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Projekt
Ortsbauliche Abwägung
Projekt auf einen Blick

Projekt auf einen Blick

Bauboom auf der einen, Heimatschutz auf der anderen Seite – und beide Begriffe in der Bevölkerung negativ behaftet! Kaum ein Thema wie unsere «Gebaute Umwelt» bietet so viel Zündstoff und führt regelmässig zu jahrelangen Streit- und Gerichtsfällen. «Interessensabwägung» lautet das Zauberwort, doch eine ortsbauliche Methodik hierfür fehlte bislang.

  • Projekt

    Ortsbauliche Abwägung zur städtebaulichen und gestalterischen Weiterentwicklung von ISOS-Ortsbildern
  • Beteiligte

    Institut für Bauen im alpinen Raum (IBAR)
  • Team

    Wagner-Jecklin Christian Mehr über Wagner-Jecklin Christian
  • Forschungsfelder

    Siedlungsplanung und Ortsbildentwicklung
  • Auftrag/Finanzierung

    Stadt Zug, Stadt Rheinfelden, weitere private Auftraggeber
  • Dauer

    2018 - 2023
Ausgangslage

Ausgangslage

Die rasante Entwicklung der Dörfer und Städte soll zukünftig nach innen gelenkt werden, so sieht es das Hauptziel der Teilrevision des Bundesgesetzes über die Raumplanung vom 1. Mai 2014 vor. Die inneren Baulandreserven sollen konsequent mobilisiert werden und zusätzlich wird das Schaffen von weiterem Verdichtungspotenzial in den bestehenden Bauzonen gefordert. Demgegenüber stehen die Ziele des Inventars schützenswerter Ortsbilder der Schweiz (ISOS). Es beinhaltet Ortsbilder von nationaler Bedeutung und soll dazu dienen, die Entwicklung eines Ortes zu verstehen und seine Identität zu wahren.

Die beiden Forderungen „historische Ortsbilder schützen“ und „bestehende Siedlungsgebiete verdichten“ können zu einem Zielkonflikt führen, was mehrere Bundesgerichtsentscheide der vergangenen Jahre bestätigen. Rechtlich gestützte Einwände bezüglich des historischen Wertes auf der Grundlage des ISOS (Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz) können zu mehrjährigen und kostspieligen Verzögerungen bei der Entwicklung von Arealen führen.

Um eine konsistente und effiziente Entwicklung zu ermöglichen, ist eine Abwägung zwischen den im ISOS beschriebenen Werte und den strategischen Entwicklungspotenzialen auf kommunaler Stufe erforderlich.

Abbildung 1: Die Innenentwicklung und der Ortsbildschutz sind wichtige Interessen von nationaler Bedeutung und beeinflussen die Gestaltung von Ortsbildern.
Abbildung 2: Die kulturelle Bedeutung von historischen Zeitzeugen, einzelnen Baugruppen und Freiräumen und der Veränderungsdruck aufgrund von aktuellen Entwicklungstendenzen werden gegeneinander abgewogen.
Abbildung 3: Durch eine sorgfältige Analyse und Abwägung der unterschiedlichen Interessen kann eine nachhaltige Entwicklungsstrategie erarbeitet werden.
Projektziel

Projektziel

In einer lokalspezifischen Analyse der räumlichen und architektonischen Qualitäten werden im Sinne einer ortsbaulichen Interessenabwägung die beiden übergeordneten Bundesinteressen des Ortsbildschutzes und der Innenentwicklung untersucht. Die kulturelle Bedeutung von historischen Zeitzeugen (Baugruppen, Einzelbauten, Freiräume, etc.) mit den bereits erfolgten baulichen Veränderungen seit dem Aufnahmedatum und der Veränderungsdruck aufgrund von aktuellen Entwicklungstendenzen werden gegeneinander abgewogen.

Ziel dieser Abwägung ist die Formulierung eines nachhaltigen, ortsbaulichen Entwicklungsziels, das die unterschiedlichen lokalen Qualitäten berücksichtigt.

Umsetzung

Umsetzung

Um den Vorwurf der Behördenwillkür bei der Beurteilung von Bauprojekten ausräumen zu können, ist eine objektive Beurteilung der ISOS-Ortsbilder als Grundlage für die Nutzungsplanänderung erstellt worden. Die Stadt Zug beispielsweise nimmt hier eine aktive Rolle ein, um die vielschichtigen städtischen Interessen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung für die Gesellschaft zu pflegen. Zusammen mit der Fachhochschule Graubünden wurde eine Methode erarbeitet, die unter Berücksichtigung unterschiedlicher raumplanerischer und gestalterischer Faktoren eine ortsbauliche Abwägung graphisch und tabellarisch dokumentiert und damit einfach nachvollziehbar macht.

Unter Berücksichtigung der konkreten Situation vor Ort und im gesamtstädtischen Zusammenhang werden die ISOS-Ortbilder beurteilt und die Aspekte gegeneinander abgewogen, um die zukünftigen Ziele der ortsbaulichen Entwicklung zu ermitteln. Bewahrende Aspekte und verändernde Aspekte werden dabei gleichermassen betrachtet. Die Methode strebt einen verantwortungsvollen Umgang mit der lokalen Baukultur an und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität eines Ortes, denn die kulturelle und natürliche Vielfalt der Schweiz prägt das Siedlungsbild. Der erarbeitete Abwägungsmechanismus ermöglicht eine objektive, auf ortsbaulichen Kriterien basierende Betrachtungsweise. Diffuse, teilweise kontroverse Positionen und punktuelle Partikularinteressen zur Bewertung vorhandener Ortsbilder werden mit dieser detaillierten Betrachtung einzelner nachvollziehbarer Kriterien einfach verständlich, grafisch und neutral dargestellt. Die Vorgehensweise kann sowohl für die Gesamtbetrachtung einer Gemeinde oder einer Stadt als auch für die Abwägung einzelner ISOS-Ortsbilder genutzt werden. Sie dient ebenso als Grundlage für die Revision des ISOS in den kommenden Jahren.

Abbildung 4: In der ersten Stufe (Teil 1) erfolgt die gesamtstädtische Betrachtung der ISOS-Ortbilder und In der zweiten Stufe (Teil 2) werden ausgewählte Ortsbilder, für die ein Handlungsbedarf ermittelt wurde, vertieft betrachtet und Empfehlungen für den weiteren Umgang mit diesen ausgesprochen.
Resultate

Resultate

Zusammengefasst werden die Erkenntnisse der Abwägung in ausführlichen Berichten, die graphisch einfach verständlich dargestellt werden. Die Ergebnisse der Untersuchungen dienen als Grundlage für stadtplanerische Entscheide und können im Streitfall und Rechtsverfahren richtungsweisende Wirkung haben.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen

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