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Crowdfunding – Gemeinsam mit anderen am Erfolg teilhaben
Crowdfunding: Gemeinsam mit anderen am Erfolg teilhaben

Crowdfunding: Gemeinsam mit anderen am Erfolg teilhaben

Die fortschreitende Etablierung digitaler Technologien findet in der Gesellschaft allgegenwärtig statt. Auch die Innovationsfinanzierung ist davon betroffen: Hier setzen sich zunehmend Crowdfunding-Plattformen durch und ermöglichen es Privatpersonen, auf die Entwicklung von Innovationsvorhaben Einfluss zu nehmen.

Text: Sebastian Früh / Bild: FH Graubünden

Digitale Technologien nehmen immer mehr Raum in den verschiedenen Lebensbereichen ein. Unsere Gesellschaft befindet sich inmitten der digitalen Transformation, die grundsätzlich auch nicht mehr «verschwinden» wird. Neben den gesellschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Chancen und Herausforderungen ergeben sich durch digitale Technologien vielfältige Mehrwerte. Durch die Möglichkeiten, die das Internet bietet, sind Menschen prinzipiell in der Lage, traditionell aufwändige Prozesse digital abzubilden und effizienter zu betreiben. So erhalten sie beispielsweise durch Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder YouTube die Möglichkeit, eigene Inhalte bei einer hohen Empfängerzahl zu platzieren, ohne hierfür auf die Leistungen traditioneller Intermediäre wie Verlage oder Nachrichtendienste zurückgreifen zu müssen. Ähnlich verhält sich dies bei Crowdfunding-Plattformen, wo anstelle von Intermediären wie Banken oder Investitionsgesellschaften Privatpersonen über die Finanzierung und Entwicklung von Innovationen entscheiden und sich hierzu gegenseitig vernetzen.

Crowdfunding zur Finanzierung von Innovationen

Im deutschen Sprachgebrauch kann der Begriff «Crowd» mit «Menschenmenge» übersetzt werden. Prinzipiell ermöglichen es Crowdfunding-Plattformen den Initiatorinnen und Initiatoren, einen direkten Aufruf über das Internet an die Crowd zu richten, um Geld für innovative Vorhaben zu beschaffen. Zu diesem Zweck wird das Vorhaben beschrieben und es werden unterschiedliche Gegenleistungen angeboten, die von den Geldgebenden ausgewählt werden können. Je nach Art der Gegenleistung unterscheidet man unterschiedliche Formen von Crowdfunding.

Erhalten die Geldgebenden monetäre Gegenleistungen wie Anteile, Gewinnbeteiligungen oder Wandelanleihen eines Unternehmens, spricht man von «Equity-based Crowdfunding». Bei dieser Form treten Privatpersonen an die Stelle institutioneller Investitionsgesellschaften und investieren höhere Geldsummen in skalierbare Jungunternehmen. Eine weitere Ausprägung ist die Form des «Lending-based Crowdfundings», wo Investoren für ein bestimmtes Vorhaben Darlehen an Unternehmen oder Privatpersonen vergeben. Als monetäre Gegenleistung erhalten sie Zinszahlungen sowie eine Rückzahlung des geliehenen Betrags zum Ende der Kampagnenlaufzeit. Diese Funktionsweise ähnelt dem Kreditgeschäft von Banken, wobei die finanziellen Mittel in diesem Fall nicht von einer Institution, sondern primär von privaten Geldgebenden zur Verfügung gestellt werden. Bei der Form des «Reward-based Crowdfundings» erhalten die Geldgebenden keine monetären Gegenleistungen, sondern Produkte, Dienstleistungen oder symbolische Belohnungen für ihre finanzielle Unterstützung. Somit dient diese Crowdfunding-Form der Vorfinanzierung von Umsätzen durch die zukünftige Kundschaft und unterscheidet sich von den beiden anderen Formen, die primär die Kapitalbeschaffung durch Investoren zum Ziel haben.

Die übergeordnete Gemeinsamkeit der beschriebenen Crowdfunding-Formen besteht darin, dass Menschen anstelle von institutionellen Kapitalgebern wie Banken und Investitionsgesellschaften darüber entscheiden, ob und wie innovative Vorhaben finanziert werden. Die Grundlage hierfür bieten Crowdfunding-Plattformen, über die sie sich effizient miteinander vernetzen können, um entsprechende Projekte aufzugleisen und zu finanzieren.

Produkte können frühzeitig am Markt platziert werden

Die Ansprache von Kundinnen und Kunden anstelle von Investorinnen und Investoren bei der Form des «Reward-based Crowdfundings», nachfolgend als RBCF bezeichnet, ermöglicht es den Initiatorinnen und Initiatoren von Kampagnen, innovative Produkte oder Dienstleistungen bereits frühzeitig am Markt zu platzieren und entsprechend früh im Innovationsprozess echtes Feedback von Menschen einzuholen. Hierdurch können die Risiken von Fehlentwicklungen reduziert und Kundenpräferenzen bei der Entwicklung von Leistungen und Produkten mit einbezogen werden.

Da hierfür zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in der Entwicklungsphase die (potenziellen) Kundinnen und Kunden angesprochen werden müssen, liegt meistens noch kein finaler Produkt- oder Leistungsbeschrieb vor, welcher präsentiert werden kann. Dementsprechend werden in RBCF-Kampagnen meistens emotionale Ansprachen der Initiatorinnen oder Initiatoren via Online-Video als Platzhalter genutzt. Somit tritt der Mensch als Vertreter eines innovativen Projektvorhabens in den Vordergrund, um Marketing für ein noch nicht präsentierbares Leistungsversprechen zu betreiben. Die Verkörperung eines Innovationsvorhabens durch einen Menschen hat auch das Potenzial, die zukünftigen Kundinnen und Kunden frühzeitig und eng an ein Unternehmen oder Projekt zu binden. Die niedrigen Einstiegshürden für Akteure auf Crowdfunding-Plattformen – wie schlanke Anmeldeprozesse, einfache Bedienbarkeit sowie Mehrsprachigkeit – ermöglichen es prinzipiell allen Menschen mit Internetzugang, aktive Mitglieder eines Innovationsnetzwerks zu werden. Dementsprechend bieten RBCF-Kampagnen den Initiatorinnen und Initiatoren die wesentliche Grundlage und Voraussetzung, um Innovationsvorhaben effizient und menschenzentriert voranzutreiben.

Menschliche Attribute stehen im Vordergrund

Die verschiedenen Crowdfunding-Formen zeigen, dass der Mensch hierbei eine wesentliche Rolle spielt: Zum einen werden institutionelle Investoren durch Privatpersonen abgelöst, was klassische Finanzierungskriterien wie Umsatzentwicklung, Gewinnererwartung und Sicherheiten in den Hintergrund rücken lässt und die menschlichen Attribute von Kampagnen in den Vordergrund stellt. Zum anderen erhalten Initiatorinnen und Initiatoren die Möglichkeit, Menschen aktiv in den Entwicklungsprozess von innovativen Vorhaben einzubeziehen, indem sie frühzeitig die entsprechenden Projektvorhaben bei den relevanten Zielgruppen platzieren. Crowdfunding bietet somit die Grundlage und Voraussetzung, um sich als digitales Tool zur menschenzentrierten Finanzierung und Entwicklung von Innovationen erfolgreich zu etablieren.

Crowdfunding-Plattformen bieten die Möglichkeit, Menschenmengen zu gewinnen und sich mit ihnen zu vernetzen, um Projekte aufzugleisen und zu finanzieren.