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Projekt
IdiomVoice – Rätoromanischer Chatbot für Sursilvan
Projekt auf einen Blick

Projekt auf einen Blick

IdiomVoice verfolgt das Ziel, ein Sprachmodell und – darauf aufbauend – qualitativ hochwertige Chatbots für das rätoromanische Idiom Sursilvan zu entwickeln. Rätoromanisch gehört zu den bedrohten Sprachen und verschwindet aus dem Alltag. Die digitale Transformation bietet die Chance, dem entgegenzuwirken. Im Projekt wird ein Sprachmodell für das Idiom Sursilvan entwickelt, das als Basis für die Chatbot-Entwicklung dient.

 Dieses Sprachmodell steht dann als Open-Access-Ressource zur Verfügung, um Bündner Akteuren die Möglichkeit zu bieten, ihre digitalen Tools auf Rätoromanisch umzusetzen. Der erste Use Case im Projekt ist ein pädagogischer Chatbot für die PHGR und Lia Rumantscha, mit dem Alltagsdialoge auf Sursilvan geführt werden können – dieser wird der Öffentlichkeit frei zur Verfügung stehen. Vielfältige weitere Einsatzmöglichkeiten für spezialisierte Chatbots auf der Basis des Sprachmodells, von der Unterstützung in der Gemeindekommunikation bis hin zur Anwendung im Tourismus und in der Wirtschaft, werden in einem weiteren Projektschritt entwickelt. Die Vision von IdiomVoice ist es, die Sprachkompetenzen sowohl in der Region als auch in der Diaspora zu fördern und die Sprache mithilfe digitaler Tools im Alltag lebendig zu halten.

Ausgangslage

Ausgangslage

Rätoromanisch ist eine der drei Amtssprachen im Kanton Graubünden und stellt die kleinste Sprachgemeinschaft in den Bündner Tälern dar. Für viele Rätoroman:innen in den Bündner Tälern ist die Situation der Mehrsprachigkeit ein Normalfall. Hinzu kommt: Aufgrund der gestiegenen Mobilität leben Rätoromanisch-Sprechende in der gesamten Schweiz verteilt, d. h. sie befinden sich in der Diaspora. Dadurch bilden sich «Sprachinseln», und der Gebrauch des Rätoromanischen kann verloren gehen, sofern dies nicht bewusst gepflegt und im Alltag eingebaut wird. Der Nichtbenutzung einer Sprache folgt der Verlust von Sprachkompetenzen bei den Sprechenden. Dies führt mittel- und längerfristig zum Aussterben einer Sprache. Die Situation der Mehrsprachigkeit bietet zugleich Chancen für den Sprachenerhalt und kann als Ressource für gelebte Sprachenvielfalt dienen.

Projektziel

Projektziel

IdiomVoice bietet einen innovativen Ansatz, um den Sprachenerhalt der rätoromanischen Idiome zu sichern. Wir entwickeln im Projekt ein Open-Access-Sprachmodell zur Textgenerierung sowie einen pädagogischen Chatbot für das Idiom Sursilvan, mit dem das Hörverstehen und Sprechen auf Anfängerniveau eingeübt werden kann. Der Chatbot wird als digitale Erweiterung in das neue Sprachlehrmittel «arvaportas» der PH Graubünden integriert. Dieser Chatbot ist später auf einer eigenen Webseite öffentlich zugänglich. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten für Dienstleistungen im Kanton.

Um den Bestand der rätoromanischen Idiome zu sichern, ist zweierlei nötig: Es ist wichtig, die Sprache im Alltagsgebrauch zu halten und die Sprachkompetenzen vor Ort und in der Diaspora auszubauen. Dafür braucht es eine Referenz, die das Idiom in seiner sprachlichen und kulturellen Vielfalt abbildet, von der gelernt werden kann, auch wenn keine Muttersprachler:innen dabei sind. Dies erreichen wir über die sorgfältige Zusammenstellung des Korpus für den Chatbot, auf dessen Basis das Sprachmodell trainiert wird. Diesen Korpus erarbeiten wir in Kooperation mit Fachstellen vor Ort (PHGR, Lia Rumantscha, RTR).

Damit erreichen wir zwei Ziele: 1. Ziel: Wir entwickeln einen pädagogischen Chatbot zum Idiom Sursilvan, mit dem einfache Alltagsdialoge in einem motivierenden mediendidaktischen Rahmen geführt werden können. Dieser Chatbot ergänzt das neue Lehrmittel «arvaportas» um notwendige Übungen zur Mündlichkeit im Dialog. 2. Ziel: Für das Rätoromanische gibt es bisher keine Anwendungen mit KI-gestützten Komponenten. Mit der Entwicklung eines Sprachmodells für das Sursilvan trägt IdiomVoice zur Digitalisierung der rätoromanischen Sprache bei. Denn das Sprachmodell kann über den didaktischen Kontext des Sprachenlernens hinaus nach der Entwicklung von jedem Unternehmen für dessen Anwendungsfall (z. B. Gemeinde, Bergbahn) adaptiert werden. Da es als Open-Access veröffentlicht wird, können Unternehmen dieses in ihre Produkte integrieren und zur lokalen Wertschöpfung (Kundenkontakt) einsetzen.

Zwischenstand

Zwischenstand

Die Qualität eines KI-gestützten Sprachmodells bemisst sich an der Qualität der (Sprach-)Daten, mit denen es trainiert wird – dem sogenannten Korpus. Dank unserer Partner können wir verschiedene sprachliche Quellen in unseren Korpus integrieren. Um einen möglichst umfassenden und aktuellen Trainingskorpus zu haben, sammelten wir im Rahmen einer «Sprachspende» alltagssprachliche Sätze und Redewendungen. Per Online-Umfrage konnten Muttersprachler:innen zu verschiedenen Redeanlässen kurze Texte und Dialoge verfassen. Die Aktion startete am digidi 2024 der Lia Rumantscha und lief einen Monat. Die Ergebnisse der Sprachspende werden derzeit von Sprachwissenschaftler:innen evaluiert. Parallel dazu erarbeiten die KI-Experten die Strategie und Methodiken für das Training des Sprachmodells. Im Anschluss daran startet die Entwicklungsphase, in der eine erste Version des Sprachmodells sowie ein erster Prototyp des pädagogischen Chatbots entwickelt wird.

Team

Team

Dozent, Projektleiter
Prof. Dr. oec. Curdin Derungs
Wissenschaftliche Projektmitarbeiterin
Nadine Ganz
Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter
Curdin Marxer
Dozentin
Elke Schlote
Dozent
Gion Sialm