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Regionen – Zukunftsräume für nachhaltige Entwicklung
Zukunftsräume für eine nachhaltige Entwicklung

Zukunftsräume für eine nachhaltige Entwicklung

Die Bündner Regierung hat in ihrem Regierungsprogramm unter anderem das Ziel formuliert, Graubünden als innovativen Gebirgskanton zu positionieren. Als regional verankerte Fachhochschule tragen wir einen wichtigen Teil dazu bei. Mit unseren Lehr- und Weiterbildungsangeboten sowie unserer Forschung und Dienstleistung leisten wir einen gezielten Beitrag zur Weiterentwicklung des Kantons, damit dieser für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet ist.

Text: Josef Walker / Bild: Dani Ammann

Eine weitere Aufgabe der Fachhochschule Graubünden ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons zu fördern. Deshalb wollen wir unsere Netzwerke mit lokalen Unternehmen, Forschungsinstitutionen, dem Technopark, Innovationszentren und der Verwaltung ausbauen und den Kanton Graubünden bei der Umsetzung seiner Integrierten Bildungs-, Forschungs- und Innovationsstrategie unterstützen. Unser strategischer Entwicklungsschwerpunkt «Beitrag zur Regionalentwicklung» fokussiert auf eine stärkere Unterstützung der Erschliessung der Wertschöpfungspotenziale im Kanton und die nachhaltige Entwicklung der Regionen.

Konkret wollen wir insbesondere die Tourismusbranche unterstützen, zur Reduktion des Fachkräftemangels in den Regionen beitragen und auch physisch stärker in den Regionen präsent sein.

Tourismus in die Zukunft führen

Der FH Graubünden ist es ein Anliegen, die für den Kanton hinsichtlich der Wertschöpfung wichtigen Tourismusunternehmen zu stärken. Die Corona-Pandemie hat gerade den Tourismus sehr hart getroffen und den digitalen Wandel beschleunigt. Diesen Veränderungen muss sich die Branche stellen, um das lokale Angebot und die internationale Nachfrageverteilung zu optimieren. Gemeinsam mit einem Projektkonsortium – bestehend aus der Hotelfachschule «Hospitality Business School» (EHL), der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), der Universität St. Gallen (HSG) und der Hochschule Luzern (HSLU) sowie einer Vielzahl weiterer Partnerinnen und Partner – hat die FH Graubünden das Innosuisse-Flagship-Projekt «Resilient Tourism» mitentwickelt, um proaktiv auf die Herausforderungen des digitalen Wandels reagieren zu können.

Beitrag zur Reduktion des Fachkräftemangels

Nicht nur in Graubünden, sondern in der ganzen Schweiz ist das Thema Fachkräftemangel hochaktuell, wobei die Situation in Graubünden aufgrund der Altersstruktur noch akzentuierter ist, wie eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforums Graubünden aufzeigt. Für uns ist es eine zentrale Aufgabe, einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des Fachkräftemangels zu leisten.

Der digitale Wandel verändert das Verhalten der Kundinnen und Kunden sowie die Geschäftsmodelle ganzer Branchen und setzt neue Kompetenzen bei Mitarbeitenden und Führungskräften voraus. Im letzten Jahr startete an der FH Graubünden ein neues Weiterbildungsangebot, das in Kooperation mit der Graubündner Kantonalbank und der MINT-Academy entwickelt wurde. In einem ersten Zertifikatslehrgang erarbeiten die Teilnehmenden die wirtschaftlichen Grundlagen im Bereich General Management – mit dem Ziel, einen Überblick über den aktuellen Stand der wichtigsten Disziplinen moderner Unternehmensführung zu bekommen. Im zweiten Zertifikatslehrgang sollen die für das Verständnis der digitalen Transformation relevanten Grundlagen vermittelt werden. Dazu gehören digitale Trends und Geschäftsmodelle, technologische Entwicklungen, agile Arbeitsmethoden und Führung in der Arbeitswelt 4.0. Dieses Weiterbildungsformat soll Mitarbeitende aller Branchen im Kanton auf die im Zuge der Digitalisierung stattfindenden Veränderungen in der Arbeitswelt vorbereiten. Mit dieser zweistufigen Weiterbildungsoffensive bietet die FH Graubünden gemeinsam mit ihren Partnerinnen und Partnern eine Antwort auf diese neuen Herausforderungen.

Durch die Weiterentwicklung der Technik wird die regionale Wirtschaft gestärkt und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt. Dabei geht es vor allem um die Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren sowie die Zusammenarbeit mit der Hightech-Branche im Bereich der angewandten Forschung und Entwicklung. Zahlreiche Kooperationsvereinbarungen manifestieren, dass die Technikstudiengänge der FH Graubünden den Bedürfnissen der regionalen Unternehmen entsprechen und dass diese die Fachhochschule und ihre Studierenden dabei unterstützen. Beispiele hierfür sind die Bachelorangebote Photonics, Mobile Robotics sowie Computational and Data Science; Letzteres ist eng mit der vom Kanton geförderten Sonderprofessur Computational Science im Zentrum für Data Analytics, Visualization and Simulation (DAViS) verknüpft.

Reallabore in den Regionen

Die Fachhochschule möchte auch in den Regionen stärker physisch präsent sein. Dazu haben wir unter Federführung des Departements Entwicklung im alpinen Raum im letzten Jahr zwei Reallabore realisiert, die die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis weiter stärken sollen. Die beiden Labore «Surselva Lab» in Ilanz sowie das «Bregaglia Lab» in Stampa haben ihre operative Tätigkeit aufgenommen, erste Veranstaltungen vor Ort durchgeführt und Projekte aus den Regionen für die Regionen lanciert. Gemeinsam mit den lokalen Stakeholdern sollen so zukunftsfähige Lösungen für den betreffenden Lebens- und Wirtschaftsraum entwickelt werden. Die Ziele sind sowohl die Schaffung eines gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Mehrwerts für die Regionen als auch die nachhaltige Unterstützung der Regionalentwicklung mit partizipativen, angewandten wissenschaftlichen Methoden. Die Reallabore bilden somit die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis. Die FH Graubünden ist bereit, bei Interesse ähnliche Initiativen auch in anderen Regionen zu starten.

Um für diese «innovative Regionalentwicklung» ein Netzwerk aufzubauen und weiterzuentwickeln, besucht die FH Graubünden dieses Jahr die verschiedenen Regionen des Kantons. Die Bedürfnisse und Herausforderungen der einzelnen Regionen sollen so noch besser verstanden werden; gleichzeitig soll das Netzwerk auch auf Regional- und Lokalebene ausgebaut werden. Die Bevölkerung, die potenziellen Lehr- und Forschungspartner sowie die Netzwerkpartner in den Regionen (Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Regionalentwicklung) sollen die Fachhochschule besser kennenlernen, damit alsbald erste Ideen und Projekte gemeinsam diskutiert und angestossen werden können.

Näher zu den Menschen in der Region: Das erste Regionallabor, das Surselva Lab, wurde in Ilanz eröffnet.
Auch im Bergell forscht und arbeitet die FH Graubünden seit Herbst 2022 im Bregaglia Lab zusammen mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort.

Beitrag von

Prof. Josef Walker, Leiter Departement Entrepreneurial Management und Mitglied der Hochschulleitung