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Breaking the rules: Kann man Innovation lehren und lernen?
Breaking the rules: Kann man Innovation lehren und lernen?

Breaking the rules: Kann man Innovation lehren und lernen?

Langfristig sind Unternehmen nur erfolgreich, wenn sie regelmässig innovative Ideen effektiv und effizient auf den Markt bringen können. Neben unternehmerischem Talent und Kreativität benötigen Firmen auch ein systematisches Innovationsmanagement. Und das kann gelernt werden.

Text: Prof. Josef Walker / Bild: FH Graubünden

Der Begriff Innovation lässt sich mit der wirtschaftlich erfolgreichen Umsetzung von neuen Ideen umschreiben und kann sich auf Produkte, Dienstleistungen, Produktionsprozesse, Führungsinstrumente oder die Struktur einer Organisation beziehen. Innovation ist zu einem Modebegriff geworden. Egal ob Unternehmen, Verwaltungen oder andere Organisationen: Jeder schreibt sich «innovativ» auf die Fahne.

Die Schweiz belegt alle Jahre wieder einen Spitzenplatz, wenn es um Innovation geht. So lag die Schweiz in den letzten Jahren sowohl beim «Global Innovation Index» wie auch beim vom Weltwirtschaftsforum WEF publizierten «Globalen Wettbewerbsindex» vorn. Diese Spitzenränge sind zu einem guten Teil dem effizienten Gebrauch der einzigen natürlichen Ressource zu verdanken, über die wir – neben der Wasserkraft – in diesem Lande verfügen: den «grauen Zellen» von uns allen. Das Potenzial für Innovationen steckt in unseren Köpfen. Entdeckungslust, Erfindungsreichtum, Fleiss, Innovationsfreude, Neugierde, Wissensdrang: Mit solchen Worten lassen sich die Potenziale dieses Rohstoffes umschreiben. Sicher spielt auch das grundsätzlich innovationsfreundliche Umfeld aus Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Staat mit jeweils klarer Aufgabenverteilung eine Rolle. Der Staat kümmert sich um die Wissensvermittlung und Grundlagenforschung und unterstützt die Unternehmen über spezielle Fördergremien wie die Kommission für Technologie und Innovation (KTI), nationale Innovationsnetzwerke, Innovationparks usw. Die konkrete Umsetzung von Innovationen ist aber Sache der Unternehmen.

Heute noch neu, morgen schon alt

Der Innovationsdruck bei den Firmen hat in den letzten Jahren sicherlich zugenommen. Innovation ist zu einer Daueraufgabe geworden, der sich heute kaum ein Unternehmen mehr entziehen kann. Treiber dieses Druckes ist die beschleunigte technische und gesellschaftliche Entwicklung. Der Trend zur Digitalisierung beispielsweise zwingt viele Unternehmen, ihr traditionelles und bislang erfolgreiches Geschäftsmodell zu hinterfragen. Die «digitale Transformation» ist längst kein Buzzword mehr. Die Dynamik hat in allen Branchen deutlich zugenommen und die Produktlebenszyklen werden immer kürzer. Wer heute ein Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt bringt, muss damit rechnen, dass sie morgen bereits veraltet ist. Durch den steigenden Druck ist Innovation für viele Unternehmen zu einer vom Markt diktierten Last geworden. Dabei sollte Innovation als Lust empfunden werden, dem Kunden und der Kundin die bestmögliche Lösung zu bieten. Dies gilt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Sie verfügen nicht über die gleichen Ressourcen wie grosse Konzerne. Für sie ist es umso zentraler, den Innovationsprozess möglichst systematisch und effizient zu gestalten, ohne jedoch die Kreativität zu unterdrücken. Dies kann gelernt werden. Innovationsmanagement heisst hier das Zauberwort.

Innovationshemmer Schubladendenken

Innovationsmanagement umfasst die Prozesse und Methoden von der Entwicklung der Idee bis zu deren wirtschaftlichen Umsetzung im Markt. Früher dachte man, für Innovation brauche es einen Geistesblitz, der dann umgesetzt wird. Selbst den Prozess der Ideenfindung kann ein Unternehmen tatsächlich systematischer angehen und so die Erfolgswahrscheinlichkeit im Markt erhöhen. Kreativität kann man zwar nicht befehlen, aber man kann diese fördern. Jede Ingenieurin und jeder Ingenieur lernt, wie neue Produkte entwickelt werden. Eine Fokussierung auf neue Produkte und Technologien allein genügt aber nicht. Geschäftsmodelle sind ebenso wichtig. In einem Geschäftsmodell wird modellhaft beschrieben, wie mit einer innovativen Idee Geld verdient werden soll. Ohne ein nachhaltiges Geschäftsmodell haben selbst die besten Ideen, Technologien und Produkte nicht lange Bestand. Innovationsmanagement in Unternehmen beinhaltet deshalb die systematische Planung, Steuerung und Kontrolle aller Innovationsaktivitäten im Unternehmen. Dazu gehört unter anderem die Gestaltung von Innovationsprozessen, die Innovationsplanung, aber auch die Fähigkeit, Teams zu begeistern und Innovationshemmer wie das Schubladendenken zu beseitigen. Dazu stehen dem Innovationsmanager und der Innovationsmanagerin verschiedene Werkzeuge wie beispielsweise diverse Kreativitätstechniken, das Business Model Canvas sowie Design Thinking zur Verfügung. Grosse Unternehmen verfügen heute über eigentliche Innovationsmanager und -managerinnen, welche die Innovationsprozesse gestalten und optimieren sowie Produktentwicklungen von der Idee bis zur Markteinführung begleiten. Diese Funktion wird in KMU oft von Projektleitenden sowie Entwicklern und Entwicklerinnen übernommen. Sie haben ihr Wissen mit den Methoden und Werkzeugen des Innovationsmanagements ergänzt.

Theorie mit Praxis verknüpfen

Die FH Graubünden vermittelt ihren Studierenden im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildungslehrgänge Methoden und Werkzeuge des Innovationsmanagements. Studierende des letzten Studienjahres Betriebsökonomie beispielsweise müssen die gelernten Tools anhand von konkreten Ideen aus der Praxis anwenden. Während die Studierenden die Möglichkeit haben, ihr Wissen in der Praxis umzusetzen, profitieren die Auftraggebenden von den Analysen, Interpretationen, Diskussionen und der Kreativität durch die bzw. mit den Studierenden. Die Unternehmung Wheelblades GmbH beispielsweise plante, ihr Leistungsangebot durch ein weiteres Produkt zu ergänzen. Rollstuhlfahrende stossen im Aussenbereich an ihre Grenzen, da die Fortbewegung auf Wiesen und Pflastersteinen oftmals nur kräftezehrend möglich ist. Durch den Einsatz innovativer «Vorderräder» sollte die Mobilität von Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern vereinfacht werden. Dabei stellte sich folgende zentrale Frage: Was muss die Wheelblades GmbH berücksichtigen, damit die Idee erfolgreich im Markt umgesetzt werden kann? Zur Beantwortung dieser Frage beschäftigten sich die Studierenden mit folgenden Aufgaben: Analyse des Innovationsgehalts, Analyse der Innovationsstrategie, Entwicklung eines Realisierungsplans, welcher die wichtigsten Schritte bis zu einer erfolgreichen Markteinführung aufzeigt, sowie die Identifizierung von Handlungsempfehlungen.

Hochschulen unter Innovationsdruck

Auch die Hochschulen selbst spüren heute einen deutlich höheren Innovationsdruck und können sich den raschen gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen nicht entziehen. So dürfte beispielsweise das digitale Lernen in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen. Die FH Graubünden hat hier die Zeichen der Zeit erkannt und setzt bei neuen Studienrichtungen wie beispielsweise Sport Management auf neue innovative Lern- und Lehrformen. Auch neue Studiengänge, die diesem Wandel gerecht werden, wurden und werden entwickelt. Vor 15 Jahren war «Multimedia» ein Fremdwort, heute ist es in aller Munde und der im 2008 gestartete Bachelor-Studiengang Multimedia Production hat sich von einem innovativen Angebot zu einem erfolgreichen, mit Wartelisten geführten Studiengang gemausert. Mit dem Executive MBA (EMBA) – Digital Transformation wurde 2015 ein erfolgreiches Angebot lanciert, das sich an Führungskräfte richtet, die sich den Anforderungen des digitalen Wandels aktiv stellen wollen. Das Angebot stiess auf grosses Echo und beinhaltet unter anderem einen Study Trip ins Silicon Valley, Brutstätte von Innovation und Fortschritt. Zwei weitere, schweizweit einmalige Bachelor-Studiengänge mit hohem Innovationspotenzial erleben im Herbst 2016 ihren Startschuss: Digital Business Management und Photonics. Die FH Graubünden erkennt den aktuellen und zukünftigen Bedarf des Arbeitsmarktes und richtet ihr Studienangebot auf diese Bedürfnisse aus – oftmals mit Innovationen.

Somit verpflichtet sich die Bündner Fachhochschule auch selbst, die Methoden und Werkzeuge, die sie im Rahmen des Innovationsmanagements lehrt, in die Tat umzusetzen. Das ist es, was wir von uns verlangen und entsprechend in unserer Vision festgehalten haben: «Wir sind als innovative und unternehmerische Hochschule national anerkannt.»

Beitrag von

Josef Walker, Prof.

Leiter Departement Entrepreneurial Management, Ressortleiter Forschung, Dozent, Mitglied der Hochschulleitung