Was ist Qualität?
Die FH Graubünden verfolgt das Ziel, qualitativ hochwertige Studiengänge und Forschungsprojekte anzubieten. Basierend auf den Ansprüchen der Anspruchsgruppen legt die Qualitätssicherungsstrategie der FH Graubünden den Orientierungsrahmen fest, der die Qualitätsausrichtung der Hochschule vorgibt.
Text: Prof. Martin Studer / Bild: FH Graubünden
Es stellt sich die Frage: Was ist denn Qualität überhaupt? Was bedeutet es, von einem qualitativ hochwertigen Studium zu sprechen? Was sind die Merkmale eines qualitativ hochstehenden Forschungsprojekts? Die FH Graubünden hat sich für folgende Definition des Begriffs Qualität entschieden:
Qualität ist der Grad, in dem die Merkmale einer Dienstleistung, beispielsweise eines Studienangebots oder eines Forschungsprojekts, die Anforderungen der Anspruchsgruppe erfüllt.
Aus der Definition wird klar, dass nicht die Hochschule die Qualität bestimmen kann, sondern dass es die Anspruchsgruppen der FH Graubünden sind, die darüber entscheiden, ob die Qualität stimmt oder nicht. Die Anspruchsgruppen (Studierende, Forschungspartner usw.) stellen Ansprüche an unsere Dienstleistungen (Studienangebote, Forschungsprojekte usw.). Die Anspruchsgruppen bestimmen, welche Art von Qualität sie erwarten resp. welche Ansprüche sie haben. Und so ist es die Zufriedenheit der Anspruchsgruppen bezüglich ihrer Ansprüche, die bestimmt, ob eine Dienstleistung qualitativ gut ist oder nicht.
Hauptanspruchsgruppe Studierende
Ein zentrales Element der Qualitätssicherung und -entwicklung ist die Kenntnis der Anspruchsgruppen und ihrer Ansprüche. Die FH Graubünden definiert den Begriff Anspruchsgruppe wie folgt:
Eine Anspruchsgruppe bezeichnet relevante interne und externe Personenkreise, die das Handeln der Hochschule beeinflussen. Anspruchsgruppen haben ein berechtigtes Interesse an der Qualität einer Dienstleistung, beispielsweise eines Studienangebots oder eines Forschungsprojekts.
Am Beispiel der Lehre lassen sich die Anspruchsgruppen veranschaulichen. Es stellt sich die Frage, wer die Anspruchsgruppen der Studienangebote sind. Die Hauptanspruchsgruppe bilden sicherlich die Studierenden. Ihre Ansprüche sind beispielsweise ein erfolgreicher Einstieg ins Berufsleben nach dem Studium oder auch die Vereinbarkeit von Studium und Beruf, Familie, Freizeit usw. Die Studierenden sind aber nicht die einzige Anspruchsgruppe bezüglich der Studienangebote der FH Graubünden. Zu den weiteren Anspruchsgruppen gehören auch zukünftige Arbeitgeber, die Interesse an einer praxisorientierten Ausbildung der Studierenden haben. Oder der Bund, der beispielsweise im Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) fordert, dass Fachhochschulen auf einen berufsqualifizierenden Abschluss hin vorbereiten. Oder der Kanton Graubünden, der ein Interesse an Fachkräften für die regionale Wirtschaft hat.
Qualitätssicherungsstrategie als Orientierungsrahmen
Die unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen Anspruchsgruppen können sich einerseits ergänzen, andererseits auch widersprechen. Beispielsweise steht das Bedürfnis nach einer allgemeinbildenden, langfristig ausgerichteten Ausbildung in einem Zielkonflikt mit der Ausbildung für spezifische Berufe.
Hier setzt die Qualitätssicherungsstrategie der FH Graubünden an. Die Hochschule legt in ihrer Qualitätssicherungsstrategie fest, wie die Ansprüche der Anspruchsgruppen zu berücksichtigen sind, und verleiht der Hochschule ein spezifisches Qualitätsprofil. Sie soll die Frage beantworten, auf welche Ansprüche die Hochschule ihren Fokus legt und inwieweit die verschiedenen Ansprüche befriedigt werden sollen.
Die Qualitätssicherungsstrategie legt das Qualitätsprofil der Hochschule in Form von Leitsätzen fest. Als Beispiel hierfür dient ein Leitsatz aus dem Qualitätsbereich Forschung:
Die Forschung und Entwicklung der FH Graubünden hat eine hohe Wirkung auf die wirtschaftliche oder gesellschaftliche Praxis.
Der Leitsatz verdeutlicht, dass die Hochschule ihren Fokus ‒ ihrem Profil als Fachhochschule entsprechend ‒ nicht nur auf Peer-Review-Publikation legt, sondern auch Publikation in Fachzeitschriften und Medien mit entsprechender Wirkung auf die gesellschaftliche Praxis berücksichtigt. Die dazugehörigen konkreten Qualitätsziele, Indikatoren und Zielwerte sind im Forschungs-Cockpit der FH Graubünden festgelegt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Qualitätssicherungsstrategie in Form von Leitsätzen die Qualitätsausrichtung der FH Graubünden definiert. Sie bildet somit den Orientierungsrahmen, der die Qualitätsausrichtung vorgibt. Die Leitsätze helfen, beispielsweise bei den Zielvereinbarungen, konkrete Qualitätsziele für jede(n) einzelne(n) Mitarbeitende(n) zu entwickeln.
Qualitätskultur nachhaltig sichern und weiterentwickeln
Die Qualitätsausrichtung kann zwar durch die Qualitätssicherungsstrategie von der Hochschule vorgegeben werden, es sind konkret jedoch die Mitarbeitenden, die in ihrer täglichen Arbeit qualitativ hochwertige Dienstleistungen anbieten und somit eine hohe Qualitätskultur «leben». Dazu stellt sich die Frage: Was bedeutet Qualitätskultur? Folgende Definition soll helfen, Klarheit zu schaffen:
Zu einer hohen Qualitätskultur gehört es, dass alle Mitarbeitenden bemüht sind, die Qualität dauerhaft zu sichern und nachhaltig weiterzuentwickeln.
(Quelle: https://m.portal.hogrefe.com/dorsch/qualitaetskultur/)
Zur Qualitätskultur gehört somit eine Einstellung, eine Haltung der Mitarbeitenden: Das dauerhafte Bemühen um Qualität. Diese Haltung wird im Reglement zur Qualitätssicherung so ausgedrückt:
Mitarbeitende der Hochschule sind für die Qualität in ihrer Arbeitstätigkeit an der Hochschule selbst verantwortlich. Sie orientieren sich an der Qualitätssicherungsstrategie der Hochschule und am Regelkreis für das kontinuierliche Lernen und Verbessern.
Ein Hilfsmittel im Streben nach einer hohen Qualität ist der dazugehörige Regelkreis: Angelehnt an den PDCA-Zyklus definiert er das Vorgehen für qualitativ hochwertige Dienstleistungen, das aus folgenden Prozessen besteht:
Dazu gehören Ziele (Plan), deren Erreichung festzulegen ist, sowie Massnahmen (Do), die zur Zielerreichung notwendig sind. Und die Bewertung (Check), welche die Zielerreichung prüft. Abschliessend hält die Qualitätsentwicklung (Act) das Vorgehen zur Weiterentwicklung fest.
Qualitätskultur bedeutet, dass sich jede/jeder Mitarbeitende bei ihrer/seiner Arbeit den Regelkreis vor Augen führt und sich fragt: Was ist das Ziel? Was möchte ich erreichen? Mit welchen Massnahmen erreiche ich das gesteckte Ziel? Wie prüfe ich, ob das Ziel erreicht worden ist? Und wie entwickle ich die Qualität weiter?
Qualitätssicherungssystem als Orientierungsrahmen
Der Regelkreis hat seine Gültigkeit nicht nur auf der Ebene der/des einzelnen Mitarbeitenden, sondern auf allen Ebenen: Angefangen auf strategischer Ebene (Hochschulrat) über die operative Ebene für die Gesamthochschule (Hochschulleitung) bis hin zu den Qualitätsbereichen auf der Ebene der Departemente und Institute. Das Qualitätssicherungssystem beinhaltet die auf den verschiedenen Ebenen definierten und umgesetzten Ziele, Massnahmen, Bewertungen und Weiterentwicklungsmassnahmen.
So wie die Qualitätssicherungsstrategie die Ausrichtung der FH Graubünden bezüglich ihrer Qualitätsansprüche festlegt, bestimmt das Qualitätssicherungssystem die Qualitätsweiterentwicklung. Diese wird aus den definierten Qualitätsansprüchen, den Vorgaben für die definierten Massnahmen der jeweiligen Hochschulebenen sowie den zur Bewertung eingesetzten Instrumenten und Gefässen abgeleitet. Folgende Definition fasst dies zusammen:
Das Qualitätssicherungssystem bezeichnet den der Qualitätssicherung zugrundeliegenden konzeptionellen Rahmen. Es stellt durch definierte Prozesse und Aktivitäten eine systematische Qualitätssicherung und -entwicklung sicher und legt fest, mit welchen internen und externen Instrumenten die definierten Qualitätsansprüche entwickelt und gesichert werden.
Der Hochschulrat legt die Hochschulstrategie fest. Sie definiert auf hoher Stufe die Roadmap der Hochschulentwicklungsprojekte und bedingt, dass das Qualitätssicherungssystem regelmässig durch die institutionelle Akkreditierung sowie interne und externe EFQM-Assessments bewertet wird.
Auf Hochschulleitungsebene werden aus den strategischen Zielen konkrete, übergeordnete Ziele abgeleitet. Daraus werden die jeweiligen Jahresziele abgeleitet. Die Massnahmen zur Qualitätssicherung und -entwicklung auf dieser Ebene umfassen einerseits das Prozessmanagement, andererseits die Weiterentwicklungsprojekte. Deren Zielerreichung prüft die Hochschulleitung beispielsweise mittels Evaluation der Zufriedenheit der Anspruchsgruppen (Umfragen zur Zufriedenheit von Studierenden und Mitarbeitenden), Feedbacks seitens der Fachbereiche sowie Reporting gegenüber dem Kanton. Das Qualitätssicherungssystem wird zudem in den Qualitätsbereichen noch detaillierter ausgearbeitet.
Um auf die anfänglich gestellte Frage zurückzukommen (Welche Unterstützung bietet das Qualitätssicherungssystem?): Es dient als Orientierungsrahmen. Dieser zeigt auf, welche Vorgaben bezüglich der Qualitätsziele existieren, welche Qualitätssicherungsmassnahmen auf Hochschul-, Ressort- und Departementsebene umgesetzt und welche Bewertungsinstrumente dafür eingesetzt werden.
Fazit
Das Qualitätssicherungssystem legt die Qualitätsausrichtung der FH Graubünden und die Vorgaben hinsichtlich der zu ergreifenden Massnahmen und durchzuführenden Bewertungen fest. Damit ‒ und gestützt auf das Prozessmanagement-Handbuch (den «FH Graubünden-Guide») ‒ besitzt die FH Graubünden eine optimale Grundlage für eine erfolgreiche Qualitätssicherung und -entwicklung.