Die Managerin der Informationen
Dass Monika Rohner einen Masterabschluss in Information and Data Management an der FH Graubünden erwarb, war eher ein Zufall. Die 39-jährige Designerin arbeitete in München und London, bevor eine Sinnkrise sie auf einen unerwarteten Weg schickte. Heute setzt sie ihr Können im Kommunikationsteam der Ingenieur- und Beratungsfirma EBP in Zürich ein und merkt, dass sie dank ihrer Ausbildung wertvolle Inputs liefern kann.
Text: Luzia Schmid / Bild: Claudio Fornito
Monika Rohners Karriere begann mit einem farbigen Senkrechtstart. Nach ihrem Design-Studium (Interaction Design) an der Zürcher Hochschule der Künste verschlug es die junge Frau nach München. Als Motion- und Broadcast-Designerin realisierte sie für internationale Kunden lustige und glamouröse Projekte. «Ich habe dort wahnsinnig viel gearbeitet und ebenso viel gelernt», erinnert sich Rohner gerne zurück. Von München aus erkundete sie die Fernseh- und Werbewelten von London, wo es sie schliesslich auch hin verschlug. «Es war krass, plötzlich arbeitete ich für MTV, was im Studium immer mein Traum gewesen war.» In London machte sie sich selbständig, was ihr die Möglichkeit gab, für verschiedene Kunden – auch in München und Zürich – zu arbeiten. Nach fünf Jahren kehrte sie in die Schweiz zurück, wo sie weiter als freischaffende Designerin arbeitete. Irgendwann begann ihr diese farbige, oberflächliche Welt zu verleiden. Es kam der Moment, wo sie etwas anderes tun, ihren Horizont erweitern wollte. «Aber ich war völlig ratlos, was das sein könnte. Ich steckte in einer Krise, brauchte einen Schnitt.»
Neustart an der Fachhochschule in Graubünden
Dass sie am Schluss mit einem Masterabschluss in Information and Data Management der FH Graubünden dastand, war eher ein Zufall. «Ich war offen für alles, wollte mich noch einmal in eine ganz neue Sache hineinlehnen.» Mit der Unterstützung einer Laufbahnberaterin kam sie darauf, berufsbegleitend das Bachelorstudium Information Science an der FH Graubünden zu absolvieren. Das war ein komplett neuer Bereich, «weit ausserhalb meiner Komfortzone». Der Zufall wollte es, dass sie gleichzeitig bei der Ingenieur- und Beratungsfirma EBP in Zürich eine Stelle in der Kommunikationsabteilung fand. «Die waren recht angetan von meinen Arbeiten und meinem Hintergrund», erzählt die 39-Jährige. Der Neustart war geglückt. Die Designerin wurde Teil eines Teams, wo sie gleichzeitig kreativ sein und viel lernen konnte. Und nebenbei bildete sie sich weiter. «Ich fand das erste Semester an der FH Graubünden superspannend.» Der Inhalt sei so nach vorne gerichtet. Am besten gefiel ihr der gesellschaftliche Aspekt. Zu ihren grossen Interessen zählt die Informationsgesellschaft ‒ was sie bedeutet, wie sie funktioniert. Nach dem zweiten Semester wechselte Rohner in die Masterstudienrichtung Information and Data Management. Ihre Masterarbeit verfasste sie zum Thema «Data Visualization Literacy in der Informationsgesellschaft». Sie untersuchte, inwiefern die Strategie «Digitale Schweiz» des Bundes die Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit Datenvisualisierungen in der Bevölkerung fördert.
Andere Sicht auf die Dinge
«Während des Masterstudiums gelang es mir, in vielen Fächern einen Bezug zu meiner beruflichen Tätigkeit herzustellen und Inhalte in meinem Umfeld zu reflektieren.» Sie habe gelernt, dass sie sich ein noch so fremdes Thema aneignen könne, wenn sie sich voll darauf einlasse. «Manchmal kam es aber auch vor, dass ich mich fragte: Wo bin ich hier gelandet?» Die quirlige, kreative Frau war denn auch eher eine Aussenseiterin in ihrem Studiengang, sie hatte mit ihrem Hintergrund oft eine andere Sicht auf die Dinge. Sie konnte beobachten, dass viele, die einen Master machen, auf eine Führungsposition hinarbeiten. «Ich merkte rasch, dass ich dies nicht wollte», sagt Rohner. «Das Studium ist extrem breit, eine Art Allgemeinbildung im Bereich Informations- und Datenmanagement.» Sie zog es vor, den Weg der Fachkarriere einzuschlagen, «wo ich mich auf meinem Gebiet permanent weiterentwickeln kann». «Das ist mein Ding», sagt die 39-Jährige.
Schnittstelle zum Studium
Bei ihrem Arbeitgeber konnte sie reflektieren, wie die Dinge im Alltag ablaufen, die sie im Studium gelernt hatte. «Wie haben wir es gelernt? Wie wird es hier gemacht?» Sie habe das Glück, an einem Ort zu arbeiten, wo man das Potenzial jedes und jeder Einzelnen sehe und daraus etwas machen möchte. So sieht Rohner denn auch Möglichkeiten, wie sie sich innerhalb der Firma weiterentwickeln, «das Gelernte noch mehr einbringen» könne. Ihre Stärke sei es, Information zu managen, fassbar zu machen ‒ für eine bestimmte Zielgruppe oder die breite Öffentlichkeit. Dort sieht sie auch die Schnittstelle zu ihrem Studium. «Diese Fähigkeit ist in meinem Job sehr wichtig.» So glaubt sie, dass gerade dies von ihrem Arbeitgeber auch ein Stück weit erwartet werde. «Das ist es, was ich einbringen kann.» Die Kommunikationsfachfrau erzählt von Entwicklungsprojekten, an denen ihr Team derzeit arbeitet. So erarbeitete ihr Team zum Beispiel ein Konzept für eine webbasierte Umsetzung der Publikation «Kanton Zürich in Zahlen» des Statistischen Amtes des Kantons Zürich. Das war für die FH Graubünden-Absolventin eine Art Offenbarung. «Bei den Diskussionen merkte ich, dass ich genau verstehe, wovon die Statistiker reden.» Ihr war klar, was das semantische Netz oder SQL-Abfragen sind und sie merkte, dass ein Gespräch auf Augenhöhe möglich wurde. «Es liegt jetzt auch an mir, meine Ideen und Fähigkeiten weiter in die Firma einfliessen zu lassen.»
Über Monika Rohner
Monika Rohner ist 39 Jahre alt und lebt in Zürich. Seit 2016 arbeitet sie bei der Ingenieur- und Beratungsfirma EBP in Zürich als Informationsdesignerin. Sie hat einen Masterabschluss in Information and Data Management und einen Bachelorabschluss in Interaction Design.
Über EBP
Die EBP Schweiz AG ist ein unabhängiges Ingenieur-, Planungs- und Beratungsunternehmen, das seit 1963 im In- und Ausland tätig ist. Die Schwerpunkte bilden die Themen Umwelt, Sicherheit, Raum und Verkehr, Projektmanagement, Energie und Technik, Ingenieurbau, Informatik sowie Strategie- und Unternehmensberatung.
Bericht von
Luzia Schmid
zukünftige Projektleiterin Hochschulkommunikation, Rektorat