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Im Zentrum der Elektronik
Im Zentrum der Elektronik

Im Zentrum der Elektronik

Das Team des Instituts für Informations- und Kommunikationstechnologien IKT besteht derzeit aus sieben hauptamtlichen Dozierenden und vier Wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Einer davon ist Norman Süsstrunk. Der ehemalige Telekommunikationsstudent ist nach Studienabschluss gleich bei der FH Graubünden geblieben.

Text: Karin Huber / Bild: Yvonne Bollhalder

«Ja, ich bin glücklich hier», sagt Norman Süsstrunk auf Nachfrage. Glücklich, weil er sich in den Bereichen Forschung, Dienstleistung und Lehre einbringen kann. «Nur unterrichten, das wäre mir zu wenig. Ich brauche diese Vielfalt und die Flexibilität, die hier notwendig ist.»

Das Studium, das Norman Süsstrunk 2009 abgeschlossen hat, gibt es so nicht mehr an der FH Graubünden. Aus dem Studiengang Telekommunikation & Elektrotechnik ist das Bachelor-Studium Systemtechnik NTB mit Vertiefung Informations- und Kommunikationssysteme geworden. Nach seinem Studienabschluss fing Süsstrunk übergangslos als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an. 2011 schrieb er sich für den Master of Science in Engineering ein. Er schloss das Master-Studium im Dezember 2014 ab. Seither ist er am IKT mit über 50 Prozent in den Bereichen Forschung und Dienstleistung und zu rund 30 Prozent in der Lehre tätig – vier Tage die Woche bei einer 80-Prozent-Anstellung.

Sein Wirkungsfeld ist das erste Stockwerk an der Ringstrasse 34. In seinem Unterricht lernen die Studierenden der Vertiefung Informations- und Kommunikationssysteme die Netzwerktechnik sowie die Entwicklung von Software, darunter Applikationen für das Web und Mobilgeräte. Ebenfalls betreut Norman Süsstrunk Bachelor-Arbeiten von derzeit rund einem Dutzend Studierender. Im Vorraum zu seinem «Informatik-Reich» stehen: Ein Tisch, vier Stühle, bequeme Sitzsäcke und ein Töggelikasten. Nach einem ersten Überblick über seine Arbeit öffnet Norman Süsstrunk Tür um Tür seines Reichs. Dahinter verbergen sich Räume, vollgestopft mit Informatik- und Netzwerktechnik.

Fehler machen erwünscht

Ein Raum ist für die Arbeit an Netzwerkinfrastrukturen eingerichtet, was es den Studentinnen und Studenten ermöglicht, authentische Unternehmensnetzwerke aufzubauen, vieles auszuprobieren und auszuloten. «Das», so Norman Süsstrunk, «ist der eigentliche Spielplatz für die Studierenden. Fehler zu machen ist erwünscht. Wir sind hier ausserdem eine Cisco Networking Academy und führen Cisco Zertifikatsprüfungen durch.» Im daneben liegenden Labor fallen nebst den PCs die Festplatten, Lötgeräte und Spannungserzeuger ins Auge.

«Nur Theorie zu vermitteln, das reicht bei Weitem nicht. Wichtig sind immer die konkreten Anwendungen.»
Norman Süsstrunk, Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Der Computerraum mit direkter Leitung zur Partnerhochschule NTB Buchs ist das Herzstück des 1. Stocks. Grün, pink, orange, gelb, grau und schwarz leuchten Kabel. Wer weniger technikaffin ist, dürfte sich schnell einmal fragen, wie man aus diesem – geordneten – Kabelsalat eigentlich schlau werden soll. «Die gesamte Server-Infrastruktur hier ist ganz wichtig für das Verständnis von Soft- und Hardware. Wir haben alles, was es für die Schwerpunktmodule im Studiengang braucht.»

Zudem: Die Arbeitsplätze können für die Ausbildung bezüglich einer Vielzahl von Informatik- und Netzwerkthemen verwendet werden: Mobile- und Webapplikationsentwicklung, VoIP-Protokolle, OSPF Routing, VLAN-Switching, WLAN-Netze, Firewalls und Intrusion Prevention etc.

Apps erkennen Texte und Plagiate

Norman Süsstrunk arbeitet eng mit dem Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft (SII) zusammen, namentlich mit dem Dozenten Albert Weichselbraun. «Wir haben in einem unserer Forschungsprojekte die Verarbeitung von natürlichsprachlichem Text automatisiert. Bei diesem Projekt versuchen wir, dem Computer beizubringen, Text zu verstehen.» Das Programm kann in einer Sekunde 10’000 Sätze verarbeiten und beispielsweise aus Medientexten die positiven und negativen Elemente der Berichterstattung herausfiltern und auch aufgrund von publizierten Meldungen und Medieninformationen herausfinden, welche Firmen in Relation zueinander stehen. «Eines der Ziele war es hier, diese Relationen von Firmen zu visualisieren. Mit Einsatz des Frameworks D3 wurde also ein Prototyp entwickelt, um die Konzepte zu überprüfen.»

Süsstrunk konkretisiert weiter: Das Projekt kombiniert Konzepte aus Business-Intelligence- und Web-Intelligence-Systemen. Neben firmeninternen Daten werden auch frei verfügbare Daten aus dem Internet und im Speziellen aus Social-Media-Kanälen wie Facebook oder Twitter genutzt. Eingesetzt werden moderne Verfahren aus der maschinellen Sprachverarbeitung (Natural Language Processing), um die Textdaten zu strukturieren und bezüglich Trends zu analysieren. Dies ermöglicht wirtschaftliche Trendanalysen. «Dieses Thema», so Süsstrunk, «ist spannend und vielversprechend. Auf diesem Gebiet arbeiten ebenfalls andere Hochschulen und Universitäten.»

Firmen nutzen Erkenntnisse

Nutzerinnen seien vor allem Firmen, die wissen wollen, wie in der Öffentlichkeit über sie berichtet wird. Denn die Software kann die Textbeiträge auf qualitative Inhalte hin untersuchen und feststellen, in welchen Medien über die Firmenprodukte wie berichtet wird. «Eine weitere konkrete Anwendung von solchen Systemen kann die Erkennung von Duplikaten und Plagiate sein.» An der Optimierung dieses Projekts wird derzeit noch intensiv an der FH Graubünden gearbeitet. Entstanden ist diese Arbeit im Auftrag des Forschungsprojektes WISDOM (Web Intelligence for Improved Decision Making) an der Bündner Hochschule.

Zeit für Studierende

Sitzt Süsstrunk einmal nicht am Computer, um Software zu schreiben, dann betreut er die Infrastruktur, verfasst verschiedenste wissenschaftliche Publikationen – oder holt auch mal Kaffee für die Kaffeemaschine. Zudem ist er permanent in Kontakt mit anderen Software-Entwicklerinnen und -Entwicklern. Es ist ihm ein grosses Anliegen, seine Studierenden zu unterstützen. Für sie steht seine Türe immer weit offen. «Ich unterstütze sie sehr gerne in allen Belangen, egal ob sie Fragen zum Unterricht haben oder ob sie für eigene Projekte Support brauchen.»

Süsstrunk ist ebenfalls verantwortlich für die Übertragung des von der FH Graubünden lancierten Energie-Apéros, der jährlich vier- bis fünfmal für Fachleute abgehalten wird. Ebenso ist er zuständig für die Informatiklehrgänge. «Alles ist sehr spannend, jeder Tag ist anders, die neuen Technologien ändern schnell. Wir sind hier stark gefordert, um die Modulinhalte unseres Studienganges entsprechend schnell anzupassen. Wir wissen aber auch: Nur Theorie zu vermitteln, das reicht bei Weitem nicht. Wichtig sind immer die konkreten Anwendungen.»

Ein Hochschulbetrieb mit seiner eigenen Charakteristik funktioniert etwas anders als ein Wirtschaftsunternehmen. «Gewisse Dinge benötigen darum oft länger Zeit, zudem kommt es immer wieder einmal zum einen oder anderen Leerlauf. Trotzdem sind wir hier sehr flexibel, offen und immer bereit für Veränderungen.»

Beitrag von

Karin Huber

 

Norman Süsstrunk

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Informations- und Kommunikationstechnologien IKT