. Aufgrund Covid-19 musste auf die Zusammenarbeit mit Praxispartnern verzichtet werden. Stattdessen beschäftigten sich die Studierenden mit der selbstgewählten Frage «Was ist an der FH Graubünden noch nicht nachhaltig und wo könnten Verbesserungspotenziale liegen?». Mit Hilfe dieser konkreten Fragestellung aus ihrer direkten Lebenswelt konnten die Studierenden ein «bestehendes System» auf seine Nachhaltigkeitsorientierung analysieren. Sie identifizierten Gründe und Ursachen für noch nicht nachhaltige Systemelemente und entwickelten darauf aufbauend Verbesserungsvorschläge und Lösungskonzepte.
Die Erfahrungen der ersten Durchführung halfen, das Modul NENT2 konzeptionell weiterzuentwickeln und die Grundlage für ein erweitertes, studiengangübergreifendes und interdisziplinäres Lehrangebot zu schaffen, das künftig an der FH Graubünden angeboten werden soll.
In den nächsten zwei Jahren wird es nun darum gehen, geeignete Methoden und didaktische Modelle in Bezug auf eine nachhaltige Bildung zu identifizieren und diese zu implementieren. Zudem sollen die dazu passenden Lehr- und Lernumgebungen an der FH Graubünden geschaffen sowie Evaluationsformen entwickelt und Massnahmen zu Qualitätssicherung formuliert und umgesetzt werden.
SIP-Bericht
Die nachhaltige Entwicklung an der FH Graubünden ist ein schönes Beispiel für einen erfolgreich umgesetzten interdisziplinären Bereich, zu dem verschiedene Institute und Zentren sowie der Betrieb und eine Kommission Kompetenzen beisteuern, um die vielschichtigen und komplexen Probleme der nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen. Alle zwei Jahre wird im Fortschrittbericht zur verantwortungsvollen Managementausbildung (PRME) eine Auswahl der vielfältigen Aktivitäten der FH Graubünden aufgezeigt. Die Hochschule ist 2009 der Initiative der Vereinten Nationen «Principles for Responsible Management Education (PRME)» beigetreten und teilt seit 2014 in der PRME Champions Group ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weltweit aus. Im Oktober 2020 war die FH Graubünden zum zweiten Mal Gastgeberin der weltweiten Forschungskonferenz zur verantwortungsvollen Managementausbildung, welche coronabedingt virtuell stattgefunden hat.
Beitrag von
Prof. Ivan Nikitin, Dozent am Zentrum für Betriebswirtschaftslehre