Projekt auf einen Blick
Die Wasserversorgung der Lischanahütte ist direkt vom Schmelzwasserabfluss des Lischanagletschers abhängig, der in wenigen Jahren verschwunden sein wird. Nicht nur die Existenz der Lischanahütte ist damit gefährdet – auch ähnlich gelegene Gebirgshütten befinden sich in derselben prekären Situation. Im Gebiet der Lischanahütte soll deshalb ein Pilotprojekt für die Sicherung von kleinen Wasserversorgungen in trockenen Gebirgsregionen mit bescheidenen Mitteln realisiert werden.
Projekt
Sicherung der Wasserversorgung der Lischanahütte SAC, ScuolLead
Zentrum für Angewandte Glaziologie Mehr über Zentrum für Angewandte GlaziologieBeteiligte
GlaciersAlive, c/o Academia Engiadina, Architekturbüro Clavuot (Chur)Forschungsfelder
Angewandte Glaziologie Mehr über Angewandte GlaziologieAuftrag/Finanzierung
Amt für Natur und Umwelt Graubünden, Gemeinde Scuol, Lischanahütte SAC, Verein Ice Stupa InternationalDauer
Mai 2018 – April 2021
Ausgangslage
Das sich verändernde Klima und der weltweite Rückgang der Gletscher wirkt sich auch auf lokale Gebiete in der Schweiz aus. So ist zum Beispiel im Lischanatal oberhalb von Scuol (Kanton Graubünden) der ursprüngliche Gletscher bereits nur noch als kleiner Gletscherfleck zu erkennen. Dieser Gletscherschwund und der früh schmelzende Winterschnee führen zu einem Wasserversorgungsproblem der SAC-Hütte Chamonna Lischana, der lediglich Schnee- und Gletscherschmelzwasser als einzige Wasserquelle zur Verfügung steht. Somit entsteht dort gerade in den gut belegten Monaten August und September Wasserknappheit. Damit auch Ende des Sommers noch genügend Wasser vorhanden ist, müssen neue Methoden her. Bisher gibt es noch keine einfachen, anwendbaren Lösungsansätze für die Versorgungsproblematik von Berghütten in abgelegenen Gebieten. Doch der aktuelle Klimawandel zwingt uns zu Anpassungsstrategien, wenn solche Berghütten auch zukünftig erhalten bleiben sollen.
Projektziel
Die Academia Engiadina setzt sich seit 2015 mit Wasserversorgungsfragen und Gefrierprozessen auseinander. In einer von der Gemeinde Pontresina in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie wird derzeit ein Verfahren entwickelt, um den Morteratschgletscher als langfristigen Süsswasserspeicher zu erhalten. Dies soll mittels künstlicher Beschneiung mit der Schneilanze NESSy ZeroE erfolgen, die keine elektrische Energie oder künstliche Zusätze benötigt. Solch ein Verfahren könnte auch den Lischanagletscher vor dem Verschwinden bewahren. Nebst dem Einsatz eines künstlichen Beschneiungssystems existieren noch weitere denkbare Möglichkeiten, um Schnee zu konservieren und Gletschereis aufzubauen:
- Beeinflussung der Schneeablagerung mittels Schneezäune
- Wasser-Recycling nach dem Prinzip der Ice Stupas
- Anlegung von lokalen, künstlich errichteten Speichern mit Grundwassercharakter
- Abdeckung von Treibschneeablagerungen im Frühling
- Fassung von Abflüssen schmelzender Permafrostvorkommen
Diese Ideen klingen zwar alle plausibel, wurden jedoch hinsichtlich ihrer Eignung zur Lösung eines Wasserversorgungsproblems bisher nicht untersucht. Für das weitere Vorgehen ist es deshalb wichtig, die verschiedenen Ideen experimentell zu untersuchen, um herauszufinden, welche Strategie den besten Lösungsansatz darstellt. Diese Aufgaben werden nun über Studienarbeiten an Fachhochschulen und an der ETH Zürich angegangen. Das Projekt erhält somit eine Pionierrolle in Bezug auf kleinräumiges Wassermanagement in Gebirgsregionen und könnte deshalb auch noch mit Bildungsmassnahmen verknüpft werden.
Zwischenstand
Um Lösungsstrategien für kleinräumiges Wassermanagement in Hochgebirgen entwickeln zu können, wurde eine ausführliche Situations- und Bedarfsanalyse am Fallbeispiel der Chamonna Lischana durchgeführt. Hierfür wurde ein GIS mit den wichtigsten Grunddaten aufgebaut, welches für spätere Verwendungszwecke frei zur Verfügung steht. Des Weiteren wurde im Sommer 2019 ein erstes Vliesexperiment zur Erhaltung von Schneereserven im Lischanatal erfolgreich durchgeführt. Dies ermöglichte die Planung eines grösseren Gletscherrettungsprojekts: Der Lischanagletscher sollte ab Sommer 2020 mittels vollständiger Vliesabdeckung vor dem kompletten Abschmelzen bewahrt werden. Somit könnte er auch noch in 10 Jahren als wichtige Wasserressource für die Lischanahütte dienen.
Aufgrund der durchgeführten Analysen und Experimente konnten ausserdem mehrere Themenvorschläge für Studienarbeiten an diversen Universitäten, Fachhochschulen und Höheren Fachschulen zum Thema «Kleinräumiges Wassermanagement» entwickelt werden. Auch konnte der Kontakt für eine Studie im Hinblick auf ein Bildungsprojekt der PH Graubünden sowie zu wichtigen Sponsoren hergestellt werden, die die Weiterführung des Projekts ermöglichen könnten.
Umsetzung
Im Sommer 2019 konnte ein erstes Vliesexperiment im Lischanatal erfolgreich umgesetzt werden. Gestützt auf die dadurch gewonnenen Erkenntnisse konnten bereits ab Sommer 2020 grössere Versuche zur Gletscherrettung mittels Vliesabdeckung – und somit zur Erhaltung der wichtigsten Wasserressource der Lischanahütte – durchgeführt werden.
Dank guter Öffentlichkeitsarbeit konnten Kontakte zu möglichen Sponsoren aufgebaut werden. Diese Kontakte könnten das zukünftige Abdecken des Lischanagletschers massgeblich fördern und unterstützen.
Basierend auf den erarbeiteten Informationen zum kleinräumigen Wassermanagement und Gletscherschutz könnte als weiterer Schritt ein Bildungsprojekt in Zusammenarbeit mit der PH Graubünden entwickelt werden.
Team
Das Projekt wurde zudem von nachfolgenden Personen unterstützt:
- Ursula Hofer-Rubisoier
- Chasper Alexander Felix
- Duri Rohner
- Heiko Schlatter
- Conradin Clavuot
- Tanja Schöni
- Laura Otth
Weiterführende Informationen
Zusätzliche Informationen: