Projekt auf einen Blick
Die Schweiz ist reich an audiovisuellen Kulturgütern: In mehr oder weniger professionell geführten Archiven liegen beispielsweise grosse Bestände audiovisueller Dokumente von Rundfunkveranstaltern, unzählige filmische und fotografische Werke, Videos, Phonogramme oder Multimedia-Dokumente aus Firmenarchiven und Nachlässen. Memoriav verfolgt als nationales Kompetenznetzwerk für die Erhaltung und Digitalisierung solcher Kulturgüter seit Ende der 1990er-Jahre das Ziel, das audiovisuelle Kulturgut in Form von Inventaren zu erfassen. Heute ergibt sich für Memoriav und das als Finanzierungs- und Aufsichtsbehörde fungierende Bundesamt für Kultur (BAK) eine durchzogene Bilanz der Inventarisierungsarbeit.
Projekt
Evaluation der Inventarisierung audiovisueller Kulturgüter in der Schweiz durch MemoriavLead
Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (SII) Mehr über Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (SII)Team
Aschwanden Michael Mehr über Aschwanden MichaelForschungsfelder
Digitalisierung von analogem Kutlurgut und digitale Langzeitarchvierung Mehr über Digitalisierung von analogem Kutlurgut und digitale LangzeitarchvierungAuftrag/Finanzierung
MemoriavDauer
Januar 2016 – Dezember 2017
Ausgangslage
Das Schweizerische Institut für Informationswissenschaft (SII) erhielt den Auftrag, zuhanden des BAK in den kommenden zwei Jahren einen zweistufigen Bericht zur Inventarisierung des audiovisuellen Kulturguts vorzulegen: Der nun ausgearbeitete Lagebericht liefert eine Ist-Analyse zur bislang geleisteten Inventarisierungsarbeit und zeigt offene Pendenzen auf. Die Ist-Analyse liefert aber auch Hinweise, ob (und eventuell wo) eine systematische Inventarisierung des audiovisuellen Kulturguts in der Schweiz an grundlegende (strukturelle oder methodische) Grenzen stösst. Die Inventarisierungsarbeiten werden auf der Basis eines theoretisch fundierten Inventarbegriffs beurteilt. Mit Blick auf die Inventarisierung audiovisueller Dokumente werden insgesamt acht Funktionen unterschieden und folgenden drei Nutzungskontexten zugeordnet: (1) archivische und wissenschaftliche Funktionen, (2) rechtliche und politische Funktionen und (3) Schutz- und Sicherheitsfunktionen. Inventare können zudem unterschiedliche Formen aufweisen, welche die verschiedenen Funktionen unterschiedlich gut mit Information (Metadaten) bedienen. Mit der Ist-Analyse wird die Grundlage geschaffen, um in der geplanten zweiten Teilstudie visionäre Konzepte für die weiterführende Inventarisierung audiovisueller Kulturgüter zu erarbeiten.
Resultate
Memoriav gliedert das audiovisuelle Kulturgut in die vier Hauptbereiche Fotografie, Ton, Film und Video. Das Kernziel der seit 1998 in allen vier Bereichen initiierten und (mit-)finanzierten Inventarisierungsarbeiten bestand darin, Planungsgrundlagen für Sicherungs- und Archivierungsmassnahmen zu schaffen. Dieses Ziel wurde am ehesten für den Bereich Fotografie erreicht. Für die Bereiche Ton, Film und Video fehlt eine integrale Planungsgrundlage für Sicherungs- und Archivierungsprojekte. Einzig für Radio- und Fernsehsendungen liegen bereits verschiedene systematische Inventarisierungsarbeiten vor.
Aus der vergleichenden Analyse der Inventarisierungsprojekte geht auch hervor, dass die verschiedenen Inventare auf unterschiedlichen methodischen Grundlagen basieren und von daher nur begrenzt vergleich- und aggregierbare Information liefern. Als einen grossen Mangel erweist sich, dass ein Bewertungskonzept für audiovisuelle Kulturgüter fehlt. Es wäre wichtig, Bewertungskriterien systematisch zusammenzutragen und auf ihre Relevanz für die verschiedenen Medientypen hin zu diskutieren. Je nach Wahl der Bewertungskriterien ist/sind nämlich unterschiedliche Information/Metadaten zu den Dokumentenbeständen notwendig, um auf der Basis von Inventaren Bewertungen und Priorisierungen vornehmen zu können.
Inventare dienen dem archivischen Fachpersonal insbesondere als Planungsgrundlage. Für die Öffentlichkeit gewinnen Inventare mit ihrer Publikation als Such- und Findmittel an Wert. Die von Memoriav initiierten Inventarisierungsarbeiten wurden mehrheitlich nicht auf eine öffentliche Publikation hin konzipiert. Wie aus der Analyse von acht ausgewählten AV-Portalen hervorgeht, besteht für Inventare mit systematisch aufbereiteten Bestandsbeschrieben durchaus ein breiter Bedarf. Insgesamt zeigt sich nämlich, dass das «Denken in Beständen» ein prägendes Element für die Beschreibung, Kategorisierung und Präsentation audiovisueller Dokumentenbestände ist. Die Orientierung an Beständen ist bei jenen Portalen am stärksten ausgeprägt, bei denen zwecks Publikation von Metadaten auf systematische Inventarisierungsarbeiten zurückgegriffen werden kann. AV-Portale fördern mit ihrem Denken in Beständen aktiv die Möglichkeit, Dokumente zu kontextualisieren und quellenkritisch zu würdigen. Je aktiver und expliziter sie das tun, desto stärker weisen sie in ihrem Selbstverständnis einen wissenschaftlichen Charakter auf.
Team
Weiterführende Information
Forschungsfeld
Beteiligte
Das Projekt wurde vom Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft (SII) im Auftrag von Memoriav umgesetzt.