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Innehalten, um weiterzukommen
Innehalten, um weiterzukommen

Innehalten, um weiterzukommen

Der Alltag der Studierenden an der Fachhochschule Graubünden ist vielseitig: Über die Hälfte von ihnen absolviert ein Teilzeitstudium, viele Vollzeitstudierende jobben nebenher, alle haben einen Familien- und Freundeskreis sowie das Bedürfnis nach Sport, Freizeit und Vergnügen. Wo setzt man da die Prioritäten?

Text: Maria Simmen / Bild: Luzia Schmid

Die meisten Studierenden setzen die Priorität wohl beim Studium. Es ist schliesslich eine Investition in die Zukunft. Es wird viel gelernt und Leistungen müssen erbracht werden. Diese werden bewertet und der persönliche Erfolg im Studium wird an diesen Noten und an ECTS-Punkten gemessen.

Dabei bedeutet die Studienzeit so viel mehr. Es passiert so einiges während der Zeit an einer Hochschule: Man lernt neue Freundinnen und Freunde kennen, oft entdeckt man neue Hobbies und Leidenschaften, Interessen verschieben sich, Selbstständigkeit ist gefragt, die frühere Wohnumgebung steht nur noch am Wochenende zur Verfügungoder Hotel Mama ist nur noch gelegentlich geöffnet.

Das stellt viele Studierende vor neue Herausforderungen, denn sie müssen sich nicht nur neues Fachwissen aneignen, sondern sind auch in ihrer persönlichen Entwicklung gefordert. Das klingt häufig einfacher, als es effektiv empfunden wird. Freude, Enthusiasmus und Erfolg treiben die Studierenden an – doch auch Unsicherheiten, Ängste und Zweifel begleiten sie. Es ist nicht immer einfach, alleine damit umzugehen. Viele empfinden das als anstrengend – und das ist es auch.

Genau in solchen Momenten lohnt es sich, aus dem gewohnten Trott auszusteigen, einfach mal innezuhalten und durchzuatmen. Sich zu fragen: Warum bin ich eigentlich hier? Was war der Grund für dieses Studium? Wo möchte ich hin? Was treibt mich an? Noch besser: Man geht gedanklich noch einen Schritt weiter und überlegt sich: Was tut mir eigentlich gut? Wie und wo kann ich mich erholen? Was gibt mir Kraft, was kostet mich Kraft in meinem Alltag? Wovon möchte ich wieder mehr tun und wovon weniger? Und wie könnte ich das erreichen?

Die Lösung ist ganz nah

Die Antworten auf diese Fragen tragen die Studierenden ständig mit sich rum, doch stellen sie sich solche Fragen oft zu wenig. Die Zeit zur Selbstreflexion fehlt in ihrem vollgepackten Alltag. Dabei birgt genau diese Reflexion so viel Potenzial. Wie soll man denn sonst nachhaltig neues Fachwissen erlernen, wenn man gar nicht weiss, wofür? Wie soll man seinen Alltag organisieren, wenn man gar nicht weiss, was es zu planen gibt? Wie soll man entscheiden, was man plant, wenn man gar nicht weiss, was einem wichtig ist? Wie soll man entscheiden, was einem wichtig ist, wenn man sich keine Zeit nimmt, darüber nachzudenken?

Es lohnt sich innezuhalten! Es lohnt sich auch, sich ein Flipchart zu beschaffen, diese oder auch andere Fragen zu notieren und sich zu trauen, sie zu beantworten. Schriftlich. Gerne auch mit Farben und Bildern.

Geübte tun dies selbstständig, führen vielleicht auch ein Notizbuch und machen regelmässig Einträge. «Neulinge» sind erfahrungsgemäss dankbar für ein Gegenüber, das sie anleitet. Das kann jemand Vertrautes aus dem schulischen, beruflichen oder privaten Umfeld sein – oder aber ein Coach oder sonst jemand, der Reflexionsprozesse professionell begleitet. Am wichtigsten ist, dass man das Tempo selber vorgibt und die relevanten Fragen definiert.

Sehr häufig erreicht man in kurzer Zeit sehr viel. Lässt man sich einmal auf den Reflexionsprozess ein, sprudeln die Gedanken nur so aus einem heraus. Gefühle werden spürbar und können besser eingeordnet werden, «Aha-Effekte» bestärken und geben Sicherheit. Sie regen vielleicht auch dazu an, noch tiefer zu gehen oder Gewohnheiten zu verändern. Sie liefern Ideen für Neues oder festigen Gewohntes. So oder so unterstützen sie die persönliche Entwicklung – denn sie liefern Antworten auf zentrale Fragen. Und mit diesen Antworten kann man weiterarbeiten. Man kann Tipps geben, die helfen, Prioritäten zu setzen und den Alltag zu planen, oder findet Bestärkung hinsichtlich einer Entscheidung, die man sowieso schon lange treffen wollte. Klar ist: Selbstreflexion bringt einen weiter, egal in welche Richtung.

Ein Rat, der viel bewirken kann

Oft verlieren die Studierenden vor lauter Aufträgen und Erwartungen aus den Augen, was sie eigentlich alles können. Dass sie ausgestattet sind mit allem, was sie brauchen, um den vollgepackten Alltag zu meistern. Da helfen ein kurzer Moment des Innehaltens, ein Blatt Papier und ein paar Stifte, um das Bewusstsein für die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Fähigkeiten erneut zu stärken sowie dazuzulernen, sich weiterzuentwickeln und die Studienzeit an der FH Graubünden zu geniessen.

Das Career Center und die interne Beratungsstelle der FH Graubünden unterstützen die Studierenden in allen Situationen rund um den Studienalltag und den Berufseinstieg. In Einzelberatungen und Workshops erhalten sie Zeit und Raum, sich mit ihren persönlichen Fragen zu beschäftigen. In diesem Umfeld gibt es kein «Richtig» oder «Falsch», kein «Bestanden» oder «Nicht bestanden» und auch keine ECTS. Es gibt nur die Studierenden und ihre Bedürfnisse. Und ein neutrales Gegenüber, das zuhört, Fragen stellt, visualisiert, Ideen mit auf den Weg gibt und hilft, konkrete Schritte zu planen – wenn sie überhaupt nötig sind. Meistens reicht bereits ein Treffen, um grosse Veränderungen zu bewirken. Denn häufig hilft es schon, wenn man sich bewusst etwas Zeit für sich selbst nimmt, um nachher einen Schritt weitergehen zu können.

Ein besonderes Angebot ist die Beratung mit dem Symbolon-Profil. Dieses Persönlichkeitsprofil bietet die Chance, sich selbst besser kennenzulernen und die eigenen Begabungen, Fähigkeiten, Bedürfnisse und Kraftreserven präziser einzuschätzen. Es kann spannende Impulse vermitteln – nicht nur für die berufliche Zukunft, sondern auch für die persönliche Entwicklung.

Die Studierenden sollen auch erkennen, was ihnen gut tut, wo sie Kraft tanken und im Studium davon profitieren können.

Das Beratungsangebot richtet sich an alle Studierenden aus Bachelor- und konsekutiven Masterstudiengängen und ist kostenlos.

Beitrag von

Maria Simmen
Leiterin Career Center und Beratung