Projekt auf einen Blick
Mit der Figur der Heidi schuf Johanna Spyri (1827-1901) in ihren Büchern eine romantische Perspektive auf das Leben in der Schweizer Alpenlandschaft, die bis heute weltweit viele Leserinnen und Leser begeistert. In 50 Sprachen übersetzt, gehört Heidi zu den Klassikern der Kinderliteratur. Der Stoff wurde zu Dokumentar-, Spiel- und Zeichentrickfilmen weiterentwickelt und ist damit über die Literatur hinausgewachsen. Im touristischen Kontext spielt «Heidi» bisher eine untergeordnete Rolle: Zwar gibt es die Region Heidiland, in der sich das Heididorf befindet. Dieses zieht jährlich über 150'000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an. Doch darüber hinaus ist das Thema touristisch noch wenig präsent.
2023 wurden das Johanna-Spyri-Archiv und das Heidi-Archiv in Zürich neu in die seit 1992 bestehende UNESCO-Kategorie «Memory of the World» aufgenommen. Ziel dieser Auszeichnung ist es, die Erhaltung des dokumentarischen Erbes zu erleichtern, den Zugang dazu zu sichern und das Bewusstsein dafür zu stärken. Im Rahmen dieses Projektes sollen nun sowohl in der Heidi-Region Graubünden als auch in der Region Zürich geeignete Erlebnisse und Orte für eine touristische und kulturelle Inwertsetzung identifiziert werden.
Projekt
Johanna Spyris «Heidi» – touristische und kulturelle Inwertsetzung der Geschichte und deren AutorinLead
Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) Mehr über Institut für Tourismus und Freizeit (ITF)Projektleitung
Rageth Onna Mehr über Rageth Onna Trepp Gian-Reto Mehr über Trepp Gian-RetoTeam
Pescia Lena Mehr über Pescia Lena Schenk Bianca Mehr über Schenk Bianca Stuhlmüller Miriam Mehr über Stuhlmüller MiriamForschungsfelder
Touristische Lebensräume Mehr über Touristische LebensräumeAuftrag/Finanzierung
Innotour, Hauptantragssteller: Heidi-Stiftung, Graubünden Ferien, Zürich TourismusDauer
April 2024 – Juni 2026
Ausgangslage
Kulturtourismus – heute schon an morgen denken
Der Klimawandel führt dazu, dass sich alpine Destinationen nicht mehr allein auf ihre Schneesicherheit verlassen können. Der Schneemangel unterhalb der Hochlagen hat längst begonnen und erfordert einen Wandel und neue Antworten. Kulturtourismus bedeutet also Diversifizierung des eigenen Angebotsportfolios. Beide Regionen - Graubünden und Zürich - verfügen über ein reiches kulturelles Erbe.
Bisherige Studien haben gezeigt, dass Nischenangebote im Kulturtourismus besonders erfolgreich sein können, wenn sie in «authentischen» Settings umgesetzt werden. Zwischen den theoretischen Erkenntnissen und ihrer Umsetzung klafft jedoch noch eine große Lücke. Dieses Projekt möchte diese Lücke schließen und dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen den grundlegenden Inhalten und den Interaktionen der Akteure zu verstehen und umzusetzen. Bisher werden vor allem natürliche und kulturelle UNESCO-Welterbestätten aktiv touristisch in Wert gesetzt. Im Bereich des UNESCO-Labels «Immaterielles Kulturerbe» und insbesondere im Bereich des UNESCO-Weltdokumentenerbes gibt es noch wenig dokumentiertes Wissen darüber, wie Inwertsetzung umgesetzt und Akteure dafür sensibilisiert, gewonnen und eingebunden werden können. Einzelne Ausnahmen sind die GRIMMWELT in Kassel (Deutschland), das Hans-Christian-Andersen-Hus in Odense (Dänemark) oder die Astrid-Lindgren-Welt in Vimmerby (Schweden).
Die Welterbestätten werden nach derzeitigem Kenntnisstand nicht optimal vermarktet. Bei der Bewerbung sollte ein stärkerer Fokus auf zukünftige Tourismustrends gelegt werden, um Besuchertypen und Stätten in der Zukunft besser vorhersagen und steuern zu können . Diese Unkenntnis der Verbraucherperspektive gilt auch für das immaterielle Kulturerbe. Kulturerbestätten basieren oft auf Erinnerungen und Überresten vergangener Gesellschaften und Produktionsprozesse, die im Idealfall in zeitgenössischen Kontexten neue Bedeutungen erhalten. Letzteres kann nur durch sorgfältig kuratierte Inhalte erreicht werden, die die Bedeutungserwartungen der Besucher in greifbare Erfahrungen übersetzen und umgekehrt; hier setzt auch die Frage nach «authentischen» Settings im Kontext von «Heidi» an.
Projektziel
Mit der Aufnahme des Johanna-Spyri-Archivs sowie des Heidi-Archivs in Zürich in das UNESCO-Weltregister «Memory of the World» stellt sich die Frage, wie eine touristische und kulturelle Inwertsetzung von «Heidi» / «Johanna Spyri» und damit eine Verbindung zwischen dokumentiertem (immateriellem) Kulturerbe und erlebbarer Geschichte geschaffen werden kann. Der Fokus dieses Projektes liegt darauf, dass sich verschiedene Anspruchsgruppen (Einheimische, Tourismusakteure, Touristinnen und Touristen etc.) mit dem Erbe «Heidi» / «Johanna Spyri» identifizieren können. Zudem soll das Erbe auch einen wirtschaftlichen Mehrwert generieren. Mit anderen Worten: Ein «authentisches» Erlebnis für alle Beteiligten sowie die Wertschöpfung durch die Entwicklung von zielgruppengerechten Erlebnissen stehen im Zentrum des vorliegenden Projekts, da es gerade in diesem Bereich wenig (wissenschaftliche) Grundlagen gibt, die es zu schaffen gilt.
Ziel ist es daher, Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die es den beteiligten Projektpartnern ermöglichen, die Inwertsetzung gemeinsam anzugehen. Die Entwicklung dieser Strategien und Maßnahmen wird sich auf bestehende Theorien (z.B. touristische Angebotsentwicklung, Service Design, Community Building, sozial konstruierte Erfahrungen) sowie auf Erfahrungswerte anderer UNESCO-Welterbe-Labels und anderer literarischer Werke stützen. Die Umsetzung der Strategien und Massnahmen erfolgt in den Partnerregionen Graubünden und Zürich.
Aus methodischer Sicht ist es wichtig, partizipativ zu arbeiten: Co-Creation-Methoden werden in den Bereichen Kunst, Kulturerbe und Tourismus immer beliebter. Aufgrund des allgemein kollaborativen Charakters der vorgestellten Methoden wird Co-Creation als Mittel eingesetzt, um alle Interessengruppen einzubinden und zur Teilnahme an der Entwicklung neuer Umgebungen, Erfahrungen und Umstände in Bezug auf die immaterielle Natur von «Heidi» einzuladen. Dieser Ansatz soll die Organisation und die Schaffung von Synergien zwischen den verschiedenen Kultur(tourismus)akteuren stärken.
Das Projekt möchte damit einen Beitrag zur allgemeinen Stärkung des Literatur- und Kulturtourismus leisten und die langfristige Entwicklung von Kooperationen zwischen den verschiedenen Akteuren sowie die Schaffung attraktiver Angebote in diesem Bereich unterstützen.
Team
Weiterführende Information
Beteiligte
Das Projekt wird vom Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) umgesetzt.