Touristische Erfolgsfaktoren für Graubünden und die Schweiz
Die regionale und nationale Tourismusbranche steht vor grossen Herausforderungen. Mit ihrer Tourismuskompetenz kann die FH Graubünden zu touristischen Erfolgsfaktoren beisteuern, dank denen der Tourismus in Graubünden und in der Schweiz einer international wettbewerbs- und leistungsfähigen sowie attraktiven Zukunft mit qualitativ hochstehenden touristischen Produkten entgegenblicken kann.
Text: Prof. Dr. Andreas Deuber, Prof. Dr. Sylvia Manchen, Flurina Simeon / Bild: Yvonne Bollhalder
Erlebnisqualität
Tourismus ist wettbewerbsintensiv. Die Gäste können aus einem online zugänglichen und transparenten Überangebot auswählen. Um im Preiswettbewerb bestehen zu können, sind einzigartige Angebote erforderlich, deren Attraktivität auf hoher Erlebnisqualität und Authentizität beruht. Tourismus ist ausserdem eine hochemotionale Branche, die im Kern immer mit Gastgeberqualität zu tun hat. Für die Hochpreisinsel Schweiz bedingt dies unter anderem die konsequente Nutzung von Produktivitätspotenzialen und die emotionale Steigerung der Realität mit virtuellen Elementen, wie sie im Zeitalter der Digitalisierung zur Verfügung stehen.
Fach- und Führungskräfte
Im Zuge der digitalisierungsbedingten technischen Entwicklungen, die eine hohe Kadenz aufweisen, sind ständig neue oder veränderte Kompetenzen erforderlich. Die klassischen Fähigkeiten im Rahmen von Führungs-, Leistungs- und Supportprozessen sind keine Erfolgsgaranten mehr für touristische Unternehmen und müssen laufend ergänzt oder ersetzt werden. Dies bedingt neue Aus- und Weiterbildungsgefässe und die Bereitschaft zu «Life-Long Learning» (lebenslangem Lernen).
Infrastruktur
Der Tourismus muss zeitgemässe Beherbergungsangebote schaffen. Dies bedeutet unter anderem, Hotelimmobilien weiterzuentwickeln oder neu zu konzipieren, so dass diese rentabel betrieben werden können. Für die Rückführung alter Zweitwohnungen in den Vermietungsmarkt und den Betrieb neuer Zweitwohnungen müssen innovative Renovations- und Betriebskonzepte entwickelt werden. Touristische Freizeitinfrastrukturen wie Bergbahnen, Sportzentren etc. sind zu erneuern. Dazu braucht es strategische Positionierungen der Destinationen und Tourismusgemeinden, Finanzierungskonzepte sowie eine Private-Public-Partnership.
Innovation
Tourismus ist ein Wachstumsmarkt. Global steigender Wohlstand erhöht die weltweiten Reisevolumen. Davon zu profitieren bedingt neue, zeitgemässe Angebote in bestehenden Angebotssortimenten, aber auch ganz neue Geschäftsfelder, die in der Netzwerkwirtschaft des Tourismus meist auch eine Kooperationsdimension haben. Erfolgreiche Tourismusunternehmen nutzen moderne Methoden des Innovationsmanagements und der Datenanalyse zur laufenden Entwicklung neuer Angebote für ihre Stammgäste sowie Neukundinnen und -kunden – und sie arbeiten effizient mit Partnern inner- und ausserhalb der Branche zusammen.
Nachhaltige Entwicklung
Der Tourismus fusst auf ökonomischen, ökologischen und sozialen Ressourcen. Für die Zukunft ist es zentral, dass der Tourismus als Wirtschaftszweig rentabel betrieben werden kann. Natur und Landschaft müssen erhalten bleiben und ökologische Werte in die Betriebskonzepte aufgenommen werden. Auf der sozialen Dimension ist es wichtig, dass neue Tourismusentwicklungen – wie der Ausbau von Infrastrukturen oder Gäste aus neuen Märkten – Akzeptanz bei der Bevölkerung finden, denn diese bestimmt in demokratischen Prozessen über Schlüsselelemente. Ziel der nachhaltigen Entwicklung ist ein Lebensraum, in dem sich Gäste und Einheimische wohlfühlen.
Produktivität
Touristische Angebote sind meist arbeitsintensiv und ihre Herstellung ist mit hohen Kosten verbunden, besonders in der Schweiz mit ihren Kostennachteilen. Profitable Unternehmen arbeiten mit neuen Geschäftsmodellen und nutzen «Economies of Scale» (Skalenerträge) sowie Automatisierungspotenziale. Dadurch optimieren sie ihre Kosten und steigern die Effizienz.
Unternehmertum
Zeiten des Wandels bieten besondere Chancen für junge Unternehmen mit Zukunfsvisionen sowie anpassungsfähige Organisationen, die sich schnell auf neue Bedingungen einstellen können. Was früher richtig war, ist heute vielleicht falsch oder nicht mehr aktuell. Veraltete Strukturen und Veränderungsresistenz hemmen die Entwicklungsfähigkeit und müssen überwunden werden. Die dafür erforderliche Energie kann nur auf der Basis des unternehmerischen Prinzips freigesetzt werden und bedingt wirtschafts- und tourismusfreundliche Rahmenbedingungen.
Diese Erfolgsfaktoren werden in der Infografik in den Kontext gesetzt.
Beitrag von
Andreas Deuber, Prof. Dr.
Dozent, Leiter Forschung und Dienstleistung, Institutsleiter, Institut für Tourismus und Freizeit (ITF)
Sylvia Manchen Spörri, Prof. Dr.
Leiterin, Departement Lebensraum, Mitglied der Hochschulleitung
Flurina Simeon
Kommunikationsbeauftragte der FH Graubünden