Projekt auf einen Blick
Eine Vielzahl von Akteuren aus der Bibliothekswelt haben bereits Linked-Data-Initiativen gestartet, darunter wichtige Institutionen wie die US-amerikanische Library of Congress sowie die Nationalbibliotheken aus Deutschland, Frankreich und Spanien. Auch in der Schweiz gab es einen ersten Vorstoss: Das von swissuniversities geförderte Projekt linked.swissbib.ch hatte zum Ziel, Daten aus 20 schweizweiten Such- und Datendiensten zu verlinken und zusätzlich mit Inhalten aus anderen Quellen anzureichern.
Projekt
linked.swissbib.ch: Erweiterung der Plattform swissbib zu einem Service für verlinkte MetadatenLead
Haute école de gestion de Genève (HEG Genève) Mehr über Haute école de gestion de Genève (HEG Genève)Beteiligte
Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (SII)
Institut für Photonics und ICT (IPI)
Universitätsbibliothek Basel (UB Basel) Mehr zu den BeteiligtenTeam
Bekavac Bernard Mehr über Bekavac Bernard Hauser-Ehninger Ulrich Mehr über Hauser-Ehninger UlrichForschungsfelder
Digital Business and Usability Engineering Mehr über Digital Business and Usability Engineering Digitale Bibliothek Mehr über Digitale BibliothekAuftrag/Finanzierung
swissuniversitiesDauer
November 2014 - April 2017
Ausgangslage
swissbib ist der Metakatalog der Schweizer Hochschulbibliotheken. Dieser ermöglicht es, über ein zentrales Portal in den Bibliotheksbeständen der Schweizer Universitäten, Fachhochschulen, Forschungsanstalten, der Schweizerischen Nationalbibliothek sowie einer Reihe weiterer Institutionen zu recherchieren. Dieser Metakatalog soll nun in einen neuen Service auf Basis offener, verlinkter Daten überführt und somit in das semantische Web integriert werden.
Hierfür werden die bibliografischen Daten von swissbib in ein flexibles, transparentes Datenmodell auf Basis von RDF (Resource Description Framework) überführt. Dadurch wird die langfristige Interoperabilität der Datensätze sichergestellt. Zugleich wird so die Auffindbarkeit der Daten im Netz verbessert und die Nachnutzungsmöglichkeiten werden erhöht. Schliesslich wird die Verknüpfung der bibliografischen Daten mit externen Quellen (z. B. DBpedia) angestrebt, um diese semantisch anzureichern. Die Erweiterung der Daten und deren neuartige Struktur ermöglichen eine Reihe neuer Features und Funktionen, mittels derer der Bibliothekskatalog erweitert werden kann. Beispiele hierfür sind zusätzliche Browsing-Möglichkeiten oder auch die Integration von Visualisierungen in die Trefferlisten.
Projektziel
In diesem Projekt soll auf Basis der bestehenden swissbib eine erweiterte und verlinkte Metadatenstruktur erstellt werden. Die damit verbundene Konversion der bisher rein termorientierten bibliografischen Daten auf semantische Datenstrukturen stellt langfristig deren Interoperabilität sicher und ermöglicht durch Verwendung international anerkannter Datenmodelle und Vokabularien deren Weiternutzung in wissenschaftlichen Anwendungskontexten. Zusätzlich ergibt sich so eine höhere Auffindbarkeit der Daten im Netz.
Das so modellierte und «verknüpfte» Wissen wird in verschiedenen Formen serialisiert (Suchindex für einen Search Server, Triple Store). Offene Schnittstellen auf Basis dieser Serialisierungen (RESTful Web API) ermöglichen internen und externen Services, die neuartigen Wissensverlinkungen für ihre Zwecke zu nutzen. Zur Verdeutlichung des Mehrwerts, der durch die Konversion der Datensätze erreicht wird, sollen die Linked-Open-Data-(LOD)-Daten in die Suchapplikation des swissbib-Grundservice integriert werden (z. B. Anfragekomponente, Retrieval-Funktion, Visualisierung der semantischen Zusammenhänge).
Umsetzung
In einem ersten Schritt wurden hierfür die bibliografischen Daten in ein Datenmodell auf Basis von RDF (Resource Description Framework) überführt (siehe auch Blogbeitrag Metadatentransformation,Modellierung,Indexierung).
Im Zuge der Datenkonversion fand zusätzlich die Verknüpfung der bibliografischen Daten mit externen Quellen (z. B. DBbpedia, VIAF oder GND statt, um diese semantisch anzureichern (siehe auch Blogbeitrag Verlinkung und Anreicherung). Zu den Herausforderungen in diesem Kontext gehören nicht nur die Datenmodellierung, das Mapping und die Verknüpfung der Daten, sondern auch deren Bereitstellung bzw. Darstellung auf den dazugehörigen Benutzeroberflächen.Die Erweiterung der Daten und deren neuartige Struktur ermöglichen eine Vielzahl neuer Features und Funktionen, um welche konventionelle Bibliothekskataloge erweitert werden können. Das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft (SII) hat sich insbesondere mit der Konzeption und Entwicklung geeigneter Benutzerschnittstellenkonzepte sowie den Suchfunktionalitäten des Portals auseinandergesetzt.
Hierfür wurde auf Basis umfangreicher Literatur- und Best-Practice-Analysen zunächst der gegenwärtige Stand der Forschung bzgl. der Nutzung von LOD im Bibliotheksbereich untersucht. Auf diesen Resultaten aufbauend wurden anschliessend erste Entwürfe für die Benutzeroberfläche des Portals entwickelt, die dann durch (potenzielle) Endanwenderinnen und Endanwendern hinsichtlich ihrer Verständlichkeit und Akzeptanz getestet und daraufhin weiter optimiert wurden. Dieser iterative Prozess wurde vom Mock-up über High-Fidelity-Prototypen bis hin zur Implementierung fortgeführt (siehe auch Blogbeitrag Präsentation der angereicherten Daten).
Resultate
Beim aktuellen Stand des Portals linked.swissbib.ch handelt es sich um eine prototypische Implementierung: Die neuen Funktionen sind innerhalb der auch für swissbib.ch genutzten Oberfläche (Discovery System VuFind)implementiert und Inhalte/Daten des Katalogs werden bereits dynamisch über Abfragen des Suchmaschinenindex (Elasticsearch) aufgebaut.
Neben der Benutzeroberfläche werden verlinkte Datenstrukturen über die standardisierte REST Schnittstelle in verschiedenen RDF-Formaten zur Verfügung gestellt, sodass die Daten auch von externen Applikationen abgerufen und weiterverarbeitet werden können: http://data.swissbib.ch/
Mehr zur Schnittstelle und den verwendeten Technologien kann im Blogbeitrag Hydra Web API for smarter clients nachgelesen werden.
Es kann festgehalten werden, dass durch das Projekt a) ein einheitliches Konversionsmodell, b) (unter data.swissbib.ch) eine maschinelle Schnittstelle für den Datenaustausch, c) (unter linked.swissbib.ch) der Prototyp einer mit Linked Data angereicherten Benutzerschnittstelle, d) eine flächendeckende Lizenzierung bibliografischer Metadaten als frei nachnutzbare Daten (CC0) und e) als Komplement zu swissbib.ch eine nachhaltig konzipierte Systemarchitektur geschaffen wurden.
Team
An diesem Projekt arbeiteten neben Mitarbeitenden der FH Graubünden folgende Personen mit:
- René Schneider, HEG Genève (Projektleitung)
- Nicolas Prongué, HEG Genève
- Mara Hellstern, ehemals FH Graubünden
- Thomas Weihhold, ehemals FH Graubünden
- Günter Hipler, UB Basel
- Sebastian Schüpbach, UB Basel
- Felix Bensmann, GESIS
- Benjamin Zapilko, GESIS
- Philipp Mayr, GESIS
Weiterführende Information
Publikationen
Publikationen
- Progué, Nicolas; Schneider, René (2017). Data streams in linked.swissbib.ch: the Swiss metacatalogue in the linked Open Data Cloud. In: Everything changes, everything stays the same?Understanding information spaces: Proceedings of the 15th International Symposium of Information Science (ISI 2017), Berlin, Germany, 13-15 March 2017. Glückstadt: Verlag Werner Hülsbusch, 2017, S. 359-361.
- Bensmann, Felix; Zapilko, Benjamin; Mayr, Philipp (2016): Interlinking large-scale library catalogue data with authority records. In: Frontiers in Digital Humanities, Hosting Specialty: Cultural Heritage Digitization.
- Progué, Nicolas; Schneider, René (2015). Modelling Library Linked Data in practice: three Swiss case studies. In: Re-inventing information science in the networked society: Proceedings of the 14th International Symposium on Information Science (ISI 2015), Zadar, Croatia, 19-21 May 2015. Glückstadt: Verlag Werner Hülsbusch, 2015, S. 118-128.
Poster
- Prongué, Nicolas; Schneider, René (2017). Data streams in linked.swissbib.ch: the Swiss metacatalog in the linked Open Data Cloud.15th International Symposium of Information Science (ISI 2017), Berlin, 13-15 March 2017. Glückstadt: Verlag Werner Hülsbusch, 2017, S. 359-361.
- Prongué, Nicolas; Schneider, René (2016). Data flows in linked.swissbib.ch: from MARC to Linked Data. Kongress BIS, Luzern, 31. August - 3. September 2016.
Vorträge
- Schneider, René (2017). Linked.swissbib.ch. Vortrag im Rahmen des Masterstudiums Management und Leadership im ABD-Bereich. Lausanne, 30.09.2017.
- Schneider, René (2017). Linked.swissbib.ch. Vortrag mit Diskussion im Rahmen des Semantic Web MeetUp Treffens. Zürich, 23. März 2017.
- Schüpbach, Sebastian (2016). Elasticsearch as Hub for Linked Bibliographic Metadata. Vortrag im Rahmen der Meetups von Elastic Switzerland. Zürich, 31. August 2016.
- Bensmann, Felix; Hellstern, Mara; Kuntschik, Philipp; Prongué, Nicolas (2016). Swissbib goes Linked Data. Semantic web in libraries. Bonn, 30. November 2016.
- Schneider, René (2016). Teilnahme an der Panel-Diskussion «Experiences and challenges of Linked Data in the realm of libraries». In: VERBORGH, Ruben. Library science talk: «Linked happily ever after», Genf/Zürich, 5.-6. Dezember 2016.
- Prongué, Nicolas; Schneider, René (2016). Feuille de route pour les Linked Data. Kongress BIS. Luzern, 31. August - 3. September 2016.
Sonstiges
- Unter dem Label «Swissbib goes Linked» wurden im Zeitraum April-Juli 2016 insgesamt vier Blogbeiträge unter http://swissbib.blogspot.ch (jeweils in deutscher und französischer Sprache) veröffentlicht. Im Einzelnen handelt es sich dabei um Artikel zum Thema Metadatentransformation, Modellierung, Indexierung, Verlinkung und Anreicherung, Präsentation der angereicherten Daten, sowie Hydra Web API for smarter clients.
- Im Newsletter der FH Graubünden wurde das Projekt mit dem Beitrag «linked.swissbib.ch: Das Semantic Web hält Einzug in die Schweizer Bibliothekswelt» vorgestellt.
Forschungsfelder
Beteiligte
Das Projekt wurde vom Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft (SII) in Zusammenarbeit mit der Haute école de gestion de Genève sowie der Universitätsbibliothek Basel umgesetzt.