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Neue Wege, neue Perspektiven: Der Berufseinstieg einer Absolventin
Neue Wege, neue Perspektiven: Der Berufseinstieg einer Absolventin

Neue Wege, neue Perspektiven: Der Berufseinstieg einer Absolventin

Manchmal sind es die unerwarteten Impulse, die den entscheidenden Wendepunkt im Leben markieren. So auch bei der jungen Alumna Jennifer Halter. Was als beiläufiger Hinweis ihres Vaters begann, führte sie auf einen Weg über den gewohnten Horizont hinaus – von der Entscheidung für ein vielseitiges Studium im Medienbereich bis hin zu einem neuen Lebenskapitel in Chur.

Text: Seraina Zinsli / Bilder: Romy Streit, zVg

Es war der Moment, der alles verändern sollte – und er kam aus einer unerwarteten Ecke. Im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Polygrafin trat ihr Vater mit einer Idee an Jennifer Halter heran: «Schau dir mal diesen Studiengang an, das könnte etwas für dich sein». Und so war es auch. Nachdem Jennifer sich den Hinweis ihres Vaters zu Herzen genommen und sich über das Bachelorstudium in Multimedia Production informiert hatte, war sie sich sicher, es würde perfekt passen. «Es war die Vielseitigkeit, die mich überzeugt hat», sagt Jennifer. Insbesondere die Major-Angebote hätten sie angesprochen. Obwohl sie auch das Studium Kommunikationswissenschaft und Medienforschung spannend fand, erschien der Weg über die Universität weniger verlockend. Das Fachhochschul-Studium Multimedia Production bot ihr die Chance, ohne Umwege und mit einem klaren Ziel zu starten.

Der Anfang war jedoch nicht ganz so geradlinig wie gedacht. Zunächst hatte sie sich für den Studienort Bern beworben, da dieser geografisch näher an ihrem Zuhause im Kanton Solothurn lag, dann kam der entscheidende Wendepunkt: ein Infoanlass in Chur. Als Jennifer in der Aula der FH Graubünden ankam, spürte sie sofort, dass es sie hier hinziehen würde. «Die Atmosphäre war einladend und inspirierend», erinnert sie sich zurück. Begeistert von der Vorstellung, in Graubünden zu studieren, zog sie ihre Bewerbung für Bern zurück und entschied sich für Chur als Studienort. So kam es, dass sie den Schritt nicht nur ins Studium, sondern auch in ein neues Umfeld wagte. Eine Entscheidung, die sie «keine Sekunde» bereut. 

Überraschende Entfaltungsmöglichkeiten

Wie viele Studentinnen und Studenten suchte auch Jennifer gegen Ende ihres Studiums nach passenden Stellen für den Berufseinstieg nach dem Bachelorabschluss. Konkret suchte sie eine Aufgabe im Eventbereich, da sie sich mit einem Major in Live Communication bereits während des Studiums in diese Richtung vertieft hatte. Doch dann eröffnete sich ihr ein ganz anderer Weg. Ihre Betreuerin der Bachelorarbeit wies sie auf eine Assistenzstelle am Institut für Multimedia Production hin. «Ich fand das Angebot spannend, und es kam mir sehr entgegen», sagt sie. So fand sich Jennifer plötzlich in einer neuen Rolle wieder, nämlich als Mitarbeiterin der FH Graubünden.

Der Arbeitsalltag sei eine Mischung aus Routine und Herausforderung. Als Assistentin der Forschungsleiterin und Projektmitarbeiterin in verschiedenen Forschungsprojekten erlebt Jennifer heute eine völlig andere Seite der Medienwelt. Es sei eine echte Entfaltungsmöglichkeit gewesen, beschreibt sie ihren Übergang von der Studentin zur Mitarbeiterin. «Es wird dir vertraut, du wirst ernst genommen, kannst eigenständig arbeiten und deine Ideen einbringen.» Eine positive Erfahrung für die frisch gebackene Absolventin. 

Perspektivenwechsel

Durch ihre neue Position veränderte sich auch ihre Sicht auf die Fachhochschule und das Studium. Die Erfahrungen, die Jennifer in ihrer Rolle als Mitarbeiterin bisher machte, gaben ihr ein besseres Verständnis für die Herausforderungen, vor denen Dozierende und Mitarbeitende der FH Graubünden stehen. «Man lernt, die Prozesse hinter den Kulissen besser nachzuvollziehen», stellt sie fest, «und man sieht, warum manche Dinge länger dauern oder anders funktionieren, als man es als Studentin vielleicht erwartet.» Diese Erkenntnisse lassen sie die Hochschule und ihre Rolle darin mit anderen Augen sehen und geben ihr ein Gefühl für die Ressourcen, die in der Lehre und Forschung stecken.

Einer der grössten persönlichen Fortschritte hat Jennifer aber in ihrem Umgang mit Stress gemacht. Die intensiven Phasen im Studium, geprägt von vielen Deadlines und Abgaben, forderten ihre Kapazitäten. Doch sie hat daraus gelernt. Heute, in ihrer Position als Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin und Forschungsassistentin, weiss sie entspannter mit den Anforderungen umzugehen. «Im Studium war alles so hektisch – die Zeit drängte ständig. Heute kann ich mich besser fokussieren und Dinge priorisieren», erklärt sie. Statt Panik über die nächste Deadline, macht sie öfters einen Schritt zurück und geht alles Schritt für Schritt an. Diese Fähigkeit, den Druck zu relativieren, helfe ihr im Arbeitsalltag genauso wie im Privaten. Doch trotz der Entspannung, die sie mittlerweile im Umgang mit Stress gefunden hat, sehe sie die wertvollste Erfahrung aus der Studienzeit in den Begegnungen mit verschiedenen Menschen. Die Vielfalt an Charakteren, mit denen sie während der Studienzeit zusammenkam, hat ihre Sicht auf die Welt verändert. «Man trifft auf so viele unterschiedliche Persönlichkeiten, und das erweitert den Horizont – eine sehr bereichernde Erfahrung», erzählt Jennifer. Diese zwischenmenschlichen Erfahrungen und der Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen schätze sie enorm.

Die Stärken für den beruflichen Erfolg nutzen

Derzeit ist Jennifer mit ihrem Job zufrieden und konzentriert sich darauf, ihre Fähigkeiten in der Organisation und im Projektmanagement weiter auszubauen. «Ich bin froh, dass ich meinen Weg so eingeschlagen habe. Ich habe gemerkt, dass meine Stärken eher in der Organisation und nicht in der kreativen Umsetzung von Events liegen», reflektiert sie. So sei sie im Nachhinein froh, dass sie ihre Suche nach passenden Jobangeboten in Eventagenturen nicht weiterverfolgt habe. Trotzdem sei sie gespannt, wohin sie ihr Weg noch führen werde. Schliesslich stehe sie noch ganz am Anfang ihrer beruflichen Karriere. Was mit einer Neugierde für die Medienbranche begann, entwickelte sich zu einem spannenden Einstieg in den Bereich der Forschung und Projektarbeit. Der Wandel von der Studentin zur Mitarbeiterin war dabei keineswegs nur ein beruflicher, sondern auch ein persönlicher. Immer mit der Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln.

3 Fragen an …

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Was ist deine schönste Erinnerung, wenn du an deine Zeit als Studentin an der FH Graubünden zurückdenkst?

Da gibt es keine spezifische Erinnerung. Für mich geht es eher darum, was entstanden ist. Ich denke dabei an die engen Freundschaften, die ich während des Studiums knüpfen durfte. Einige Mitstudentinnen und Mitstudenten sind zu Herzensmenschen geworden, die heute zu meinen engsten Freundinnen und Freunden zählen. Dass ich das Privileg hatte, solch tolle Menschen und intensive Freundschaften «mitzunehmen», hat mich sehr geprägt.

Was ist das grösste Learning, das du aus deiner Zeit als Studentin mitgenommen hast?

Dass man das Ungewisse auch mal auf sich zukommen lassen darf. Man sollte sich nicht «verkopfen» und sollte nicht immer alles unter Kontrolle halten wollen. Auch wenn man loslässt, kommt es am Ende meistens gut raus.

Was ist dein Rat an die heutigen Studentinnen und Studenten?

Eine Stunde ist besser als keine Stunde. Das ist einer der Ratschläge, die ich weitergeben würde. Ausserdem: Pausen machen! Das musste ich selbst auch lernen. Zudem sprechen alle immer von der berühmten Work-Life-Balance. Realistisch gesehen funktioniert das nicht immer. Trotzdem ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass man etwas findet, was einem selbst mental und seelisch guttut. Nur so kann man zwischendurch Abstand gewinnen und mit frischem Kopf bei der Sache bleiben. 

Beitrag von

Seraina Zinsli, Projektleiterin Hochschulkommunikation, Redaktionsleiterin