Projekt auf einen Blick
Gestützt auf vier Markttreiber, wird dem Megatrend Gesundheitstourismus ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial zugeschrieben. Diese vier Markttreiber lassen sich wie folgt zusammenfassen: Ein steigendes Gesundheitsbewusstsein, der demografische Wandel, die Öffnung der bisherigen Gesundheitsmarktstrukturen sowie Innovationen, die sich aus neuartigen Kombinationen von Medizin, Medizintechnologie und Kommunikationstechnologie ergeben. Der Megatrend Gesundheitstourismus bietet für die Schweiz, die über eine historisch gewachsene Kurtradition verfügt, erfolgsversprechende Marktpotenziale.
Was steckt hinter dem Gesundheitstourismus?
Unter Gesundheitstourismus versteht man touristische Aufenthalte, im Rahmen derer Reisende eigeninitiativ ausserhalb des Wohnsitzes Zeit investieren, um gesundheitsfördernden Aktivitäten nachzugehen. Dabei unterscheidet man zwischen verschiedenen Angebotssparten: Zum einen Angebote, die ohne medizinische Diagnose durchgeführt werden und entweder der Krankheitsvorbeugung, der Leistungssteigerung oder der Erhöhung der Attraktivität dienen (indikationsunabhängige Angebote) – zum anderen Angebote, die auf einer ärztlichen Diagnose beruhen und das Ziel verfolgen, die Verschlimmerung beziehungsweise das Wiederauftreten einer Erkrankung zu verhindern, durch Rehabilitation die körperliche Gesundheit wiederherzustellen oder bestehende Erkrankungen zu heilen bzw. zu lindern (indikationsabhängige Angebote). Die Etablierung gesundheitstouristischer Produkte innerhalb dieser Sparten bedarf einer auf verschiedenen Erfolgsfaktoren basierenden Strategieentwicklung.
Erfolgsfaktoren für den Gesundheitstourismus
Eine erfolgreiche gesundheitstouristische Strategie erfordert den Einbezug der beteiligten Akteure aus den Bereichen Gesundheit und Tourismus, eine Berücksichtigung der spezifischen Kernkompetenzen vor Ort sowie die Definition der Zielgruppen. Zusätzlich müssen vier weitere Aspekte berücksichtigt werden: Profilbildung und Spezialisierung, klare Ausrichtung auf den Nutzen für die Kundschaft, Initiierung und Förderung von Anbieternetzwerken zur Nutzung von Synergien sowie ein systematisches Innovationsmanagement. Darüber hinaus ist bei der Strategieumsetzung auf eine konsequente Qualitätsorientierung zu achten, welche die anerkannten touristischen und medizinisch-therapeutischen Standards berücksichtigt. Zudem müssen genau jene Vertriebskanäle bedient werden, die sich explizit an die anzusprechende(n) Zielgruppe(n) richten.
Standortvorteile im Bereich Allergie und Asthma in Davos
Eine Analyse der Kernkompetenzen in Davos hat gezeigt, dass hier sowohl in den nicht-indikationsorientierten als auch in den indikationsorientierten Angebotssparten des Gesundheitstourismus Kompetenzen bestehen. Basierend auf dem touristischen Sportangebot in Davos bieten sich z. B. Produkte in den Angebotssparten Primärprävention und Leistungssteigerung an. Eine Neukonzeption der ortsansässigen, indikationsorientierten Strukturen (z. B. Höhenkliniken) ist ebenfalls denkbar. Eine Möglichkeit besteht hier in der Fokussierung auf die Themen Allergie und Asthma. Das allergenarme Mikroklima sowie das Renommee als Höhenkurort sind Standortvorteile und auch auf wissenschaftlicher Ebene ist mit den vorhandenen Institutionen der Allergie- und Asthmaforschung fachliches Know-how vorhanden.
Davoser Potenzial noch ausbaufähig
Eine Befragung der Davoser Sommer- und Wintergäste, durchgeführt im Sommer 2013 und Winter 2013/2014, hat aufgezeigt, dass die aktuellen Gäste bei ihrer Urlaubsplanung vor allem an der Erhaltung ihrer Gesundheit mittels Vorbeugung durch Sport, Ernährung, Stressabbau und Wellness (ca. 70 Prozent der Befragten) sowie an einer persönlichen Leistungssteigerung durch Training und Meditation (über 30 Prozent der Befragten) interessiert sind. Bei der Etablierung gesundheitstouristischer Angebote kann somit auf bestehende Gäste zurückgegriffen werden, wodurch eine gute Ausgangslage für die Positionierung im Gesundheitstourismusmarkt besteht. Eine im Hinblick auf die Zusammenarbeit zwischen den touristischen und gesundheitlichen Akteuren in Davos durchgeführte Netzwerkanalyse hat jedoch gezeigt, dass erst wenige Kooperationen zwischen den beiden Bereichen Tourismus und Gesundheit bestehen und dass eine Zusammenarbeit weitgehend fehlt.
Synthese und wirtschaftspolitische Implikationen
Davos verfügt über vielfältige Möglichkeiten, die bestehenden Standortvorteile zu nutzen und sich erfolgreich im Gesundheitstourismusmarkt zu positionieren. Ein zentrales Erfolgskriterium wird dabei sein, marktfähige Produkte zu entwickeln und diese über die zielgruppenspezifischen Vertriebskanäle zu kommunizieren. Zudem gilt es, die Kooperation zwischen den touristischen und den gesundheitlichen Akteuren zu intensivieren, wobei zu berücksichtigen ist, dass beide Akteursgruppen unterschiedliche Sprachen sprechen und im Tagesgeschäft über wenig Zeit zur Entwicklung von Innovationen verfügen.
Wirtschaftspolitik und Regionalentwicklung können hier beispielsweise durch entsprechende Fachstellen wertvolle Handlungsimpulse setzen. Letztlich sind jedoch die Akteure der beiden Bereiche Gesundheit und Tourismus gefordert, diese Anstösse zu nutzen sowie marktfähige, innovative Produkte im Gesundheitstourismus zu entwickeln und diese in Davos zu etablieren.
Projekt
Entwicklung innovativer Produkte zur Stärkung des Gesundheits- und Aktivtourismus in Davos-KlostersLead
Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung (ZWF) Mehr über Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung (ZWF)Beteiligte
Institut für Bauen im alpinen Raum (IBAR)
Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) Mehr zu den BeteiligtenForschungsfelder
Regionalentwicklung Mehr über Regionalentwicklung Arbeits- und Sozialpolitik Mehr über Arbeits- und SozialpolitikAuftrag/Finanzierung
Kommission für Technologie und Innovation KTIDauer
Januar 2012 - Dezember 2014
Team
Zudem arbeiteten folgende ehemalige Mitarbeitende am Projekt mit:
- Tanja Heublien (IBAR)
- Domenico Bergamin (ITF)
- Tanja Zehnder (ZWF)
Weiterführende Information
Publikationen
- Heublein, T.; Kronthaler, F. (2014): Gute Marktchancen und Potenziale für den Gesundheitstourismus in der Schweiz. Die Volkswirtschaft 9-2014, S. 48-51.
- Kronthaler, F.; Heublein, T.; Dinkelmann, A. (2014): Wie sich Gesundheit und Tourismus gegenseitig ergänzen können – das Beispiel Davos. Die Volkswirtschaft 9-2014, S. 52-55.