Fachkräfte für die Chancen einer digital geprägten Wirtschaft
Junge Unternehmen mit neuartigen, disruptiven Geschäftsmodellen und (dank digitaler Technologien) automatisierten Geschäftsprozesse verändern die Wirtschaft auf rasante Art und Weise. Für diesen dynamischen Markt bildet die FH Graubünden seit Herbst 2016 Digital Business Managerinnen und Manager im Rahmen einer neuen Bachelorstudienrichtung aus.
Text: Armando Schär / Bild: Yvonne Bollhalder, Armando Schär / Film: FH Graubünden
Die Wirtschaft im Jahr 2017 wird, wie auch in den Vorjahren, von digital ausgerichteten Unternehmen, von Schlagzeilen zu Innovation und Fortschritt und oftmals auch von Schweizer Unternehmen geprägt sein, die sich digital weiterentwickeln.
Viele Branchen haben in den letzten Jahren die vielbeschriebene Digitalisierung gespürt. Die Unternehmen digitalisieren ihre internen Prozesse, werden effizienter und spüren den Druck durch junge Unternehmen, die mit innovativen Geschäftspraktiken schnell wachsen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
So warnte Treuhand Suisse im Herbst 2016 beispielsweise vor weitreichenden Veränderungen im Kerngeschäft, verbunden mit grossen Veränderungen für Arbeitnehmende. Viele Unternehmen sind sich aber auch der Chancen durch digitale Lösungen bewusst. Das Jungunternehmen Bexio beispielsweise positioniert sich mit digitalen Lösungen als moderner Treuhänder und vermag diese Chancen zu nutzen.
Viel wurde letztes Jahr auch über ausländische Start-ups geschrieben, die in den Schweizer Markt eindringen: Beispielsweise stellt die amerikanische Firma Airbnb, die private Zimmer vermittelt, das grundsätzliche Geschäftsmodell der Hotelbranche in Frage. Die Firma Uber macht Taxiunternehmen überflüssig und bietet neben privaten Fahrerinnen und Fahrern auch noch mehr Kostentransparenz. Vor sieben Jahren gab es diese beiden global agierenden Unternehmen noch nicht.
Wenig überraschend investieren Schweizer Unternehmen derzeit kräftig in die Digitalisierung und wollen sich aktiv an eine digitalisierte Welt anpassen. Viele stehen mittendrin: Die Migros konnte 2015 zum Beispiel mit ihren Online Shops CHF 1,6 Mrd. Umsatz (+47,4 %) erwirtschaften. Die Post digitalisiert ihre Dienstleistungen und setzt sich gegen die ausländische Konkurrenz zur Wehr, und Banken investieren in Fintech-Start-ups.
Die Dynamik wird zunehmen
In den nächsten Jahren kann davon ausgegangen werden, dass die Dynamik in der Wirtschaft weiter zunehmen wird. Neue technische Möglichkeiten und die fortschreitende Diffusion solcher Innovationen werden zu neuen Lösungen und Geschäftsmodellen führen.
Heute mehr denn je ist die Kundin Königin, der Kunde König! Und die Forderung nach einfach zu bedienenden, an den Bedürfnissen ausgerichteten Lösungen ist unüberhörbar. Wer mit dem Smartphone heute im Zug kinderleicht Rechnungen bezahlt, kann nicht mehr verstehen, wieso andere noch zwischen 9 und 17 Uhr Schlange vor dem Bankschalter stehen, um dasselbe zu erledigen. Nicht nur Banken schliessen heute reihenweise ihre Filialen, auch die Post optimiert und digitalisiert ihre Dienstleistungen und schliesst in der Folge Filialen.
Kostenersparnisse und Kundenservice
Während noch vor wenigen Jahren bei ersten innovativen Unternehmen vor allem die Kostenreduktion durch Schaffung von Kundenportalen im Fokus stand, wird heute zusätzlich versucht, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden möglichst einfach und mit genau dem Gerät zu erfüllen, das sie/er sich wünscht. Eines der vielen Beispiele sind die Bestrebungen der SBB, bis 2023 die Hälfte der Tickets über die Smartphone App zu vertreiben.
Neuartige und innovative Dienste erleichtern den Alltag weit über die schon länger etablierten Online-Shops hinaus. Aktuell könnte man da das mobile Portemonnaie Twint als Beispiel nennen.
Folgen im stationären Geschäft
Kundinnen und Kunden erwarten in zunehmendem Mass digital adaptierte Dienstleistungen und sind schnell bereit, den Anbieter zu wechseln, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Dies hat dramatische Folgen für das stationäre Geschäft (Brick & Mortar).
Für Unternehmen, die es nicht schaffen (oder schaffen wollen), sich der Digitalisierung anzunehmen oder sich mit spürbarem Kundenmehrwert zu differenzieren, ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Nachdem viele kleinere Läden schon lange von grossen Detailhandelsketten verdrängt worden sind, stehen heute selbst diese durch den boomenden Online-Handel unter Druck.
Chance für junge Arbeitnehmende
Dennoch gibt es im Vergleich mit dem Ausland in der Schweiz noch Luft nach oben, wie das Beratungshaus Accenture festhielt. Um die Schaffung und Anpassung von digitalen Ökosystemen zu stemmen, sind die Unternehmen auf junge, gut ausgebildete Arbeitnehmende angewiesen. Dies bietet den mit den digitalen Medien aufgewachsenen, sogenannten «Digital Natives» hervorragende Chancen im Arbeitsmarkt.
Neue Kompetenzprofile
Um aktuelle Geschehnisse im digitalen Kontext richtig für sich einzuschätzen, sind Unternehmen auf Fachkräfte angewiesen, die in der Lage sind, Geschäftsmodelle, Trends und Produkte für die eigene Firma einzuschätzen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Ausserdem brauchen Unternehmen – von Start-ups bis hin zu Grosskonzernen – Mitarbeitende, die fähig sind, digitale Lösungen zu konzipieren, mit welchen die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden noch besser zu erfüllen sind, und solche Projekte anschliessend in heterogenen Projektteams zu koordinieren. Die Anforderungen an Konzipierende, Projektleitende und Querdenkende sind vielseitig.
Curriculum aus Bedürfnissen der Wirtschaft
Die FH Graubünden hat in Zusammenarbeit mit Unternehmen und internationalen Bildungspartnern ein auf diese Anforderungen abgestimmtes Curriculum erstellt und bietet die schweizweit erste Bachelorstudienrichtung Digital Business Management an. Seit September 2016 studiert die erste Klasse Digital Business Management an der Bündner Fachhochschule; die ersten Digital Business Managerinnen und Manager werden ihre Ausbildung im Jahr 2019 abschliessen.
Neu auch Teilzeit möglich
Diesen Herbst wird zusätzlich zum Vollzeitstudium auch ein Teilzeitangebot eingeführt, denn viele Berufstätige arbeiten heute als Quereinsteigende in projektleitenden Funktionen für E-Business-Projekte und wünschen sich eine breitere Ausbildung.
Beitrag von
Studienleiter Digital Business Management, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (SII)