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Wissensplatz
Auf die richtige Mischung kommt es an
Durch Vielfalt gemeinsam ans Ziel kommen

Durch Vielfalt gemeinsam ans Ziel kommen

Interdisziplinäres Lernen und Arbeiten haben bei Karin Eggert seit jeher einen hohen Stellenwert. Die Studienleiterin der Management-Weiterbildung ist überzeugt: «Wir müssen Wissen und Handeln aus verschiedenen Bereichen kombinieren, um Herausforderungen im Leben erfolgreich zu meistern.»

Text: Juliane Streitberg / Bilder: FH Graubünden, Karin Eggert

Karin Eggert ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften in Essen und promovierte an der Universität Lüneburg im Bereich Strategisches Marketing. Als eine der Ersten absolvierte sie ihr Studium fächerübergreifend und schrieb ihre Diplomarbeit im Bereich Industrial Design & Produktinnovationen. Vom Leitsatz «Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile» (Aristoteles) ist sie seit ihrem Studium überzeugt. Dieser Denkansatz zieht sich wie ein roter Faden durch Karin Eggerts gesamtes Wirken.

Als ehemalige Projektleiterin bei der Deutschen Telekom und nach mehrjähriger Berufstätigkeit in Südafrika, Indien, Japan und Italien sowie Erfahrungen in vielen Grossprojekten hat sie gelernt, über den Tellerrand zu blicken. Bis kurz vor ihrem Wechsel an die damalige HTW Chur arbeitete Karin Eggert als Leiterin «Corporate Development» bei der Aare-Tessin AG, heute Alpiq.

Zurzeit ist sie nicht nur an der FH Graubünden tätig, sondern seit 2014 selbstständig als Coach unterwegs. Sie unterstützt und begleitet Firmen mit Einzelcoachings, Gruppencoachings und Seminaren im Bereich von Projekten, Prozessen, Teambuilding und Risikomanagement. In diesem Tätigkeitsfeld verfolgt sie ganzheitliche und systemische Lösungsansätze als Weiterentwicklung ihres Leitsatzes.

Wie und warum alles begann

2009 trat Karin Eggert ihre Stelle als Leiterin der Management-Weiterbildung der HTW Chur in einem kleinen «Kabäuschen» an der Limmatstrasse in Zürich an. Zu jener Zeit gab es erst die Studiengänge Diploma of Advanced Studies in Business Administration (DAS), Master of Advanced Studies in Business Administration (MAS) und Executive Master of Business Administration in General Management (EMBA) an den Standorten Chur, Rapperswil und Zürich. Nach vielen Jahren in der Wirtschaft wollte sie ihr gesammeltes Fachwissen und ihre Erfahrungen aus der Arbeitswelt an die jüngeren Generationen weitergeben.

Aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit bei der Deutschen Telekom und der heutigen Alpiq lag ausserdem die Aufgabe nahe, einen neuen Studiengang in dieser Fachrichtung zu entwickeln. Wie es der Zufall wollte, erlebten die Energiekonzerne zur selben Zeit einen Aufschwung und spezialisierte Fachkräfte fehlten weitgehend am Arbeitsmarkt.

Von erfahrenen Unternehmern und Chefs lernen

Als Karin Eggert noch Studentin war, hätte sie sich gewünscht, dass ihre Dozierenden mehr über ihre persönlichen Berufserfahrungen berichtet hätten. Als Studienleiterin und Dozentin kann sie genau das jetzt tun. Sie möchte den Studierenden vermitteln, was in der Arbeitswelt funktioniert und was nicht, wo mit Tücken und Knackpunkten und wo mit Herausforderungen zu rechnen ist. Wann immer sie kann, berichtet sie von ihren eigenen Erlebnissen, Erkenntnissen und Stolpersteinen. Ganz nach dem Motto: «Die Jungen sind zwar schneller, aber die Alten kennen die Abkürzung.»

Gemeinsam mit den Absolvierenden des ersten Studienjahrgangs organisierte Karin Eggert die Diplomfeier des 10. Jahrgangs.

Die Entwicklung des Master of Advanced Studies in Energiewirtschaft

Gemeinsam mit den grossen Energiebetreibern (damals dem Verband SwissElectric) sowie Repower, dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) und dem Bundesamt für Energie wurde ein Curriculum «Von der Energiewirtschaft für die Energiewirtschaft» entwickelt (so der damalige «Slogan» des neuen Studiengangs). 2010 startete der erste MAS in Energiewirtschaft mit 13 Studierenden und war ein so grosser Erfolg, dass in den darauffolgenden Durchführungen sogar Wartelisten angelegt werden mussten.

Mit der Einführung des neuen Studiengangs entstand auch ein sogenanntes Advisory Board. Dieses Beratungsteam trifft sich ein- bis zweimal jährlich und bespricht die für die Energiebranche zukunftsrelevanten Themen. Zusammen mit den Feedbacks der Studierenden und Dozierenden werden daraus laufend neue Inhalte für den Studiengang erstellt und weiterentwickelt.

Planung in Coronazeiten

Mittlerweile wurde der MAS in Energiewirtschaft bereits elf Mal durchgeführt – doch keine Durchführung war so wie jene im Frühling 2020. Die Weiterbildung lebt vom direkten gegenseitigen Austausch der Studierenden, sei es untereinander, sei es mit den Fachdozierenden. Wegen der Ausbreitung des Virus und der damit verbundenen Massnahmen wurde dieser persönliche Kontakt praktisch auf null gesetzt. Trotzdem zeigten die Studierenden grosses Verständnis für die Situation. Sie waren diszipliniert und sehr engagiert – für die Studienleiterin eine Erleichterung, denn die Planung und Umsetzung des Unterrichts waren eine grosse Herausforderung unter diesen neuen Umständen.

Gerade als der Lockdown in der Schweiz eingeführt wurde, standen die Leistungsnachweise für die technischen Themen an. Die schwierigste Frage war, wie sich solche Prüfungen online umsetzen lassen. Gruppenarbeiten? Nicht möglich. Schriftliche Tests? Nicht möglich. Dank der erfahrenen Dozierenden konnten schliesslich mündliche Onlineprüfungen erfolgreich durchgeführt werden.

Aktuelle Herausforderungen als Studienleiterin

Die grösste Herausforderung für die Planung eines Studiengangs, insbesondere des MAS in Energiewirtschaft, ist der stetige Wandel. In den letzten zehn Jahren hat sich die Energiebranche dramatisch verändert, sowohl in Bezug auf die Technologien als auch hinsichtlich der Marktmechanismen. Karin Eggert ist somit «am Puls der Zeit» und sucht laufend neue Expertinnen und Experten sowie aktuelle Themen für ihren Studiengang.

Was erschwerend zum rasanten Wandel hinzukommt, ist die aktuelle Zurückhaltung potenzieller Studierender. Das Anmeldeverhalten ist sehr sensitiv in Bezug auf die Dynamik und die Stimmung im Markt. Die Interessentinnen und Interessenten verhalten sich in diesem Fall eher zyklisch, was Karin Eggert sehr bedauert. Gerade jetzt, während die Krise viele Prozesse in der Wirtschaft und Gesellschaft beschleunigt, wäre ein idealer Zeitpunkt, um eine Weiterbildung in Angriff zu nehmen.

Karin Eggert unterstützt in Kenia mehrere Patenkinder und deren Mütter und besucht sie (normalerweise) alle drei Monate für rund zehn Tage.

«Nebensächlich» – und doch so wichtig

Karin Eggert zeigt gerne Fotos oder Videos von ihren Patenkindern in Kenia. Aktuell greift sie drei Kindern und ihren Müttern finanziell unter die Arme und besucht sie (normalerweise) alle drei Monate für rund zehn Tage. Durch ihre Arbeit für die Deutsche Telekom in Südafrika und durch ihren Bruder, der eine Kenianerin als Lebenspartnerin hat, konnte sie die Gegend besser kennenlernen und «adoptiert» bereits seit 1997 Patenkinder in Afrika. Gemeinsam mit ihrem Bruder hat sie 2019 begonnen, einen Vorschulkindergarten in der Kommune seiner Partnerin aufzubauen, den die Kinder dieser Kommune gratis besuchen können.

Beitrag von

Juliane Streitberg, Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Karin Eggert, Studienleiterin

Institut für Management und Weiterbildung (IMW)