Nicht «entweder – oder», sondern «sowohl – als auch»
Sowohl an der FH Graubünden als auch an der Berner Fachhochschule kann man das Bachelorstudium Multimedia Production absolvieren. Man kann aber auch an der Schweizer Journalistenschule MAZ in Luzern die berufsbegleitende Diplomausbildung Journalismus in Angriff nehmen. Wer will, macht beides – und zwar zu erleichterten Konditionen.
Text: Yvonne Herzig Gainsford / Bild: z.V.g. Manuel Ramirez
Möglich macht dies eine Kooperation zwischen der FH Graubünden und dem MAZ. Für MAZ-Absolventinnen und -Absolventen mit abgeschlossener Diplomausbildung Journalismus DAJ bedeutet dies, dass sie prüfungsfrei ins dritte Semester des Bachelorstudiums Multimedia Production einsteigen können, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Aber auch das MAZ bietet attraktive Übertrittsbedingungen. Multimedia-Production-Absolventinnen und -Absolventen können die zweijährige berufsbegleitende Diplomausbildung nach Abschluss des Studiums in einem verkürzten Modus absolvieren.
Beide Seiten profitieren
Dass diese auf beiden Seiten «durchlässige» Kooperation Vorteile hat, liegt auf der Hand. Dazu die Einschätzung von Ruedi Müller-Beyeler, Leiter des Instituts für Multimedia Production (IMP): «Beide Institutionen bilden mit hohem Anspruch Fachkräfte in den Bereichen Journalismus und Kommunikation aus. Die Partnerschaft mit dem MAZ ist auch wichtig, weil wir uns mit unseren Luzerner Kolleginnen und Kollegen gern fachlich austauschen. Vielfalt in Ausbildung und Forschung tut der Schweizer Medienlandschaft gut.»
Diego Yanez, Direktor des MAZ, betont, dass bei allen Kooperationen, die das MAZ pflege, immer der Zusatznutzen für die Studierenden im Fokus stehe. «Sie sollen vom Fachwissen und von der Kreativität unserer Partner profitieren. Im Kontakt und im Austausch mit unseren Partnern stellen wir ferner sicher, dass die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft in unsere Ausbildungsprogramme fliessen. Und umgekehrt fliesst die praxisbezogene journalistische MAZ-Kompetenz ebenso in diese Kooperationen mit ein.»
Erfahrungen aus erster Hand
Das Interesse an diesem Angebot ist durchaus vorhanden; genutzt wurde diese Chance bis jetzt allerdings erst vereinzelt. Einer, der über persönliche Erfahrungen diesbezüglich verfügt, ist Manuel Ramirez. Er hat sich nach der Diplomausbildung Journalismus DAJ am MAZ für das Studium Multimedia Production an der FH Graubünden entschieden. Dabei ist er jedoch nicht direkt ins dritte Semester eingestiegen, sondern ins erste. Er liess sich jedoch in den ersten beiden Semestern von einzelnen Modulen suspendieren.
Interview mit Manuel Ramirez
Yvonne Herzig Gainsford: Sie studieren zurzeit Multimedia Production im vierten Semester. Was haben Sie gemacht, bevor Sie zu uns gekommen sind?
Manuel Ramirez: Ich habe von 2009 bis 2013 die Kantonsschule Schaffhausen besucht. Dann kam ich per Zufall zum Radio, habe bei Radio Munot in Schaffhausen als Praktikant angefangen, war danach Redaktor, Moderator und Chef vom Dienst. Im gleichen Jahr habe ich einen einjährigen Radio-Lehrgang am MAZ absolviert. Danach konnte ich in den Diplomlehrgang Journalismus am MAZ wechseln. Nach meinem Abschluss am MAZ habe ich nochmals ein Jahr beim Radio gearbeitet, bin dann für einen Sprachaufenthalt nach Kanada gereist und habe nach meiner Rückkehr im September 2016 das Studium Multimedia Production (MMP) an der FH Graubünden aufgenommen.
Was hat Sie dazu bewogen, nach der MAZ-Ausbildung ein Studium an der FH Graubünden anzuhängen?
Das MAZ bietet Diplomlehrgänge an. Das sind 90 Tage Ausbildung, danach hat man ein Diplom in der Hand. Das kann man aber nicht vergleichen mit einem Bachelorabschluss. Und ich wollte halt schon noch einen Bachelor machen. Mein Lehrgang am MAZ war eine sehr gute Ausbildung, aber für die Zukunft war mir das zu wenig.
Welche Erfahrungen haben Sie bis jetzt an der FH Graubünden gesammelt?
Multimedia Production ist ein sehr vielseitiges Studium. Ich sage immer: «Man lernt von allem ein wenig, aber nichts richtig (lacht).» Man erhält einen Einblick in viele verschiedene Themen, ich finde das sehr spannend. Nach drei Semestern kann man dann entscheiden, welche Bereiche man vertiefen möchte.
Als MAZ-Absolvent hätten Sie ja auch ins dritte Semester einsteigen können. Warum haben Sie sich für einen Einstieg ins erste Semester entschieden?
Das hatte mehrere Gründe. Im Nachhinein muss ich sagen, ich weiss nicht, ob ich das geschafft hätte, wenn ich direkt ins dritte Semester eingestiegen wäre. Es gibt Fächer, bei denen das nicht so ein Problem gewesen wäre. Aber bei anderen schon, zum Beispiel beim Thema «Interaktive Medien»: Da lernt man ja Webentwicklung, Webapplikationen, also Webseiten schreiben ... Davon hatte ich keine Ahnung, darum hätte ich den ganzen Stoff nachholen müssen. Ich habe mich auch noch aus einem anderen Grund dafür entschieden, von Anfang an mitzumachen: Ich glaube, es ist nicht so toll, wenn man im dritten Semester in eine neue Klasse kommt – die anderen kennen sich dann alle schon gut, selber kennt man noch niemanden.
MMP-Absolventinnen und -Absolventen haben ja auch die Möglichkeit, beim MAZ einen verkürzten Lehrgang zu absolvieren. Sehen Sie auch hier Vorteile?
Ich kann das sehr empfehlen. Am MAZ erhält man einen Einblick in viele verschiedene Themen, wenn auch nicht allzu vertieft. Das ist ja auch gar nicht möglich. Man hat am MAZ die Möglichkeit, sich nochmals vertieft mit dem Thema Journalismus auseinanderzusetzen. Und das MAZ ist sehr praxisorientiert. Wenn man den MAZ-Lehrgang anhängt, ist das wie eine zweite Vertiefung.
Sie würden sich also wieder so entscheiden?
Ich würde es nochmals genauso machen. Ich glaube, das Studium an der FH Graubünden und die Diplomausbildung am MAZ ergänzen sich sehr gut.
Beitrag von
Yvonne Herzig Gainsford
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Multimedia Production (IMP)